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Landwirtschaft in Bergisch GladbachPferdeglück seit 100 Jahren auf Hof Beningsfeld

Lesezeit 3 Minuten

Bergisch Gladbach – All die schönen Pferde traben auf der Weide. Hellgestriegelt sind sie, die Farbe hebt sich ab vom Grün der Wiese. Es sind Fjordpferde, das ganze Pferdeglück von Familie Borsbach auf Gestüt Beningsfeld, dem letzten Bauernhof von Refrath. Ein Geburtstag besonderer Art feiert die Familie in diesem Jahr: Sie führt den Hof seit 100 Jahren.

Der Hof ist altes Land. Bis ins 12. Jahrhundert reicht die Historie zurück. Die neue Zeit brachten die Borsbachs mit, erst als Pächter, seit 1934 als Eigentümer. Hermann Borsbach senior, der Großvater, begründete die Tradition. „Wir hatten kürzlich Familientreffen“, sagt Josef Borsbach beiläufig. Natürlich auf dem Hof. 86 Familienangehörige schauten auf dem Hof vorbei. Die Borsbachs sind weit verstreut in Deutschland.

Hengst zeugte 154 Nachkommen

Es ist Refrather Pferdeland. 60 Pferde stehen auf dem Hof, teils eigene, teils Einstellpferde. Kürzlich kam das 200. Fohlen auf dem Hof zur Welt, Edisson. Pokale und Trophäen hat Josef Borsbach im Dutzend gewonnen, er hat aufgehört zu zählen. Illiano, einer der erfolgreichsten Zuchthengste Borsbachs, zeugte in den 80er- und 90er-Jahren rekordverdächtige 154 Nachkommen. Auf der jüngsten Sonderschau im Juni sammelten die Borsbach-Fohlen Siegerauszeichnungen am laufenden Band. Bei Bundesschauen sind häufig mehr als die Hälfte der präsentierten Fjordpferde mit Genen der Borsbach-Zucht unterwegs. Zuchtstute Hermine und Deckhengst Edwin hat Borsbach für das 200. Fohlen angepaart. Bosbach verspricht sich viel davon. „Wir werden Edisson für den Zukunftspreis anmelden“, sagt Borsbach. Bei Hengst Edwin vermischt sich niederländisches Blut mit dänischem, schwedischem und norwegischem. Als Dreijähriger wird sich Edisson ein erstes Mal der Jury stellen.

1970 stellten die Borsbachs um auf Pferdezucht. Vorher gab es Landwirtschaft mit Schweinemast. Zufall war es damals, dass es in Richtung Pferdezucht ging. Für die Kinder hatten sich die Borsbachs ein Shetlandpony zum Reiten lernen ausgesucht. Weil das Shetty zu ungestüm war, landeten die Eltern bei den ruhigeren Fjordpferde. Das klappte. Stammstute Jenny, 1977 auf den Hof gekommen, begründete die Zucht. Jennys Tochter Hetja wurde mehrfache Bundessiegerin, Jennys Nachkomme Inco ebenso. „Erfahrung ist alles“, sagt Borsbach. Gerade trabt die junge Pferderasselbande über den Hof zu den Weiden. 20 Hektar liegen um den Hof, bis zur Kläranlage heran reicht das Weideland. „Da wird nicht gebaut“, meint auch Gattin Elisabeth Borsbach. Gern hätte die Familie für das Gestüt sogar noch mehr Platz um den Hof herum. Aber Zukaufen geht nicht, von den anderen Seiten ist in den vergangenen Jahren die Wohnbebauung herangerückt. Um den Jungfohlen hinreichend Auslauf zu bieten, galoppieren sie auf Grünland im Westerwald.

Tochter Monika Prediger ist die Zukunft des Hofs; die vierte Generation. Sie steht auf der Weide, kümmert sich um die Pferde, gibt ihren Reitschülern Anweisungen. Pferdewirtin und Reitlehrerin mit Leib und Seele ist die 46-Jährige, die schon seit 25 Jahren eine eigene Reitschule am Hof hat – sie wird den Hof später übernehmen. „Pferdezucht und Reitschule ergänzen sich“, sagt Josef Borsbach. Aus Altersgründen tritt er schon kürzer, etwa beim großen Hoffest am Beningsfeld. Nach 25 Jahren fand die Feier 2013 zum vorerst letzten Mal statt. „Die Zeiten ändern sich, so ist es halt.“ Enkelin Annika, 22, ist ebenfalls vom Virus der Pferdeleidenschaft befallen. Kürzlich hat auch sie ihre Prüfung zur Pferdewirtin bestanden. Beim Fototermin steht sie mit ihrer Schwester Larissa auf den Refrather Weiden und schaut auf all die schönen Pferde.