„Elterntaxis“ in Bergisch GladbachKinder sollen zu Fuß zu Grundschulen in Hand gehen
Bergisch Gladbach – Mit extra eingerichteten Haltezonen will die Stadt gegen das allmorgendliche Verkehrschaos vor den beiden Grundschulen im Stadtteil Hand vorgehen. Am Mittwoch ist das Pilotprojekt offiziell gestartet und hat eine erste positive Wirkung gezeigt. Deutlich weniger Eltern sind in die schmale St.-Konrad-Straße hineingefahren, um ihre Kinder möglichst nah vor den Eingängen aussteigen zu lassen.
„Es besteht aber noch weiterhin Informationsbedarf“, lautet das erste Fazit von Stadtsprecherin Marion Linnenbrink. Beim Praxistest gestern Morgen haben sich nämlich doch noch einige Mütter und Väter mit ihren Wagen im Wendehammer der St.-Konrad-Straße gedrängelt, kommen hier kaum aneinander vorbei, weichen auf den Bordstein aus und bringen dabei all jene Kinder in Gefahr, die nicht mit dem Auto gebracht werden, sondern zu Fuß unterwegs sind.
„Ich habe es eilig“, „Von den Haltebuchten habe ich noch nie etwas gehört“, „Sonst kommen wir ja immer zu Fuß, nur heute nicht“, lauteten einige der Begründungen, die Franziska Wilbert, städtische Mobilitätsmanagerin, zu hören bekam, als sie die Leute persönlich von dem Projekt „Geh-Spaß statt Eltern-Taxi“ überzeugen wollte.
In drei Straßen in der Nähe der katholischen Grundschule und der Gemeinschaftsgrundschule sind Hol- und Bringzonen eingerichtet worden: in der Handstraße, Dellbrücker Straße und Peter-Walterscheidt-Straße. Die Elterntaxi-Haltestellen – markiert mit blauen Randsteinen – liegen etwa 250, 300 und 500 Meter von den Schulen entfernt. Verkehrsschilder ordnen dort ein eingeschränktes Halteverbot an für die Hauptzeiten des Unterrichtsbeginns (7.30 bis 8.30 Uhr) und Schulschlusses (12 bis 15.30 Uhr). Der Weg bis zum Schultor ist mit gelben Fußstapfen gekennzeichnet.
„Das Stückchen Weg können auch die jüngeren Kinder bewältigen“, meint Monika Litzen, Leiterin der katholischen Grundschule. Sie hofft, dass sich davon möglichst viele Eltern überzeugen lassen. Ob die Haltebuchten angenommen werden, könne jetzt noch nicht beurteilt werden. „Dafür ist es zu früh. Das muss man abwarten“, sagt Litzen. Zumal der Andrang am Mittwochmorgen nicht so groß wie sonst war. Viele Kinder kamen erst zur zweiten Stunde gekommen, weil der Schulgottesdienst ausgefallen war.
Auch die Leiterin der Nachbarschule, Barbara Dortmann, ist davon überzeugt: „Den Weg selbst zu gehen, stärkt das Selbstvertrauen der Kinder und gibt Sicherheit für das Verhalten im Straßenraum.“ An beiden Schulen wird die Aktion durch Unterrichtsreihen unterstützt. Und für die Kinder gibt es als Motivation eine Belohnung: Für jeden zu Fuß gegangenen Weg sammeln die Kinder einer Klasse Sternchen.
Bei einer vorher ausgemachten Anzahl von Sternchen gibt es eine Anerkennung. „Zum Beispiel eine Verlängerung der Hofpause“, erzählt Dortmann. Ihre Hoffnung: „So werden über die Kinder die Eltern mit ins Boot geholt.“ Bislang seien alle Appelle an die Eltern, die Kinder zu Fuß zu schicken, ins Leere gelaufen. Auch pädagogische Programme zur Schulwegsicherung hätten keinen Erfolg gebracht.
Die Eltern seien sich gar nicht bewusst, dass sie andere gefährdeten. Nachmittags um 15 Uhr wiederhole sich meist das Chaos, wenn die Kinder aus dem Ganztag abgeholt werden. „Ganz schlimm ist es an Schlechtwettertagen“, sagt Dortmann. Zwar sei ihr erster Eindruck, dass das Angebot der Haltebuchten genutzt werde. Ob das dauerhaft so bleibe, müsse man sehen.
Die Stadtverwaltung will die Situation weiter beobachten. In der kommenden Woche sind Mitarbeiter erneut persönlich vor Ort, um über das Projekt zu informieren.