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Heißbegehrte ContainerBergisch Gladbach will Räumlichkeiten nicht abgeben

Lesezeit 4 Minuten

  1. Auf dem Aschenplatz am Stadion Paffrather Straße in Bergisch Gladbach stehen nicht genutzte Container.
  2. Diese sollen für je 100 € verkauft werden, sofern die Stadt keinen Eigenbedarf anmeldet.
  3. Doch die Stadt benötigt die Container wohl doch und somit scheinen die inzwischen 90 Kaufanfragen ins Leere zu laufen.

Bergisch Gladbach – Das ist der neue Verkaufsschlager der Stadtverwaltung: 90 Anfragen für nicht mehr benötigte Raumzellen liegen der Stadtverwaltung bereits vor. Abgegeben werden: null.

Als die Stadt vor ein paar Wochen berichtete, dass sie nach Abdeckung des Eigenbedarfs die alten „Hündchen“ abtreten könnte, hagelte es sofort Wünsche. Die Mitarbeiter kamen mit dem Notieren der Anfragen nicht mehr hinterher. Übers Internet hatte sich die Information in Windeseile in ganz Deutschland herumgesprochen, auch heimische Vereine reihten sich in die Schlange der Interessenten ein. Sogar aus Niedersachsen landeten Anfragen im Rathaus.

Selbstabholung kein Problem

Ladenhüter Container – von wegen. Auch die geforderte Selbstabholung wäre kein Problem für die Interessenten, offenbar haben manche Institutionen einen Tieflader in der Hinterhand. Einen politischen Beschluss gibt es dazu auch: Zum symbolischen Preis von 100 Euro sollen die Container, die auf dem Aschenplatz am Stadion Paffrather Straße als städtische Reserve eingemottet sind, verschenkt werden. Zuerst an Initiativen, dann an Privatleute aus Gladbach. Und später auch an Ortsfremde.

Vorausgesetzt, die Stadt hat keinen Eigenbedarf für die Second-Hand-Teile. Aber sie hat vielleicht oder sogar sehr wahrscheinlich Bedarf. „Momentan sind keine Container abzugeben“, berichtet Martin Rölen aus der Presseabteilung auf Nachfrage.

Container für wichtige Bauprojekte benötigt

Das hat seine Gründe: Wichtige Bauprojekte stehen in nächster Zeit an, für die die Stadt Container als Provisorien benötigt.

Zum Beispiel an der Bensberger Gemeinschaftsgrundschule. Die im Sommer 2020 freiwerdenden Unterrichtsmodule vom Standort Otto-Hahn-Schulen sollen laut Stadt nach Ende der dortigen Bauzeit anderen Schulen als Ausweichquartiere dienen. Ein heißer Kandidat ist die Grundschule an der Karl-Philipp-Straße. Sie liegt nicht weit entfernt von den Otto-Hahn-Schulen, was logistisch günstig ist.

Die Schulgebäude werden in den nächsten Jahren komplett abgebrochen, über das Förderprogramm Gute Schule wird mit Millionenaufwand neugebaut. Auf die Grundschüler kommt ein längeres Container-Provisorium zu, für das die Stadt die Raumzellen einsetzt. Einen Zeitplan gibt es dafür momentan noch nicht.

Stadt verplant Container für Gymnasium

Auch bei Bauprojekten anderer städtischer Grundschulen sollen Container aus diesem Bestand genommen werden. Gegebenenfalls könnten auch restliche Raumzellen vom Otto-Hahn-Schulzentrum verkauft oder abgegeben werden: „Ob und in welchem Umfang stellt sich aber erst nach Ermittlung des Bedarfs für eigene Maßnahmen heraus.“ Die Container-Reserve vom Stadion-Sportplatz (die, für die es die 90 Anfragen gibt) hat die Stadt hingegen verplant für den Standort Nicolaus-Cusanus-Gymnasium (NCG).

Auch Raumcontainer von der Flüchtlingsunterkunft am ehemaligen Carpark-Gelände in Lückerath (Gladbacher Straße) sollen zum NCG wechseln; im April 2020 muss die Stadt das Lückerather Gelände mit Auslaufen der Baugenehmigung räumen. Zum Frühjahr 2020 sollen Kernsanierung und Teilneubau der Schulgebäude beginnen, dafür benötigt die Stadt jeden verfügbaren Container.

Raumzellen müssen umgerüstet werden

Bislang schien eine Umwidmung von Wohnnutzung zu Schulunterricht schwierig bis unmöglich zu sein. Jetzt stellt die Stadt fest: Das geht doch. Eine Schulbau-Richtlinie gebe vor, wie die Raumzellen umgerüstet werden müssten, sagt der Mitarbeiter der Stadtverwaltung. „Dazu gehören die energetische Ertüchtigung, vor allem der Fenster, Sicherheitsaspekte wie Brüstungshöhe und Brandschutz und sicher auch Änderungen der Raumaufteilungen und der Gebäudetechnik.“ Die Planung übernehme der Generalplaner für die Schulsanierung NCG, die Ausgaben kämen in die Gesamtkalkulation der Baumaßnahme. Was der Umbau der Container koste, sei aber noch nicht ermittelt. In dieser komplexen Gesamtsituation sei es zu früh, um Container-Wünsche zu erfüllen, erklärt der Sprecher.

Container: Aufwand geht in die Millionen

Verkauft hat die Stadtverwaltung zwei Containeranlagen mit jeweils 50 Raumcontainern für 15 000 Euro pro Anlage. Diese Container seien schon beim Kauf etwa 25 Jahre alt gewesen und danach intensiv von der Stadt genutzt worden. Eine weitere Nutzung wäre nach Auskunft der Stadt nur mit großem finanziellen Aufwand für Transport, Instandsetzung und Reparatur möglich gewesen.

An der Flüchtlingsunterkunft im Stadtteil Lückerath (angemietete Fläche) sind im Mai 2017 310 Wohncontainer für Zuwanderer und Geflüchtete bereitgestellt worden. Einschließlich der Kosten für Herstellung der Infrastruktur (Befestigung, Zuwegungen, Ver- und Entsorgung) hat die Stadt rund 5,3 Millionen Euro als Anschaffungskosten aufgebracht. Am Standort Paffrath, bereits aufgegeben, standen insgesamt 170 Wohncontainer. Die Anschaffungskosten betrugen hier rund 3,7 Millionen Euro.

Weil es sich jeweils um Flächen für den allgemeinen Bedarf handelt, ist die Nutzung auf drei Jahre beschränkt. Für das Containerdorf Lückerath bedeutet dies eine Schließung im April 2020. Für den Rückbau kalkuliert die Stadt mit 1,5 Mio. Euro. (cbt)

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