Zum Schuljahresbeginn macht die Stadt Bergisch Gladbach Elterntaxis ein neues Angebot.
Neue Haltebuchten sollen helfen, das morgendliche Verkehrschaos vor den Grundschulen zu lindern.
Doch die Haltebuchten stoßen nicht auf ungeteilte Zustimmung.
Bergisch Gladbach – Mit neuen extra eingerichteten Haltezonen geht die Stadt pünktlich zum Schuljahresbeginn gegen das allmorgendliche Verkehrschaos vor Grundschulen vor. Im Stadtteil Refrath wurden drei Grundschulen mit Elterntaxi-Parkbuchten versorgt – auf Wunsch der Schulen und Eltern.
Anwohner beklagen allerdings, dass dadurch Parkraum wegfalle.
Kurz vor acht Uhr wird es vor den meisten Grundschulen in der Stadt hektisch. Die Situation vor dem Eingang der KGS An der Steinbreche ist seit Jahren schwierig. Auf dem schmalen Mohnweg rollt Auto um Auto heran.
Türen werden aufgerissen, Schulranzen aus Kofferräumen gewuchtet. Einige Eltern nehmen ihre Kinder an der Hand und geleiten sie bis vors Schultor. Andere Sprösslinge hüpfen unbekümmert auf der Straßenseite aus dem Wagen – ohne zu schauen, ob sich bereits das nächste Fahrzeug annähert.
Chaotische Szenen vor Grundschulen
So schilderten Schulleiterin Sylvia Kluge und ein Sprecher der Elternschaft im Februar im Ausschuss für Anregungen und Beschwerden chaotische Szenen, die sich immer wieder morgens und mittags abspielen. An Schlechtwettertagen ist es besonders schlimm.
Dabei kommt es regelmäßig zu gefährlichen Situationen, sogar zu Unfällen. Vor der GGS Kippekausen wurde im Januar ein Junge auf der Burgstraße von einem Elterntaxi-Auto angefahren, wie es damals im Polizeibericht hieß.Von den neuen blau markierten Hol- und Bringzonen in Refrath – neun Stück an der Zahl – sollen die Grundschulen KGS An der Steinbreche, KGS In der Auen sowie KGS Kippekausen profitieren.
Die Elterntaxi-Haltestellen liegen immer bewusst einige hundert Meter entfernt von den Schulen. Verkehrsschilder ordnen dort ein eingeschränktes Halteverbot an für die Hauptzeiten des Unterrichtsbeginns (7.15 Uhr bis 8.15 Uhr) und Schulschluss (11.30 bis 16.45 Uhr).
„Nicht bis vors Schultor chauffieren“
„Es geht darum, dass die Eltern die Kinder nicht mit dem Auto bis vor das Schultor chauffieren“, erklärt Stadtsprecher Martin Rölen. Von den Haltepunkten aus sollen die Kinder allein sicher zur Schule kommen, sollen dabei aber noch ein bisschen laufen.
Insgesamt gibt es im Stadtgebiet bereits 16 Haltezonen, außer in Refrath noch in den Stadtteilen Sand, Hand und Bensberg, wo allerdings zwei Buchten wegen eines Bauvorhabens noch nicht markiert werden konnten. Mit weiteren drei Grundschulen seien die Gespräche zur Ausweisung von Zonen noch nicht abgeschlossen, sagt Rölen.
Regelungen in anderen Kommunen des Kreises
Odenthal: Vor der Katholischen Grundschule Voiswinkel soll für 50.000 Euro eine Zone für Elterntaxis gebaut werden. Mit der Kiss-and-Ride-Zone will man nicht nur die St. Engelbert-Straße entlasten, sondern auch den Lehrerparkplatz, der häufig von Eltern zugeparkt werde, so die Verwaltung.
Kürten: In der Gemeinde Kürten gibt es vor den Schulen keine Zonen für Elterntaxis, erklärt die Bereichsleiterin.
Rösrath: Für das Schulzentrum am Sandweg existieren seit Mai drei Hol- und Bringzonen: An der Merlenburg (bei den Tennisplätzen), an der Brander Straße (nahe der Kita) und an der Scharrenbroicher Straße (nahe dem Hallenbad). Ob weitere Zonen an den Grundschulen Forsbach und Hoffnungsthal sinnvoll sind, ist offen.
Overath: An fünf der sechs Grundschulen gibt es Bringzonen, und zwar an den Grundschulen Heiligenhaus, Immekeppel, Marialinden, Overath und Sülztal. Neu hinzu kommt heute eine „Kiss-and-ride“-Spur am Schulzentrum. (red)
Die Plätze lege das städtische Mobilitätsmanagement in Absprache mit Ordnungsbehörde, Polizei und Abteilung Verkehrsflächen fest. Das Projekt ist Bestandteil des Mobilitätskonzepts und trägt den Namen „Gehspaß statt Elterntaxi“.
Eine Anwohnerin aus Bensberg kritisiert, dass knapper Parkraum wegfalle. Zudem sei es umständlich, den Wagen ständig umsetzen zu müssen. Ein Anwohner aus Refrath versteht den Sinn des neuen Platzes gegenüber vom Friedhof nicht. Die nächstgelegene Schule sei 700 Meter weit weg, gibt er zu Bedenken.
Eine wissenschaftliche Studie der Bergischen Universität Wuppertal im Auftrag des ADAC bestätigt, dass die selbstständige Mobilität von Kindern wichtig sei. Deshalb wird die Haltezonen-Aktion an den Schulen auch pädagogisch unterstützt: mit dem Verkehrszähmer-Programm.
Für jeden zu Fuß gegangenen Weg sammeln die Kinder Bonuspunkte. Bei einer vorher ausgemachten Anzahl von Punkten gibt es eine Anerkennung, etwa eine Verlängerung der Hofpause. Die Standorte der Haltezonen sind auf einer digitalen Karte auf der städtischen Homepage verzeichnet .