Lieferservice in Bergisch GladbachWarmes Essen mit Sozialkontakt

Die Götterspeise gehört dazu. Nicole Haas hat 39 frisch zubereitete Menüs im Kofferraum, die möglichst warm ankommen sollen.
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Bergisch Gladbach – Der eine mag es scharf, der nächste süßlich. Der eine bevorzugt Muskat auf dem Blumenkohl, der andere Zimt auf dem Apfelmus. Doch eines wollen alle: Sie wollen es frisch, heiß und pünktlich an den Esstisch. Das Ganze zu einem möglichst erschwinglichen Preis. Das Evangelische Krankenhaus in Bergisch Gladbach – kurz EvK – stellt sich jeden Morgen dieser Herausforderung. Und hat seit der ersten Auslieferung im Dezember 1997 so viel Erfolg damit, dass sich dessen Diakoniestation in Sachen Essen auf Rädern zu einem der größten Anbieter im Kreis gemausert hat.
Jeden Morgen um sechs schlüpfen die Küchenmitarbeiter in weiße Kittel und weiße Hauben. Das 40-köpfige Team mit einem festen Stamm von 25 Personen steckt die Hände in den Desinfizierungsautomat. Dann wird es langsam still. Routine hat keine Sprache. Nur hier und da einen „Gähner“. Das Wetter macht allen zu schaffen. Auch der Kühlkette, die nie unterbrochen werden darf.
Zunächst wird „eingekauft.“ So heißt intern der Besuch im Kühlhaus, wo die Zutaten für die vier Menus des Tages gelagert sind. Das sind, je nachdem, 80 bis 100 Kilo Fleisch aus Bechen und 100 bis 120 Kilo Kartoffeln. Die kommen aus Mülheim an der Ruhr, ebenso wie Obst und Gemüse. Bereits um sieben Uhr läuft die Arbeit in der Krankenhausküche auf Hochtouren. Rund 300 Portionen Mittagsmenü liefert „Essen auf Rädern“ täglich aus.
Diese erleben bei 75 Grad Celsius gegen 10.15 Uhr ihren ersten Höhepunkt: Je vier Aluminiumschalen nebeneinander auf ein Tablett drapiert, starten sie auf dem Laufband ihre Reise. An diesem Montag erhält jede Schale für das Menü 1 eine große Kelle Püree, zweimal Gemüse, ein vorgeformtes Hacksteak und einen guten Schepp Soße. Am Laufbandende nehmen zwei geübte Hände das heiße Gut und lassen es „verschweißen“. Dann muss alles schnell in die Styroporkisten, wie man sie vom Italiener her kennt. Sortiert nach Speiseplan, denn es gibt heute auch Spinatlasagne, Ravioli und Fischragout ebenso wie passierte Gerichte und klare Suppen. Sorgfältige Logistik ist ein Muss, sonst droht ein Chaos. Das vertauschen einiger Menüs wäre unverzeihlich.
Nicole Haas ist eine von sieben Mitarbeitern, die an diesem Montag eine Tour übernommen hat. 39 frisch gekochte Essen lagern im Kofferraum, obenauf viele Becher mit grünem Wackelpeter. Sie fährt immer dieselbe Tour, weiß um Krankheitsbild und Lebensumstände der Kunden in Bergisch Gladbach und Refrath. Den Tourplan kennt sie längst auswendig, neu ist darauf nur die aktuell notierte Menüwahl. Zwei Stunden einsteigen – aussteigen, treppauf, treppab spart sie sich so das Fitness-Studio und ist am Ende ganz schön „geschafft.“
„Aber es ist genau mein Ding“, sie liebe die Herausforderungen, wie das Einhalten des Zeitplanes im Wochenendstau. Die Kunden stehen oft schon im Türrahmen oder warten mit Blick aus dem Fenster. Manche sind bettlägerig. Anderen lässt sie die Styroporkiste vor der Haustür stehen, weil sie nicht da sind. An diesem Montag macht ein Herr nicht auf. Die Nachbarin kümmert sich drum, sonst hätte Nicole Haas etwas unternommen. „Ich wäre untröstlich, wenn auf meiner Tour mal etwas Ernstes geschieht“, sagt sie.
Und während sie noch Fahrtenbuch und die neuen Pläne schreibt, wird in der Krankenhausküche schon das Abendessen auf die Teller drapiert und alles für die nächsten Tage vorbereitet. Dass die Menüpläne für acht Wochen im Voraus entstehen, erklärt die stellvertretende Küchenchefin Claudia Mustafa. Danach wiederhole sich alles von neuem. Wieder mit den gleichen Zutaten, wieder nach den gleichen Rezepten. Verwendet wird ein erprobtes Maß an Gewürzen und Kochgeheimnissen, die mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit den Geschmack der meisten Menschen treffen. Aber nachwürzen ist ja nicht verboten.