KennzeichenWas das Blech verrät

Wunschkennzeichen sind bei vielen Autofahrern sehr beliebt.
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Rheinisch-Bergischer Kreis – iEs sind Botschaften ganz privater Natur: das Hochzeitsdatum, der Geburtstag der Tochter, die Heimatstadt, die Initialen von Vor- und Nachname mit Geburtstag oder Geburtsjahr, das Heimatland oder einfach nur eine Erinnerung. Etwas ganz Persönliches verbirgt sich hinter den meisten Buchstaben und Zahlen auf Autokennzeichen. Den wenigsten Autobesitzern im Rheinisch-Bergischen Kreis ist es egal, was draufsteht. Wunschkennzeichen werden immer beliebter. Stolz legt der kleine Ben seine Hand auf das Kennzeichen am Auto seiner Mutter. Dass seine Initialen und sein Geburtsdatum darauf verewigt sind, hat der Junge mit gerade mal drei Jahren vielleicht noch nicht ganz so verinnerlicht. Aber seine Eltern Stephanie und Bastian Franzkoch aus Bergisch Gladbach legen Wert darauf, welche Buchstaben und Zahlen auf ihren Autokennzeichen stehen. GL-BF-8409 trägt die Botschaft: Ben Franzkoch, geboren am 8. April 2009. „Wenn mein Mann ein neues Auto bekommt, sollen die Daten unserer Tochter darauf stehen“, verrät Stephanie Franzkoch. GL-LF-2702: Lena Franzkoch, geboren am 27. Februar. Davon noch ganz ungerührt gluckst das fünf Monate alte Baby zufrieden im Kinderwagen und streckt die kleinen Füße in die Höhe. Da der Vater aber das neue Auto noch nicht hat – was steht denn aktuell auf dem Kennzeichen? „SB für Stephanie und Bastian und unser Hochzeitsdatum 5. Juli“, erklärt sie. In Kennzeichen-Kurzform ist es die Zahlenkombination 507.Etwa 3750 Kennzeichen sind zurzeit im Kreisgebiet reserviert. Auf die Frage des „Kölner Stadt-Anzeiger“, ob denn die schwarzen Lettern und Ziffern am Fahrzeug eine besondere Bedeutung haben, lautet die Antwort in der Regel: „Natürlich hat das eine Bedeutung.“ Und die sind allemal vielfältig, werden gerne erklärt und bringen nette Geschichten zutage.
GL-RD-272: „Das ist das Auto meiner Lebensgefährtin“, sagt der Fahrer eines blauen japanischen Kleinwagens. R für Ruth, seine Lebensgefährtin, D für Dieter, also er, und 272 für die Geburtsdaten der Tochter – Februar 1972. „Und auf meinem Auto stehen die Initialen umgekehrt, also DR“, erklärt der Gladbacher, der seinen Nachnamen lieber nicht nennen möchte. Als Zahl wählte er für sich die 40. „Meine Hausnummer“, sagt er trocken. Er ist der Ansicht, so eine eigene Kombination erleichtere auch das Wiederfinden des Autos auf dem Parkplatz oder im Parkhaus. „Wenn da jede Menge Wagen in der Farbe meines Autos stehen, ja, dann gucke ich doch auf das Kennzeichen. Das geht dann schneller.“Das Wiederfinden anhand der Kennzeichen kann umgekehrt auch das Entdecken des Gefährts zur Folge haben. Diese Erfahrung machte der Bergisch Gladbacher Geschäftsmann Erich Werheit. „Ich hatte früher GL-EW. Da wusste immer jeder, wo ich war. Das mache ich nicht mehr“, erzählt er und lacht herzlich bei der Erinnerung an diese Zeit. Heute trägt sein rotes Cabrio das Kennzeichen GL-SW-2222. Das S steht für sein Schuhhaus. Und die Zahl? „Es sollte einfach nur eine sein, die ich mir gut merken kann“, sagt Werheit.
Nur ein Kopfschütteln hat Ruth Mattes aus Rösrath für die Wunschkennzeichen übrig. „Ich finde das affig“, sagt sie, als am Parkautomaten ihr Geld einwirft. Hinter ihrem Kennzeichen GL-A-2663 stecke keine Botschaft. Es sei gerade frei gewesen und fertig. Die Freude mancher Autobesitzer an persönlichen Kombinationen kann sie nicht nachvollziehen. Keinen Wert auf seine Buchstaben und Zahlen legt auch Dr. Wolfgang Vomm. „Das sind doch Kleinigkeiten“, sagt er. Das Kennzeichen GL-WV-1000 habe ihm sein Autohändler besorgt. Gefreut habe er sich aber trotzdem über seine Initialen, gibt er zu.
Schon Tradition haben die Buchstaben VA auf den Autokennzeichen der Familie van Ahlen in Bergisch Gladbach. „Ich hänge irgendwie daran und kann es mir anders gar nicht vorstellen“, sagt Heidrun van Ahlen. Die ganze Familie habe VA auf ihren Kennzeichen. Die Zahl 33 sei ohne Bedeutung und gerade frei gewesen.
Die Buchstaben PL sind für einen 26-jährigen Autofahrer aus Bergisch Gladbach eine Erinnerung an seine Heimat Polen. „Die habe ich bisher an jedem Auto gehabt. Die Zahl ist mir nicht so wichtig.“ Zurzeit ist es eine glatte 200. Mit dem Hochzeitsdatum auf dem Kennzeichen hat es für Bahram und Sima Samghany aus Bensberg nicht geklappt. Das persische Paar entschied sich dann, die Initialen ihrer beider Vornamen mit dem Geburtsjahr der Tochter zu kombinieren. So prangte auf ihrem schwarzen Wagen GL-BS-1990. Auf dem Parkplatz daneben ist GL-HP-8144 am Auto zu lesen. „Das sind die Initialen meines Mannes Helmut Pietranek und sein Geburtsdatum 8. Januar 1944“, klärt seine Frau auf.„Viele Leute möchten am liebsten die kleinen Kennzeichen und versuchen, Kombinationen mit ein oder zwei Buchstaben und nur einer Zahl zu bekommen“, erzählt Leale Loredana. Seit zehn Jahren fertigt sie gegenüber vom Kreishaus in Bergisch Gladbach Autoschilder an. „Manche flippen hier richtig aus, wenn ich ihnen erkläre, dass alle Buchstaben mit drei oder vier Zahlen nicht auf ein kleines Schild passen.“
Die Auswahl an kleinen Kennzeichen ist begrenzt. „Für bestimmte Automarken und Motorräder, auf die nur die kleine Form passt, müssen wir stets einige vorhalten“, begründet Frank Kolitsch, Leiter des Amtes für Ordnung und Straßenverkehr beim Rheinisch-Bergischen Kreis, warum nicht alle Wünsche erfüllt werden können. Für Dirk Schumacher ist in diesem Moment das normal große Schild gerade recht. „Das ist für den Fahrradträger“, erklärt er. Hinter der Buchstabenfolge GL-S-7474 verbirgt sich: „S für Schumacher oder meine Frau Stephanie, die am 7. April 1974 geboren ist.“
Horst und Gertrud Hombach aus Kürten, die wegen einer Ummeldung im Straßenverkehrsamt warten, wollen sich überraschen lassen, welches Kennzeichen ihnen zugewiesen wird. „Wir haben dafür keinen besonderen Wunsch.“ Dafür möchte Elke Rüppel aus Odenthal ihr aktuelles Autokennzeichen noch einmal neu anfertigen lassen. „Es ist nur ein Blechschaden, aber die schwarze Farbe ist leicht abgekratzt“, sagt sie und streicht mit der Hand über das Blech. Ihr Kennzeichen GL-ER-898 trägt ihre Initialen und ihr Hochzeitsdatum, August 1998. Übrigens sei die Verursacherin des Blechschadens just zur Unfallzeit im Standesamt als Trauzeugin erwartet worden, erzählt Elke Rüppel.
Auf Kim Eschenberg wartet eine Überraschung, wenn sie aus dem Urlaub kommt. Zwar hat sie noch keinen Führerschein, aber ihre Eltern Bernd und Sabine Eschenberg aus Bergisch Gladbach haben schon ihr künftiges Auto angeschafft. Das Wunschkennzeichen halten sie frisch gestanzt und gedruckt in der Hand: GL-KE-1000. „Leider waren 1, 10 und 100 nicht zu haben. Die 1 wäre richtig gut gewesen“, schwärmt Bernd Eschenberg, der das Kennzeichen im Internet ausgesucht hat. Er brauchte dringend einen Zweitwagen und kaufte deshalb schon jetzt das kleine Cabrio für die Tochter. Zwei Jahre muss sie noch warten, bis sie ans Steuer darf.