Installation von Wolfgang NiedeckenBAP-Altar zieht Publikum in die Villa Zanders
Bergisch Gladbach – Menschen, die sich buchstäblich die Nase plattdrücken, um ganz nah an der Kunst zu sein, gibt es auch in der Villa Zanders nicht alle Tage. Da muss schon einiges zusammenkommen. Beuys und Gorbatschow beispielsweise, Prinz Poldi und Kleopatra, ein paar Rocklegenden, garniert mit Leopardenfell, einem karierten Zebra, Schlümpfen, Pin-Up-Girls und allerhand Nippes aus Blech und Plastik, das ordnungsliebende Zeitgenossen als Kitsch-Chaos abtun und strenggläubige Katholiken als Gotteslästerung bezeichnen würden.
Die Liste der Exponate weist das in einer Glasvitrine aufgestellte Objekt schlicht als den „BAP-Altar“ aus, geschaffen von Wolfgang Niedecken, dem Gründer und Frontmann der legendären Kölner Band. Weil der nicht nur Musiker, sondern auch bildender Künstler ist, kommt hier ins Rampenlicht, was normalerweise hinter der Bühne oder im Probenraum steht – und mit Stephanie Hauschild eine promovierte Kunsthistorikerin dazu, die die große, bunte Unordnung von allen Seiten beleuchtet.
Den Aufbau in Form eines Triptychons verdankt der „Altar“, der im Rahmen der Ausstellung „Freunde treffen sich – revisited“ noch bis 19. November an der Strunde zu sehen ist, seiner äußeren Hülle, einem Flightcase, einem schrankgroßen Koffer zum Transport von Bandequipment. „Wir können ihn hier nur ausstellen, weil BAP gerade nicht auf Tournee ist“, sagte Hausherrin Petra Oelschlägel, sonst wäre das Exponat unterwegs.
Gleiches gilt für seinen Gestalter, der der Museumsleiterin eine E-Mail aus New Orleans geschickt hatte, wo er für CD-Aufnahmen weilt – mit Grüßen ans Gladbacher Publikum und einem Foto, auf dem er vor einem Voodoo-Altar steht. Stephanie Hauschild lässt erst gar keine Zweifel daran aufkommen, dass sie von dem Ensemble angetan ist, auch wenn es „nicht für die ästhetische Präsentation in einer Galerie geschaffen ist“.
Sie verweist auf die zuweilen subtile Ironie mancher Zusammenstellung, auf den Memento-Mori-Aspekt, die der Spiegelung von Emotionen und Erinnerungen anhaftet, sowie auf ähnliche „Altäre“, wie es sie bei Bands wie Culcha Candela oder Fury in the Slaughterhouse gibt. Für die Musiker von BAP ist der „Altar“ Zeichen des Zusammenhalts, Glücksbringer, Künstlertagebuch und dient der Konzentration, wenn sich die Bandmitglieder vor Auftritten vor ihm zum „Ritual“ versammeln. Dann wird Grappa eingeschenkt und den „Heiligen Drei Königen“ des Rock, Ron Wood, Keith Richards und Bob Dylan, „gehuldigt“. Auch das im „Altar“ befindliche Abzeichen vom „Heiligen Rock“ aus Trier bekommt da eine ganz eigene Bedeutung.
Nach Betrachtung des Originals sitzen die Gäste im Roten Salon der Villa noch eine Weile zusammen und machen sich ihre eigenen Gedanken. Von einem Ruhepunkt eines extrem unruhigen Lebens spricht Petra Oelschlägel, „typisch kölsch“ sei das Werk, sagt jemand anders und „faszinierend: Da braucht man nicht Kunst zu studieren, um so etwas zu machen und schön zu finden“. Man solle das aber auch nicht zu ernst nehmen, argumentiert eine Besucherin, und eine andere ergänzt: „Ich glaube, der Wolfgang Niedecken macht sich die Gedanken, die wir uns darüber machen, gar nicht.“ Auch das ist nicht ausgeschlossen.