In Bergisch Gladbach und Rösrath radelten Eltern mit ihren Kindern bei der Fahrraddemo "Kidical Mass"
Kidical MassIn Rösrath und Bergisch Gladbach gehörte die Straße den Radfahrern

Die Kidical-Mass-Fahrt führte in Rösraht vom Halfenhof zum Sülztalplatz.
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Für die erste Rad-Demo ihres Lebens hat sich Ulla Ufer mit einem Schild gewappnet: „Für sichere Oma- und Enkel-Ausflüge“ steht in großen Buchstaben auf dem am Rucksack angebrachten Plakat, mit dem sich die Seniorin am Sonntag der „Kidical-Mass“ angeschlossen hat. Die Fahrraddemonstration, die sich für sichere Wege zur Schule und im Alltag einsetzt, startete am Konrad-Adenauer-Platz. Etwa 150 Radler, darunter viele Kinder, beteiligten sich am deutschlandweiten Aktionswochenende, das unter dem Motto stand: „Straßen sind für alle da“.
Ich habe selten eine Stadt gesehen, die so schlecht für Radfahrer aufgestellt ist wie Bergisch Gladbach
Dabei sind drei Familien aus dem Stadtteil Sand: „Ich habe selten eine Stadt gesehen, die so schlecht für Radfahrer aufgestellt ist wie Bergisch Gladbach“, sagt Marie Herber. Ihrer vierjährigen Tochter Flora würde sie gerne das Fahrrad als Verkehrsmittel nahebringen. „Aber das ist de facto nicht möglich“, bedauert sie, „viele Autofahrer in der Stadt nehmen Radfahrer als Fremdkörper wahr: „Bei der Kidical-Mass geht es darum, unsere Bedürfnisse sichtbar zu machen.“
Der Begriff bezieht sich auf die Aktionsform „Critical Mass“ (kritische Masse), mit der Fahrradfahrer weltweit spontan auf ihre Rolle im Straßenverkehr aufmerksam machen. In Gladbach war das politische Statement auf Rädern dagegen geplant. Mit Plakaten, bunten Luftballons, Musik, Rasseln, Kinderfahrrad-Anhängern und der Geräuschkulisse lauter Fahrradklingeln rollte der Protestzug im Nieselregen los. Zeitgleich fand auf dem Platz eine ADAC-Oldtimer Ausfahrt statt. Aber in diesem Fall klappte das Nebeneinander von Autos und Radfahrern ohne Konflikte: „Wir stehen hinter Euch“, rief Moderator Jörg Rausch vom Vorstand der Gladbacher Renngemeinschaft den Vorbeiradelnden zu.
Mir gibt es ein gutes Gefühl, etwas Positives zu organisieren.
Die Polizei begleitete die Rundfahrt vom Rathausplatz über die Gohrsmühle in Richtung Gronau, weiter über die Richard-Zanders-Straße nach Heidkamp und über die Bensberger Straße bis zum Forumpark. Die Kinder durften, weil es sich um eine Demo handelte, all das machen, was sonst verboten ist: Über rote Ampeln und mitten auf der Straße fahren. Melanie Baierl, die die Kinder-Fahrrad-Demo zusammen mit drei weiteren Eltern organisiert hat, sagt: „Mir gibt es ein gutes Gefühl, etwas Positives zu organisieren, statt mich im Stillen ständig zu ärgern.“ Als Schildgenerin nennt sie die Altenberger-Dom-Straße, die viel zu gefährlich sei, erst recht für Kinder. Dort durchgängig Tempo 30 einzurichten, ist wie berichtet trotz einer großen politischen Mehrheit aktuell nicht möglich. Melanie Baierl wünscht sich, „dass die vorhandenen Handlungsspielräume konsequenter genutzt werden, damit auch die jüngsten Verkehrsteilnehmer sicher unterwegs sein können.“
Steffen Wösdörfer aus Gronau fällt dagegen sofort die untere Hauptstraße ein, als Verbindungsstück zwischen Dechant-Müller-Straße und Driescher Kreisel: „Diese Strecke würde sich doch super dafür eignen, eine Fahrradstraße einzurichten“, schlägt er vor. Eine Anregung, die vor kurzem auch Friedhelm Bihn, Vorsitzender des Inklusionsbeirats, im Mobilitätsausschuss gegeben hat. Eine Resonanz bekam er – weder von Politik noch Verwaltung – nicht.
Am Ende kamen alle gerade so noch trocken vor dem Gewitterregen im Forumpark an.
Kaum Verbesserungen für Radfahrer in Rösrath
Mehr Sicherheit und Raum für den Radverkehr forderten Kinder und Erwachsene auch bei einer Fahrraddemo in Rösrath. Vom Halfenhof in Forsbach fuhren nach Angaben des Veranstalters rund 230 Teilnehmer bis zum Sülztalplatz in der Stadtmitte. Es war bereits die vierte Kidical Mass in Rösrath, vor diesem Hintergrund beklagte das Organisationsteam, dass nach den bisherigen drei Fahrraddemos kaum Verbesserungen für den Radverkehr in der Stadt erfolgt seien. „Stadt Rösrath, aber entschleunigt!“ hieß eine Forderung der Rad-Aktiven. (tr)