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Bergisch GladbachGünter Wallraff erzählte von seinen Undercover-Einsätzen

Lesezeit 2 Minuten

Gesammelte Erfahrungen aus der sozialen Unterwelt hatte Günter Wallraff im Gepäck.

Bergisch Gladbach – Um die Farbe Schwarz geht es in der neuen Ausstellung im Kunstmuseum Villa Zanders. Das ist natürlich hauptsächlich etwas fürs Auge, aber das Thema ist einfach zu verführerisch, um es auf Positionen der zeitgenössischen Kunst zu beschränken.

Eine schöne Idee, im Begleitprogramm den Kölner Journalisten Günter Wallraff einzuladen, der mit seinen Reportagen aus den Dunkelzonen Deutschlands Weltruhm erlangt hat.

„Schwarzarbeit“ hat der 1942 in Burscheid geborene Autor in seinem Leben schon viel geleistet in seinen sogenannten Rollenreportagen, darunter als Türke Ali, als Obdachloser oder als somalischer Flüchtling.

Günter Wallraff als somalischer Flüchtling Kwami Ogonno

„Ich habe länger keine Lesung gemacht“, gestand Wallraff in der Villa Zanders, war aber dennoch gut präpariert für eine Art „Best of“.

Diesem schickte er einen kleinen politischen Exkurs voraus über „verhetzte Parteien“ (AfD), einen „rückwärtsgewandten“ Islam („bedrohlich“) und Angela Merkel, die er eine „Lichtgestalt“ nannte.

Sodann ging es zur Sache, Wallraff las aus seinen Reportagen, zeigte einen Ausschnitt aus dem Film „Schwarz auf Weiß“, der ihn als ziemlich farbigen Menschen auf Wohnungssuche in Deutschland begleitet.

Das ist alles nicht neu, aber Wallraffs Berichte aus der Unterwelt haben nichts von ihrem Schrecken verloren.

Man riecht den erstickenden Ruß in den Kokskellern von Thyssen-Krupp und schluckt schockiert angesichts der Menschenverachtung, mit der ostdeutsche Jugendliche den schwarzen Mann im Zug drangsalieren.

Wallraff filmt und zeichnet auf, was er erlebt, und diese Authentizität, verbunden mit seiner plastischen Sprache, lässt die Mächtigen nicht kalt. So kann Wallraf auch von Erfolgen berichten, etwa bei der Verbesserung von Arbeitsbedingungen bei Thyssen oder Daimler. „Da renne ich heute offene Türen ein“, sagt er stolz.

„Workwatch“ heißt ein weiteres aktuelles Projekt. Es geht Fällen nach, in denen sich Arbeitgeber gegen ihre Beschäftigten versündigen. „Das nimmt leider zu, die Arbeitsbedingungen werden härter und unsicherer“, sagt Wallraff und berichtet von Rechtsanwälten, die Arbeitnehmer und Betriebsräte gezielt mobbten, um sie loszuwerden oder mundtot zu machen. „Die Helios-Kliniken und Zalando“ nennt Wallraff als derzeitige Zielscheiben. Lohndumping ist das Stichwort; auch das geht – wie oft – mit Prozessen einher. „Ich hab ’ da demnächst noch etwas vor . . .“, versprach Wallraf den leider nicht sehr zahlreichen Gästen einer Veranstaltung, die dem ambitionierten Multikunstprojekt „Schwarzarbeit“ gut zu Gesicht stand.