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NeubaupläneSo modern könnte die Bergisch Gladbacher Stadtbücherei werden

Lesezeit 4 Minuten

Deborah Kropf arbeitet an einem PC-Platz in der Stadtbücherei.

Bergisch Gladbach – Wenn Monika Gippert von der Bücherei der Zukunft erzählt, gerät sie ins Schwärmen. Die Leiterin der Bergisch Gladbacher Stadtbücherei hat die Vision vor Augen, irgendwann in nicht allzu ferner Zukunft ins neue Stadthaus einzuziehen, das derzeit am Kopf des S-Bahnhofs geplant wird. Noch dieses Jahr soll es einen Architektenwettbewerb geben. Das beflügelt das Team. Denn: „Wir können im Forum viele Ideen nicht verwirklichen, weil uns die Räumlichkeiten fehlen.“ Kein Wunder, ist das Gebäude am Rand der oberen Hauptstraße doch in den 70er-Jahren entstanden, als die Bibliothek noch ausschließlich ein Ort war, wo man Bücher auslieh.

Nur die Rückgabe persönlich

„Davon sind wir heute meilenweit entfernt“, sagt Monika Gippert. „Um digitale Medien auszuleihen, muss der Nutzer streng genommen nur einmal in die Bücherei kommen, nämlich, um sich anzumelden und eine Mitgliedsnummer zu bekommen. Alles andere kann er zu Hause am PC erledigen. Er kann E-Books und andere Medien bestellen und aus dem Netz herunterladen.“ Nur die Rückgabe muss er noch persönlich vornehmen, aber auch da gibt es mittlerweile die Möglichkeit, Bücher zum Beispiel mittels einer Einwurfklappe außerhalb der Öffnungszeiten abzugeben – „nur leider noch nicht bei uns“, bedauert die Chefin. Ansonsten steht „lebenslanges Lernen“ im Mittelpunkt, Recherche und der Erwerb von Lesekompetenz, die erheblich weiter gefasst ist als „nur“ das Verständnis des geschriebenen Wortes.

Gippert und ihre Mitarbeiterin Deborah Kropf haben viele Ideen, wie man die Stadtbücherei moderner, attraktiver, kommunikativer und vor allem flexibler gestalten kann. „Wir haben uns neu gebaute Bibliotheken in Witten und Sterkrade angeschaut“, berichtet Gippert. In Witten – wo Deborah Kropf vorher gearbeitet hat – ist die Bücherei ans Museum angedockt: „Das ermöglicht unter anderem längere Öffnungszeiten, sogar am Wochenende.“

Viele Synergie-Effekte

In Bergisch Gladbach säße sie mit der Stadtverwaltung und dem Bürgerbüro zusammen, im Herzen der City zwischen Bahnhof und Einkaufszentren. „Viel mehr Durchzug“ verspricht sich Deborah Kropf davon und Synergie-Effekte. Laufkundschaft, die ein Angebot für sich entdecken soll, an dem sie sonst vorbeigeht. Offenheit ist ein Wort, das in diesem Zusammenhang immer wieder fällt. Es ist sowohl architektonisch als auch inhaltlich gemeint. „Die Menschen möchten sich aufhalten und suchen dafür eine entsprechende Qualität“, weiß Monika Gippert. „Die moderne Bücherei ist ein Treffpunkt. Deshalb wird sie auch als dritter Ort bezeichnet, nach der Wohnung und dem Arbeitsplatz.“ Die einen arbeiten hier in Ruhe am PC, andere recherchieren, wieder andere benutzen Gruppenräume, um Sprachen zu lernen oder gemeinsam etwas zu werken, erklärt die Leiterin. Doch für solche Aktivitäten stoßen die derzeitigen Räumlichkeiten an ihre Grenzen. Es gibt schlicht keine; Veranstaltungen können nur stattfinden, wenn geschlossen ist, sonst werden die Leser gestört.

Im „Traumhaus“ soll das anders werden. Laute und leise Zonen, „Maker Space“ für praktische Arbeit schwebt dem Team vor, natürlich Sitzecken mit Hör-Inseln, möglichst eine außen sichtbare Gastronomie. Deborah Kropf, die das Jugendlektorat unter sich hat, nennt als Beispiel für die neue Cross-Strategie ihren geplanten Manga-Kurs: „Wir lesen nicht nur Comics, sondern zeichnen, spielen Rollen an der Konsole, stylen uns mangamäßig, organisieren vielleicht sogar eine Game-Convention.“

Senioren lernen vor Ort, mit Smartphone und PC umzugehen oder ein E-Book herunterzuladen. Etwas tun und gleichzeitig Zugriff auf das Know-how zu haben, so sieht die große Stärke der neuen Bibliothek aus. Dazu gehört aber auch ein Höchstmaß an Benutzerfreundlichkeit. Während Deborah Kropf vom (im Moment unerreichbaren) Krimi-Automaten in Köln schwärmt, rückt das Projekt RFID in konkrete Nähe. Wenn die Stadtbücherei Anfang Juli im Kulturausschuss ihren Jahresbericht 2016 präsentiert und die Planungen für die kommenden Jahre skizziert, wird Monika Gippert ein System vorstellen, mit dem Nutzer ihre ausgeliehenen Medien an einem Automaten selbst verbuchen können, so ähnlich wie an einer automatisch scannenden Supermarktkasse. „Das spart Zeit und Personal, das wir an anderer Stelle einsetzen können“, erklärt sie. Die Vorbereitungen zur Finanzierung sind bereits im Gange, die Installation der Geräte sei dann kein großes Problem – sieht man einmal von der Aufgabe ab, rund 90 000 Medieneinheiten zu erfassen und den Umbau des Eingangsbereichs zu stemmen. Aber: „Wir wollen das System noch im alten Haus testen, um Erfahrungen zu sammeln“, sagt Gippert.