Driescher KreiselSchranken sinken nur noch selten

Nur noch sehr selten fährt der Zug aus dem Zanderswerk über den Driescher Kreisel – der große technische Aufwand lohnt kaum.
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Bergisch Gladbach – Aufmerksame Verkehrsteilnehmer haben es schon lange bemerkt: Der Driescher Kreisel, wegen seiner vielen bunt blinkenden Lichter scherzhaft auch Kirmes-Kreisel genannt, ist praktisch außer Dienst. Wochenlang werden die 14 Schranken, 23 Ampeln und acht Lautsprecher nicht gebraucht. Der Grund ist ein trauriger: Da die Papierfabrik Zanders bei weitem nicht ausgelastet ist, wird auch im Kraftwerk von Zanders nur wenig Kohle verbraucht. Und Kohle ist es vor allem, die über den Kreisel per Bahn angeliefert wird. 330.000 Euro hat das Verkehrsbauwerk gekostet. Es ist einer der ganz wenigen innerstädtischen Kreisverkehre in Deutschland, durch den Gleise laufen – allen Bahnexperten bekannt.
Andreas Euler, Geschäftsführer von Metsä Board Zanders, ist alles andere als glücklich über die Situation. „Wir hoffen natürlich, dass es schon bald wieder mehr Züge sein werden, die in unser Werksgelände rollen“, sagte er. Und dafür sehe er auch Anzeichen. Schließlich gebe es gute Ansätze für eine bessere Auslastung der Maschinen. Aber in naher Zukunft würden es maximal zwei Züge im Monat werden. Vielleicht auch nur einer in zwei Monaten. Diese werden auch noch außerhalb der Hauptverkehrszeiten fahren. Euler: „Es geht uns um eine möglichste geringe Belastung des normalen Verkehrs am Driescher Kreisel.“
Die Kosten für die Wartung und Instandhaltung der aufwendigen Technik trägt die Firma Zanders. Genau beziffern lassen sie sich nicht. Aber es sei egal, ob die Bahn einmal im Monat oder täglich fahre. Bei Zanders stellt sich auch nicht die Frage, ob ein Rückbau des Driescher Kreisels eine Möglichkeit sei. Im Falle einer steigenden Auslastung des Werkes – und darauf setzt Euler – werden wieder mehr Züge fahren.
Dabei beruhten die Pläne für den Driescher Kreisel auf insgesamt vier Fahrten pro Tag. Angewandt wurden die Bestimmungen der „Eisenbahnkreuzungs-Verordnung“. Nach dieser Verordnung waren die Ampeln, Schranken und Lautsprecher eben notwendig. Die Stadtverwaltung Bergisch Gladbach erklärte 2008: „Wir wollten diesen Aufwand nicht treiben, aber wir mussten uns der Rechtslage beugen.“ Allerdings wurde auch argumentiert, dass man lieber aufwendiger bauen wolle als später nachzurüsten. Für ein oder zwei Züge im Monat, die auch noch abends fahren, wäre die große Zahl von Ampeln, Schranken und Lautsprechern nicht nötig gewesen. Aber man wollte damals auf Nummer sicher gehen. Das Nachrüsten für den Fall einer häufigen Kreuzung des Kreisels durch Züge sei extrem teuer.
Die Baukosten von 330.000 Euro wurden damals gedrittelt. Die Stadt, Zanders und das Land zahlten jeweils 110.000 Euro. Allerdings holte sich die Stadt über Förderanträge noch einmal 77 000 Euro vom Land zurück. So blieben am Ende 33.000 Euro, die aus dem Stadtsäckel bezahlt werden mussten. Deshalb hat die Stadt immer noch den geringsten finanziellen Schaden an einem Bauwerk, dass nach heutiger Erkenntnis überdimensioniert gebaut wurde.