Politiker für GedenkstätteErinnern an Gladbacher Neonazi-Mordopfer Patricia Wright
Bergisch Gladbach – Keine Straßenbenennung, sondern eine zentrale Gedenkstätte: An einem Gedenkort im Umfeld von Konrad-Adenauer-Platz und Kunstmuseum Villa Zanders könnte an die am 3. Februar 1996 von einem Neonazi in Bergisch Gladbach ermordete Patricia Wright erinnert werden. Eine entsprechende Bürgeranregung aus dem Umfeld der „Erinnerungspolitischen Initiative Bergisch Gladbach“ wird im Hauptausschuss der Stadt auf die Tagesordnung kommen. Der vorgeschaltete Ausschuss für Anregungen reichte den Bürgervorschlag einstimmig und mit vielen unterstützenden Stellungnahmen weiter.
Die Idee, eine Straße oder einen Platz nach dem Mordopfer zu benennen, ist damit vom Tisch. Ein Gedenkort in der Stadtmitte sei auch im Sinne der Angehörigen von Patricia Wright, sagte ein Sprecher bei der Beratung im Ausschuss. Mit ihnen bestehe ein enger Austausch. Auch andere Orte in Deutschland erinnerten mit Gedenktafeln an die Opfer rechter Gewalt, so die Stadt Eberswalde an den 1990 ermordeten Angolaner Amadeu Antonio. Vor etwa einem Jahr hatten die Mitglieder der Gladbacher Initiative eigenmächtig das politisch seit langem umstrittene Straßenschild „Hindenburgplatz“ in Bensberg mit dem Schriftzug „Patricia-Wright-Straße“ überklebt.
"Gesellschaft aufrütteln"
Solch eine Gedenkstätte solle die Gesellschaft aufrütteln, betonte für die SPD Jannes Komenda. Die SPD wie auch Grüne und FDP für die Gladbacher Ampelkoalition unterstützten das Anliegen, sagte Komenda. Der Bürgerantrag solle wohlwollend an den Hauptausschuss gehen. Die Mitglieder der Initiative sollten bei allen weiteren Abstimmungen eingebunden werden. Ute Stauer (SPD) regte an, auch die Kunstschaffenden zu beteiligen. „Nicht nur eine Gedenktafel soll entstehen.“ Mit einem Kunstwerk könne ein weiterer Zugang zum Gedenkort erreicht werden. „Patricia Wright steht für viele“,, sagte die SPD-Politikerin. Auch ein Kunstwerk solle gemeinsam mit den Angehörigen erarbeitet werden. Eine Gedenkstelle für Patricia Wright habe auch eine politische Dimension, meinte Walter Paduch (Grüne).
Beratung im Hauptausschuss
„Es ist wichtiger denn je, auf solche Taten aufmerksam zu machen“, meinte Claudia Caspers für die CDU. Ihre Fraktion werde das Anliegen im Hauptausschuss unterstützen. Frank Cremer (AfD) sprach von einem „brutalen Mord“ an der Gladbacherin. Die AfD stehe hinter dem Anliegen, eine Gedenktafel an der Mauer der Villa Zanders brachte er ins Gespräch.
Wichtigster Akteur im angestoßenen Prozess ist die Stadtverwaltung. Im Ausschuss erklärte der Beigeordnete Harald Flügge, die Stadt unterstütze das Anliegen eines Erinnerungsplatzes. Über das Wo und Wie müsse im Detail gesprochen werden. Eine „Einzelfallprüfung“ sei erforderlich. Eine Aussage, ob im Umfeld des Konrad-Adenauer-Platzes ein Gedenkort eingerichtet werden könnte, machte Flügge nicht.
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In der Umgebung des Platzes gibt es bislang das Holocaust-Mahnmal, im Juni 1993 im Park der Villa Zanders errichtet. Heinz-Günter Prager schuf dafür einen über fünf Tonnen schweren Eisenquader aus gebranntem Stahl, Gerhard Rühm meißelte eine Inschrift in die umlaufenden Pflastersteine: „Die Lüge von der Auschwitzlüge ist die furchtbarste Lüge“. Weitere Gedenkstätten im Umfeld des Platzes erinnern an Ehrenbürger Franz Heinrich Krey (Bürgermeister und Bundestagsabgeordneter) und Charly Vollmann, der 1945 eine Bombardierung der Stadt verhinderte.