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„Es werden Lösungen gesucht“Hacker-Angriff sorgt für Chaos in Rhein-Berg – Verwaltungen lahmgelegt

Lesezeit 3 Minuten
Das Foto zeigt das Rathaus von Bergisch Gladbach

Auch das Gladbacher Rathaus war vom Hackerangriff betroffen.

Der Hackerangriff auf den Dienstleister Südwestfalen-IT stört weiter die Arbeit zahlreicher Kommunen im Rheinisch-Bergischen Kreis

Wenigstens eine gute Nachricht gibt es: Brautpaare können in der Kreisstadt weiter heiraten. Die Mitarbeiter des Gladbacher Standesamtes hatten die Beurkundungen für die nächsten Tage bereits ausgestellt, bevor am Montagabend die Internetseite der Stadtverwaltung vom Netz genommen werden musste. Elektronische Beurkundungen waren hingegen auch am Dienstag nicht möglich.

Der Hackerangriff auf die Südwestfalen-IT (SIT) hat die Gladbacher Stadtverwaltung stark getroffen, wie alle 72 Mitgliedskommunen, die die Dienste der SIT nutzen. Im Bürgerbüro ging schon am Montag nichts mehr, am Dienstag bot sich das selbe Bild. 150 vereinbarte Termine musste die Stadt absagen, weil sämtliche Dienstleistungen beeinträchtigt waren. Pass, Führerschein, Ummeldung – nichts ging mehr.

Am Dienstag versuchten die Mitarbeiter, alle jene Bürger für alternative Termine anzurufen, die ihre Telefonnummer hinterlegt hatten. Die Außenstellen in Bensberg und Refrath mussten schließen. Das gesamte Serviceportal der Stadt war auch am Dienstag nicht erreichbar; es wird von der SIT betrieben. Neue Gewerbemeldungen über die Ordnungsbehörde waren am Dienstag nicht möglich.

Sozialleistungen betroffen

Die Abteilung Kommunalsteuern wickelt ihren Schriftverkehr über die Südwestfalen-IT ab, sie ist seit Montag nicht arbeitsfähig. Wer auf Zahlungen für Elternbeiträge und Sozialleistungen wartet, muss sich ebenfalls in Geduld üben. Der Hackerangriff hat auch diese Abteilungen getroffen, sie können nach Auskunft der Stadt nur eingeschränkt arbeiten. Die monatlichen Zahlungen an Asylsuchende für den Monat November hatte die Stadt bereits vor dem Hackerangriff geleistet, dieser Bereich ist nicht betroffen.

„Es werden alternative Lösungen für alle Beteiligten entwickelt, um eine schnelle und unkomplizierte Handhabung zu ermöglichen“, so die Verantwortlichen der Stadtverwaltung. Wie in dem kleinen gallischen Dorf von Asterix und Obelix fühlte sich in Odenthal auch gestern noch der Beigeordnete Martin Stein. Denn auch das Odenthaler Rathaus ist nach dem Hackerangriff der Südwestfalen IT abgeschnitten von der digitalen Welt.

Keine Emails gelangen ins Postfach, keine Emails verlassen das Rathaus, keine Datenbank kann aufgerufen werden. Nur das gute alte Telefon funktioniert noch, „denn das machen wir noch nicht übers Internet“, erklärte Stein via Telefonleitung. Ein Glücksfall, wenn die digitale Technik ausfällt. Einen Teil der Verwaltungsmitarbeiter hat Stein zwecks Überstundenabbau in den verlängerten Feiertag geschickt, da viele Tätigkeiten ohne funktionierenden PC nicht möglich sind.

Keine Ausweise

„Nicht einmal Personalausweise können wir im Bürgerbüro ausgeben“, sagte Stein. Denn wo man früher das neue Ausweisdokument aus der Schublade fischte und sich auf einem Formular den Empfang quittieren ließ, da wird heute eine elektronische Signatur verlangt. Und ohne Empfang eben kein Empfang.

Das Bürgerbüro habe man dennoch geöffnet, um wenigstens mündliche Auskünfte geben und Anliegen entgegennehmen zu können, so Stein. Geänderte Öffnungszeiten hätte man ohnehin nicht rechtzeitig publik machen können. Denn auch die Homepage der Gemeinde ist lahmgelegt.

Telefon wieder wichtig

In der Nachbarkommune Kürten zeigte sich am Dienstag eine vergleichbare Lage. Die Internetseite abgeschaltet, Bürgerdienste nur eingeschränkt möglich. E-Mails verschickte die Gemeinde über einen Server einer angeschlossenen Grundschule.Übers Telefon blieben die Mitarbeitenden erreichbar.

In Overath ist die Telefonzentrale ohne Pause besetzt, weil der externe E-Mail-Verkehr lahmgelegt ist. Teils werden Überweisungen händisch geregelt, das Buchungs- und Kassensystem in der Overather Verwaltung ist ebenfalls betroffen.

Für die kommenden Tage kündigte der Erste Beigeordnete Thorsten Steinwartz „weiter einen Notbetrieb“ an und hofft, dass SIT oder eigene Scans Lösungen finden.