Kita „Kunterbunt“Bund beendet Förderung für Sprach-Kitas – Kritik aus Rhein-Berg
Rhein-Berg – Der Bund beendet ein Förderprogramm für Sprachbildung in Kindertagesstätten. Daran gibt es viel Kritik. Dunja Brala, Leiterin der Awo-Kita „Kunterbunt“ in Bergisch Gladbach, kritisiert das angekündigte Aus als enttäuschend und nicht nachvollziehbar.
„Es ist das absolut falsche Signal, im sozialen Bereich zu kürzen“, stellt Dunja Brala fest. Die Sprach-Kitas müssten unbedingt gerettet werden. Gerade von der Sprachbildung hänge so viel ab, sie sei auch ein Schlüssel zur Integration. Insgesamt zehn Kindertagesstätten im Rheinisch-Bergischen Kreis profitieren aktuell noch von dem Bundesprogramm „Sprach-Kitas“, das seit 2011 die sprachliche Bildung fördert, nun aber ab 2023 ersatzlos gestrichen werden soll. Das Förderprogramm beinhaltet die Schwerpunkte alltagsintegrierte sprachliche Bildung, inklusive Pädagogik, Zusammenarbeit mit Familien und digitale Medien.
Das Sprachprogramm hilft auch Kinder aus der Ukraine zu integrieren
Kitas mit einem hohen Anteil an förderbedürftigen Kindern konnten bisher 25 000 Euro pro Jahr für eine zusätzliche halbe Fachkraft beantragen, die dabei hilft, die kindgerechte Förderung der Sprache in den Kita-Alltag zu integrieren. Die Awo-Kita „Kunterbunt“ war von Anfang an dabei, berichtet Dunja Brala. Von den 70 Kindern dort haben 80 Prozent einen Migrationshintergrund. Darunter sind zwei Kinder mit Inklusionsbedarf und zehn Kinder mit Fluchterfahrung.
Besonders den Zeitpunkt der Kürzung hält Dunja Brala für kritisch: „Sprache ist so wichtig.“ Dass der Bund ausgerechnet in dieser Zeit, nach dem russischen Angriff auf die Ukraine, das Programm kappen wolle, verstehe sie nicht. Denn das Sprachprogramm trage auch dazu bei, Kinder aus der Ukraine mitzunehmen. Zudem habe sich der Bund elf Jahre lang sehr engagiert um das Thema alltagsintegrierte sprachliche Bildung gekümmert. Nicht nur viel Geld, sondern richtig viel Arbeit sei in diesen Bereich gesteckt worden.
Wichtig ist es, die Eltern mit ins Boot zu holen
So besuche die Sprachbildungserzieherin im Tandem gemeinsam mit der Kita-Leiterin sechs Mal im Jahr Fortbildungen. Dazu komme die Teilnahme an vier Arbeitskreisen pro Jahr. Das Erlernte werde ins Team getragen. Dies sei ganz wichtig, betont Dunja Brala.
Genauso wichtig, wie die Eltern mit ins Boot zu holen: „Das ist oft die halbe Miete.“ Die Sprachbildungserzieherin in der Awo-Kunterbunt hat etwa spezielle Piktogramme für Elternbriefe entwickelt, damit Mütter und Väter wissen, worum es in den Schreiben überhaupt geht und die Äußerungen ihrer Kinder aufgreifen.
Kita-Leiterin: „Sprache ist so wichtig."
Ziel sei es auch Eltern dazu zu animieren, ihren Kindern etwas vorzulesen, auch in ihrer Heimatsprache. „Alles, was Kinder in die Sprache bringt, bringt sie weiter. Auch wenn es beispielsweise darum geht, dass sie ihre Rechte vertreten können“, betont die Kita-Leiterin.
Wichtig sei es zudem, die Kinder früh, an den richtigen Umgang mit digitalen Medien heranzuführen und digitale Medien aktiv in die sprachliche Bildung miteinzubeziehen: „Aber dafür brauchen wir jemanden, der bewerten kann, welche Apps sind denn überhaupt sinnvoll für Kinder?“ Bralas Erzieher-Team habe nicht die Zeit, sich so intensiv wie die zusätzliche Fachkraft um diese Themen zu kümmern.
CDU-Frauenunion hält Streichung für einen Fehler
Theoretisch müsste die Sprachbildungserzieherin Anfang des nächsten Jahres gehen. Mit dem Arbeitgeber Awo habe es zum Glück eine Einigung gegeben, dass sie bleiben könne. Allerdings nicht wie bisher als zusätzliche Fachkraft. Sie übernimmt dann andere Aufgaben.
Auch die Frauenunion der CDU Rhein-Berg hält die Streichung des Programms „Sprach-Kitas“ für einen Fehler. Bei der frühkindlichen Förderung sollte nicht gespart werden, heißt es in einer Pressemitteilung. „Als Folge der Streichung der Fördermittel kommen auf die Kommunen zusätzliche Kosten zu“, warnt Vera Rilke-Horst, RBK-Vorsitzende der Frauen-Union. Gute Sprachkenntnisse bedeuteten bessere Lernchancen und führten zu mehr Bildungsgerechtigkeit.
Bundestagsabgeordneter Hermann-Josef Tebroke (CDU) hat sich wie berichtet ebenfalls bereits dafür eingesetzt, dass das Programm fortgesetzt wird.