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Eröffnung des „Meating Point“ in Bergisch GladbachPure Lust am Steakfleisch

Lesezeit 3 Minuten

Spezialisten für besondere Steaks sind Sebastian Steinbach (l.) und Timo Richerzhagen.

Bergisch Gladbach – Niedliche Kälber stehen auf einer weiten Weide. Die Schwarz-Weiß-Fotos an den Wänden im Meating Point sind der Hingucker. „Und die soll ich essen“, will man fassungslos rufen, aber Timo Richerzhagen stoppt den spontanen Mitleids-Anfall sofort: „Eben nicht“, sagt der frisch gebackene Gastwirt. „Die haben noch ein schönes Leben vor sich. Wir servieren hier nur Fleisch von ausgewachsenen amerikanischen und irischen Rindern.“

Aus Nebraska kommen die US-Viecher: „Das ist einfach das allerbeste Fleisch“, versichert Küchenchef Sebastian Steinbach. Aber es passt auch perfekt ins Konzept der beiden 35-Jährigen, die an der Saaler Mühle kurz vor Weihnachten ihr neues Steakhaus eröffnet haben. Schick, ohne steif zu sein, bodenständig, modern – so präsentieren sich die Gladbacher, die sich schon lange kennen. Über zehn Jahre lang hat Steinbach im Restaurant von Timo Richerzhagens Eltern in Bensberg gekocht, während der Sohn dort ab und zu gejobbt hat.

Denn eigentlich ist Richerzhagen Steinmetz und Bildhauermeister, und ein wenig vom Martialischen spiegelt sich auch im Konzept des Restaurants. Das reine Fleisch steht hier im Mittelpunkt, dicke Stücke aus der Flanke (Flank) oder dem Zwerchfell (Skird), T-Bone, Porterhouse, hohe Rippe: Das sind Namen, die Outdoor-Herzen höher schlagen lassen. Gegrillt wird auf einem Montagu-Grill, ein seltenes Profi-Prachtstück aus den USA, das Temperaturen von über 1000 Grad erzeugen kann. „So entwickeln sich ganz besondere Röstaromen“, schwärmt Steinbach. Zwischen sechs Garstufen kann der Gast sein Steak auf den Punkt wählen, von „black and blue“ (außen stark geröstet und innen kalt und roh) bis „well done/tot“, also bis zum Kern durchgebraten – wovon sich die Hausherren übrigens freundlich distanzieren. Dazu gibt’s handgeschnittene Pommes, frisches Gemüse und Soßen, Salat, und als Alternative natürlich Fisch und ein vegetarisches Gericht.

Lagerfeuer-Romantik in Edelstahl-Optik: Durchaus offensiv betonen die beiden ihre Ansage. Timo Richerzhagen darf endlich die von Muttern ungeliebten Tattoos aufblitzen lassen, zumindest unter dem aufgekrempelten Hemd. Auf dem Rücken schlängelt sich ein Leuchtturm empor, von der Brust lächelt die kleine Schwester. „Als nächstes kommt ein T-Bone-Steak auf den Arm und unser Logo“, stellt der Mann in Aussicht. Das Logo zeigt eine Kuh im Leonardo-Kreis. Sebastian Steinbach hat auch Tattoos, will sie aber nicht zeigen. Er trägt Schwarz und nennt sich Meat&Heat-Director, was man frei mit „Fleischbrandmeister“ übersetzen könnte. Timo hat als Liquid Director die Verantwortung für den noch überschaubaren Weinkeller, der aber immerhin einen Hauswein vom renommierten Winzer Joachim Heger aus dem Kaiserstuhl anbietet.

Dass an dieser Stelle wieder ein Steakhaus sein sollte, lag für die Gastronomen auf der Hand. Fast 30 Jahre lang war hier das Steakhaus Manadas, dessen Betreiber im Sommer 2013 mit ihrem Sohn bei einem Hubschrauberabsturz in Rumänien ums Leben gekommen waren. Insgesamt fünf Personen starben bei dem Unglück, das sich nahe dem Dorf Taureni in Siebenbürgen ereignete. Die Ursache blieb ungeklärt. Die Bensberger Familie soll kurz davor gestanden haben, das Haus zu kaufen, doch an Fremde wollte der Eigentümer nicht verkaufen. Aber Richerzhagen als Pächter konnte er sich gut vorstellen. Seit Sommer haben die beiden das Gaucho-Ambiente entfernt. „Offenbar kommt unser Stil an“, freut sich Richerzhagen. Im Sommer wird der Biergarten eröffnet, nah beim Saaler See.