Norbert und Frank WielpützAls „Pütz & Bänd“ auf neuen Wegen
Bergisch Gladbach – Ein Techniktransporter steht vor dem Heidkamper Kultursaal, durch die angelehnte Tür sind rockige Gitarrenriffs zu hören. Hinter den Mauern der ehemaligen Heidkamper Kirche probt eine Band, die bald für einiges Aufsehen sorgen dürfte. Norbert und Frank Wielpütz, die vergangene Session bei den Gladbacher Labbesen ausgestiegen sind, stehen mit Musikern im improvisierten Probenraum, die ihre Kinder sein könnten. Einer ist es tatsächlich. Linus, der junge Mann hinter dem Schlagzeug, ist der Sohn von Norbert Wielpütz. Der langjährige Frontmann und musikalische Kopf der Labbese hat nach dem letzten Auftritt mit der Band alle Präsente der Session sortiert, sicher „auch ein paar Tränchen“ verdrückt, wie er sich erinnert, schon an Aschermittwoch aber wieder am Klavier gesessen und einen neuen Song geschrieben: „Froch mich nit“. Es ist eine Antwort an alle, die ihn gefragt haben „Warum machst du das?“, wie er dem guten Dutzend Freunden erklärt, die an diesem Tag im zum Probenraum umfunktionierten Kultursaal zuhören. „Froch mich nit, woröm et esu jekumme is“, singt Norbert Wielpütz, „froch mich leever, wat dä neue Daach mer bringk“. Manchmal gehe im Leben eben auch etwas schief. Aber: „Wenn et Ovends drusse stiche düster is, fängk für mich dä neue Daach schon ahn.“
Die Rock-Ballade ist alles andere als karnevalstauglich. Muss sie auch gar nicht sein. Er genieße die „neue Freiheit“, sagt Norbert Wielpütz, der in den vergangenen Monaten ebenso Songs für Ex-Hohn Peter Horn (heute: Kölsch Fraktion) wie für Marita Köllner und die Flöckchen geschrieben hat. „Alles atmet diese neue Freiheit“, sagt der Musiker und Songschreiber. Den Titel „Nie jenooch“hat er einfach mal der Rockband seines Sohnes vorgestellt. Einhellige Reaktion: „Cool“. Hören würde er so etwas sonst eigentlich nicht, sagt der 23-jährige Gitarrist André Neff, der seinen Musikstil eher bei „Rock“ und „Metal“ verortet: „Aber die Songs von Norbert zu spielen, das ist echt okay.“
Satte Gitarrenriffs, stampfende Rhythmen und schneidende Soli wechseln sich mit ruhigeren Passagen und Akkordeoneinlagen ab. „Das ist ein ganz anderes Zusammenspiel“, freut sich Frank Wielpütz: „Guck dir die Jungs an, die sind einfach heiß drauf, Musik zu machen.“ Der Altersunterschied spiele dabei keine Rolle, sind sich beide Generationen einig. „Ich will nicht mehr im Karneval 200 Abende unterwegs sein“, sagt Gitarrist Frank Wielpütz. „Das hier macht Spaß: klein, aber fein.“
Seinen ersten öffentlichen Auftritt wird das neue Bandprojekt unter dem Namen „Pütz & Bänd“ am Donnerstag, 17. September, bei der Kölsch-Bergischen Herbstrevue von Heinz Monheim im „Haus der menschlichen Begleitung“ haben. „Hat doch was: der erste Auftritt gleich im Bestattungsinstitut“, sagt Norbert Wielpütz schmunzelnd. Dass die neue Formation unter seinem Spitznamen „Pütz“ rangiere, heiße keineswegs, dass er der Chef sei, sagt Norbert Wielpütz in einer Probenpause. „Ich kann eine Menge von diesen jungen Musikern lernen. Die machen sich auch gar nicht so viele Gedanken, ob man dies oder das machen kann. Die machen einfach – unverkrampft.“
Auch mit Kritik an verkrusteten Strukturen im Karneval hält Wielpütz in seinen neuen Stücken nicht hinterm Berg, rechnet etwa in einem Krätzchen mit Umgangsformen ab, die außerhalb der fünften Jahreszeit kaum denkbar wären. Nicht weniger engagiert setzt er sich mit den Kriegen rund um den Globus auseinander. Mag die Frage „Leever Jott, wofür sinn blos Kreje do?“ auf den ersten Blick auch kindlich-naiv klingen, wirklich naiv sind nur die, die denken, sie könnten angesichts der vor Kriegen und Auseinandersetzungen flüchtenden Menschen so tun, als ginge sie das alles nichts an. Vom Reggae „Du bess mi Levve“ bis zum fast operettenhaften „Du häs mir wieh jedonn“ reicht die Palette der neuen Songs, die Norbert Wielpütz in den vergangenen Monaten zu Papier gebracht hat.
Texte und Lieder zu schreiben ist für ihn „wie ein Ventil“. Ohne gehe es nicht, sagt er und hat bereits eine CD-Aufnahme ins Auge gefasst. Auch die Bühne gehöre dazu. „Aber sie muss nicht mehr so groß sein“, sagt er und träumt von kleinen Konzerten in Locations wie der Villa Zanders oder dem Gronauer Wirtshaus.
Beim Auftritt im Hause Pütz-Roth wird die Band, zu der neben den Wielpütz-Zwillingen, Linus Wielpütz (Schlagzeug) und André Neff (Gitarre) auch Tim Krechel (Gitarre) und Joel Alefelder (Bass) gehören, noch von Keyboarder Bodo Siebert verstärkt. „Das alles ist ein Projekt“, sagt Norbert Wielpütz. „Ich glaube aber, dass es funktionieren wird. In jedem Fall macht es sehr viel Spaß.“
Karten für die Kölsch-Bergische Herbstrevue, bei der am Donnerstag, 17. September, ab 19.30 Uhr auch „Pütz & Bänd“ im Gladbacher „Haus der menschlichen Begleitung“ an der Kürtener Straße 10 auftreten werden, sind in dem Bestattungshaus Pütz-Roth oder telefonisch unter (0 22 02) 9 35 80 erhältlich.