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Interview mit Günther Klum„Das Impfen muss auch bei uns viel schneller gehen“

Lesezeit 5 Minuten
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Günter Klum (Archiv)

Wie sind Sie bislang durch die Krise gekommen?Günter Klum: Wissentlich hatte ich selbst kein Corona, und mit unserem Geschäft hatten wir keine Nachteile, wie allerdings mit dem Virus umgegangen wird, wundert mich doch sehr. Wenn man beispielsweise alle Bewohner, Mitarbeiter und Besucher in Senioreneinrichtungen und mobilen Pflegediensten von Anfang an und flächendeckend jeden Tag getestet hätte, dann wären viele, die gestorben sind, heute noch am Leben.

Das haben Sie auch schon vor einem Jahr in einem Leserbrief gefordert.

Weil mir schnell klar war, dass vor allem die Alten und Immunschwachen geschützt werden müssen.

Aber hat man nicht gerade das auch im ersten Lockdown – als noch nicht Tests in der Form zur Verfügung standen, wie wir sie heute haben – durch Besuchseinschränkungen und strenge Aufnahmequarantäneregelungen versucht?

Aber das ist doch kein Schutz. Die Mitarbeiter müssen täglich getestet werden, sonst sind die Bewohner in den Heimen nicht sicher. Aber genau das ist über viele Monate nicht passiert. Test für Reiserückkehrer waren zum Beispiel schon früh verfügbar.

Sind denn Tests tatsächlich eine Gewähr? Rund zwei Drittel der bisherigen Todesfälle in Rhein-Berg gab es aber Ende vergangenen Jahres zu einem Zeitpunkt, als in Heimen dann tatsächlich breit getestet wurde, weil zu dem Zeitpunkt auch entsprechend viele Tests zur Verfügung standen . . .

Bis heute wird in den Heimen und bei den mobilen Pflegediensten, die ich kenne, nicht täglich getestet. Das ist die Realität. Und da gab und gibt es die meisten Toten.

Zurückgegangen sind die Sterbefälle in den Senioreneinrichtungen nun tatsächlich – seitdem dort die Bewohner geimpft worden sind.

Beim Impfen ist Deutschland aber doch auch hinten dran. In Amerika kann man sich beim Einkaufen im Möbelhaus nebenbei impfen lassen. Das müsste doch bei uns auch viel schneller gehen können. In Amerika sind rund 100 Millionen Menschen geimpft. Das heißt auf Deutschland bezogen: Vom Baby bis zum Greisen, inklusive Katzen und Hunde, müssten hier alle geimpft sein. Biontech wurde übrigens in Deutschland entwickelt. Ich denke, der deutsche Bürger wird einfach getäuscht.

Inwiefern?

Weil bei uns nach einem Jahr immer nur auf Einschränkungen, die sich immer wiederholen, gesetzt wird. Jetzt wieder das Gerede über Ausgangssperren. Was meinen Sie, für wie viele Gastronomiebetriebe das mittelfristig das Aus bedeutet?

Der für Rhein-Berg zuständige Dehoga-Vorsitzende fürchtet, dass es ein Drittel sein könnte.

Sehen Sie?! Ich verstehe nicht, warum nicht mehr gegen diese Einschränkungen klagen. Aber solange der Staat das Problem mit Geld zuschüttet, klagt die Dehoga eben nicht.

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Günter Klum

Sie haben selbst erst vor kurzem einen Gastronomiebetrieb im Gasthaus zum Horn, der Gaststätte Ihrer Jugend, neu eröffnet . . .

Ich bin nur der Besitzer der Immobilie, betrieben wir die Gastronomie von einem Pächter. Aber ja, der hat es nicht leicht. Es ist doch furchtbar, was in der Gastronomie gerade passiert. Die haben so viel in ihre Hygienekonzepte investiert, und dann macht man denen einfach die Läden dicht. Und das, weil den Krisenstäben nichts anderes einfällt. Das politische System der letzten drei Jahrzehnte funktioniert so, dass die Schlauen weggebissen werden. Das heißt im Klartext: Die Schlauen sitzen nur selten in der Regierung.

Günter Klum: Das politische System der letzten drei Jahrzehnte funktioniert so, dass die Schlauen weggebissen werden. Das heißt im Klartext: Die Schlauen sitzen nur selten in der Regierung.

Aber nicht nur in Deutschland wird darauf gesetzt, durch eine Reduzierung von Kontakten die Pandemie einzudämmen. Das zeigen ja auch die deutlich strikteren Lockdowns in unseren Nachbarländern . . .

Das Einzige, was wohl helfen soll, ist die Impfung. Aber das bekommt zum Beispiel ein Bankbeamter nicht auf die Kette. Was vergessen wird, sind viel schlimmere Krankheiten wie z.B. Krebs, Herzinfarkte und Schlaganfälle. Noch nie wurde bei Maischberger, Will und in TV-Specials so viel über diese beherrschbare Krankheit gesprochen bzw. gesendet.

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So beherrschbar sieht Corona gerade aktuell aber doch nun wirklich nicht aus. Gerade deshalb wird doch auch so viel darüber diskutiert, was noch helfen kann.

Die Gesundheitsämter beziehungsweise Krisenstäbe tun so, als hätte es keine ähnlichen ansteckenden Krankheiten in der Vergangenheit gegeben.

In der Form hat es das ja auch seit der Spanischen Grippe vor hundert Jahren nichts mehr gegeben.

Trotzdem: Die Nachverfolgung und Bearbeitung wird dort weitgehendst mit dem Textmarker erledigt. Zudem wurden in der Vergangenheit Krankenhausbetten und vor allem Personal stark reduziert. Dies rächt sich jetzt, weil Krankenhäuser oft als Wirtschaftsbetriebe geführt werden. Die Feuerwehr ist auch immer in Bereitschaft, auch wenn es nicht brennt. Die Verantwortlichen sind die Treiber der Angst für diese Infektionskrankheit.

Sorge bereiten mir eher die Zahlen: die vollen Intensivstationen, die wieder zunehmenden Todesfälle und die schweren Krankheitsverläufe, die auch deutlich jüngere Menschen treffen als die in den Senioreneinrichtungen.

Wie lange rechnen Sie noch mit Einschränkungen durch die Pandemie?

Ich habe keine Glaskugel, aber ich denke, das wird uns noch eine Weile beschäftigen. Nur: So wie jetzt, kann es nicht weitergehen. Dem deutschen Mittelstand wird alles genommen, und Gewinner sind die Superreichen und das kann jeder nachverfolgen. Das ist doch eine wahnsinnige Vermögensumverteilung. Kein Wunder, dass der Frust der Menschen wächst. Vor allem über so irre Regelungen wie die mit der Maskenpflicht im Freien! Obwohl ich glaube, dass wir sie schon noch bis zur Bundestagswahl im Herbst behalten werden.

Warum das?

Einige sehen mit Maske einfach hübscher aus.

Das finden Sie lustig?

Ja, das finde ich lustig. Man darf seinen Humor ja nicht ganz verlieren.