MediteranaDer Geschäftsführer muss gehen

Unter Siegfried Reddels Leitung bekam das Mediterana die Auszeichnung „5-Sterne-Betrieb der Wellness Stars Thermen“.
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Bergisch Gladbach – Siegfried Reddel ist seit Anfang dieser Woche nicht mehr Geschäftsführer des Mediterana. Am Montag erhielt er von seinem langjährigen Geschäftspartner Ernst-Werner Ruhbaum die Vertragsauflösung. Vorangegangen waren monatelange Streitigkeiten um Details des geplanten Hotelneubaus neben der Sauna- und Badelandschaft und um Managementfragen, die letztlich zum Bruch zwischen den beiden Männern führten.
Genauso fassungslos, wie viele der 180 Mitarbeiter auf die Entlassung ihres Chefs reagierten, ist Siegfried Reddel selbst. „Meine Frau und ich sind in einem Schockzustand, das Mediterana war in den vergangenen 13 Jahren unser Lebensinhalt“, sagte er, spürbar um Fassung ringend.
Reddel hatte enormen Aufwand betrieben, die Inneneinrichtung des Mediterana zu perfektionieren, hatte Mosaiksteine und Tore aus Marokko und Indien importiert. Bis hin zur kleinsten Lampe stehen Originale in der 11 000 Quadratmeter umfassenden Saunalandschaft.
1999 stellt Reddel für das marode Wellen- und Hallenbad Saaler Mühle sein Konzept vor.
Am 1. Juni 2000 wird das Mediterana als Wellnessbad mit öffentlichem Hallenbad eröffnet, die Stadt bezuschusst das Bad mit rund 800 000 Euro jährlich.
2002 taucht erstmals die Idee auf, ein Vier-Sterne-Hotel direkt neben dem Bad zu bauen.
2005 schlägt der damalige Bürgermeister Klaus Orth (SPD) vor, das Mediterana soll das bislang von der Stadt bezuschusste Hallenbad übernehmen.
November 2007: Rat und die Bädergesellschaft stimmen für den Verkauf des 56 000 Quadratmeter großen Areals an das Mediterana. Der Preis: 100 000 Euro.
April 2009: Das Thermalbad im ehemaligen Schwimmbad wird eröffnet.
August 2009: Die 4000 Quadratmeter umfassende Erweiterung „Tor zur Sonne“, eine indische Erlebniswelt, wird eröffnet.
Juni 2010: Die Pläne für das 120-Zimmer-Hotel, das einem indischen Palast nachempfunden ist, werden vorgestellt. (dfk)
„Mir ist es ganz wichtig, Schaden von diesem Haus abzuwenden“, fügt Reddel an. Seine Sorge gilt den Mitarbeitern, die für ihn großen Anteil am Erfolg des Mediterana haben. Trotz seiner Enttäuschung über das abrupte Ende der „Vater-Sohn-Beziehung“, die er nach eigenen Angaben zum 82-jährigen Ruhbaum hatte, zeigt er sich gesprächsbereit.
Ernst-Werner Ruhbaum sieht die Gründe für die Trennung sachlich. „Wenn die Geschäftsführung unterschiedliche Auffassungen zur Zukunft eines Betriebs hat, gibt es immer die Gefahr, dass der Betriebsfrieden darunter leidet“, so der Finanzkaufmann, der von sich selbst sagt, mit seinen Firmen Projekte wie Hafenanlagen, Versicherungsgebäude und andere Großbauvorhaben im Wert von drei Milliarden entwickelt zu haben.
Ruhbaum hat in der Managementgesellschaft, die den Vertrag des Geschäftsführers Reddel ausgestellt hat, mit insgesamt 55 Prozent die Mehrheit und konnte so den Vertrag seines langjährigen Partners auflösen. „Die Leistung von Herrn Reddel wird von uns hoch geachtet, allerdings ist er immer mehr Wellnessfachmann als Bauspezialist gewesen“, ergänzt Ruhbaum. Die beiden arbeiteten seit den 90er Jahren zusammen, als Reddel als Geschäftsführer der Taunus-Therme in Bad Homburg tätig war und die Firma von Ruhbaum beriet. Die Geschäfte im Mediterana führt jetzt ein Mitarbeiter, der eigentlich eingestellt worden war, um das geplante Hotel zu führen. Mitarbeiter und Clubmitglieder sind laut Ruhbaum informiert worden.
Keine einfache Situation für die Stadtverwaltung, deren Sprecher Stefan Kunze entsprechend vorsichtig reagierte: „Es ist beeindruckend, was Siegfried Reddel aus dem Mediterana gemacht hat, sein Name ist untrennbar mit dem Mediterana verbunden.“ Wie sich der Wechsel in der Geschäftsführung auf die Verhandlungen über den Neubau eines Vier-Sterne-plus-Hotels auf dem Gelände auswirken wird, weiß die Stadtverwaltung derzeit nicht. Kunze: „Wir werden die weitere Entwicklung in Ruhe abwarten.“