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InsolvenzProduktion bei Zanders soll normal weiterlaufen – Mitarbeiter verunsichert

Lesezeit 3 Minuten

Der vorläufige Insolvenzverwalter Dr. Marc d’Avoine durchleuchtet das gesamte Zanders-Geschäft.

Bergisch Gladbach – Ruhe ist die erste Zanderspflicht, so die Kernaussage der ersten offiziellen Pressekonferenz nach der Eröffnung des Insolvenzverfahrens für das Papierwerk. Die neuen Sanierungs-Geschäftsführer von Zanders – es sind gleich drei – und auch der vom Gericht eingesetzte vorläufige Insolvenzverwalter formulierten ihr erstes Etappenziel: Ruhe ins Alltagsgeschäft bringen – bei Belegschaft, Zulieferern und Kunden. Womit im Umkehrschluss auch klar ist, was das drängende Problem der Papierfabrik ist: Die Produktion normal weiterlaufen zu lassen.

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Und das mit einem Geschäftsführungskonstrukt, das erklärungsbedürftig ist. Gleich zu Beginn der Konferenz pochte Insolvenzverwalter Dr. Marc d’Avoine auf seine unabhängige Stellung und lehnte ein gemeinsames Foto mit den Zanders-Geschäftsführern ab. Und später machte er mehr als einmal deutlich, dass er für die Gläubigerseite agiere. Und die hat sicher kein Interesse, eine Fabrik zu sanieren, damit der Eigentümer sie anschließend gewinnbringend verkaufen kann. Der Weiterbetrieb von Zanders ist aus dem Blickwinkel von d’Avoine kein Selbstzweck – er soll dazu dienen, den Schaden der Gläubiger möglichst klein zu halten.

Einen ganz anderen Zungenschlag und eine andere Interessenslage gibt es bei den Zanders-Geschäftsführern – die allesamt direkt oder indirekt vom Zanders-Eigentümer, der Mutares Aktiengesellschaft, eingesetzt sind. Igor Ferlan ist der Geschäftsführer fürs operative Geschäft und erhält sein Gehalt – obwohl Mutares-Mitarbeiter – derzeit von Zanders. Die beiden anderen Geschäftsführer, Dr. Gordon Geiser und Christian Köhler-Ma, sind zwar Zanders-Geschäftsführer, sind aber keine Mutares-Mitarbeiter und werden von München aus projektbezogen bezahlt. Marc d’Avoine: „Mein Ansprechpartner ist Herr Ferlan, die beiden anderen Herren sind die direkten Vertreter von Mutares.“

Sanierung bedeutet Chancen

Geiser und Köhler-Ma sollen bei Zanders alle juristischen Fragen rund ums Insolvenzverfahren bearbeiten. Für Köhler-Ma besteht ein großer Aufklärungsauftrag: „Es ist leider immer noch ein weitläufiges Vorurteil, dass mit einem Insolvenzverfahren praktisch das Ende des Unternehmens beschlossene Sache sei – eine vollkommene Falschdarstellung.“ Vielmehr sei es so, dass eine Sanierung im Rahmen eines solchen Verfahrens große Chancen biete.

Der Mann der klaren Worte bei der Pressekonferenz war aber d’Avoine, der betonte, dass man sich erst ganz am Anfang des Verfahrens befinde. Wie es konkret weitergehe, wie ein Insolvenzplan aussehe könne, sei „reine Spekulation“. Richtig und wichtig sei jetzt, dass die Voraussetzungen für einen normalen Betriebsverlauf gegeben seien. In einem zweiten Schritt werde an einem Sanierungsplan gearbeitet.

Zumindest in diesem Punkt war d’Avoine und Ferlan ein stimmgleiches Duo. Ferlan sagte: „Das operative Geschäft ist bis August gesichert.“ Auch die Umstellung von Kohle auf Gas sei gesichert. Und Ferlan erklärte, dass der Eigentümer auch mit eigenem Geld den Sanierungskurs stütze. D’Avoine bestätigte die Zahlungen. Klar war in der Runde aber, dass eine Sanierung nicht ohne weitere Liquidität für Zanders zu organisieren sei. Insgesamt wurde von der Zanders-Führung die Sicherheit verbreitet, dass es mit Zanders auch über den August hinaus weitergehe – dann komme die Papierfabrik vielleicht sogar in ruhigeres Fahrwasser.

Am Mittwoch organisiert der Betriebsrat von Zanders Rechtsberatungen für die Angestellten – die Unruhe sei groß, es gebe viele Fragen, hieß es im Werk.