Familie am Boden zerstörtBauernhaus-Museum in Oberkülheim schließt nach 45 Jahren
Bergisch Gladbach – In der Zeit um Weihnachten und Silvester war in der Vergangenheit häufig Hochbetrieb im Bauernhaus-Museum Oberkülheim, bot Wolfgang Clemens Sonderführungen an und erzählte den Besuchern packend davon, wie Alltag und Festtage bei den Menschen im Bergischen früher aussahen. Doch damit ist es nun vorbei. Das Bauernhaus-Museum in Oberkülheim hat geschlossen und es ist ungewiss, ob es je wieder öffnen wird.
Der Besitzer des privaten Freilichtmuseumsgeländes, Dietmar Clemens, nennt auf Anfrage finanzielle Forderungen des Finanzamts und bauliche Auflagen, etwa beim Brandschutz, als Gründe, warum er in diesem Jahr die Reißleine zog und das Museum schloss. „Ich schaffe das finanziell mit fast 70 Jahren nicht mehr.“ 75 000 Euro habe er in den vergangenen Jahren in das Museum gesteckt, sagt Dietmar Clemens.
Am Boden zerstört
Sein Bruder Wolfgang Clemens, der Generationen von Kindern und Erwachsenen durch die historischen Gebäude führte, selbst aber nicht mehr in Oberkülheim wohnte, ist am Boden zerstört. Mehr als 40 Jahre Engagement für das Museum seien nun „gegessen“, er habe mehrere Zusammenbrüche erlitten, sein Sohn aus der nächsten Generation der Museumsbetreiberfamilie trauere mit ihm.
„Nach Silvester werde ich mich hinsetzen und schauen, was noch möglich ist“, sagt Dietmar Clemens. Auch einen Umzug mit dem Museum in die Niederlande schließt er nicht aus. Dort seien die Rahmenbedingungen deutlich besser, sagt er. In jedem Fall solle sein Neffe die Sammlung einmal übernehmen, so Dietmar Clemens. „Er ist der einzige Nachwuchs, den ich habe.“ Mit seinem Bruder Wolfgang wolle er in jedem Fall noch den Kontakt suchen, so Dietmar Clemens.
Die Stadt Bergisch Gladbach bedauere die Schließung des Museums, sagt Stadtsprecherin Marion Linnenbrink auf Anfrage. Leider habe man keine Möglichkeit gesehen, als Stadt die Schließung des privaten Museums zu verhindern.
Geschichte des Bauernhaus-Museums
Seit 1973 hat die Familie Clemens auf ihrem Grundstück in Bergisch Gladbach-Oberkülheim ein privates Freilichtmuseum betrieben. Die Eltern von Dietmar und Wolfgang Clemens hatten laut Museumsführer des Landschaftsverbands Rheinland (LVR) bereits Anfang der 1950er Jahre mit dem Aufbau einer volkskundlichen Sammlung begonnen.
Die Idee, ein privates Freilichtmuseum zu errichten, entstand, als die Familie 1973 eine historische Hofanlage erwarb, die einer Neubausiedlung weichen sollte. Sie demontierte die Gebäude und baute sie originalgetreu in Oberkülheim wieder auf. Nach und nach kamen weitere Bauten hinzu.
Zuletzt bestand das Museum aus einer Remise mit Groß- und Kleingeräten, dem Hofeingang, einer Hauskapelle, einem Backhaus samt Herzhäuschen, einem Waschhaus mit Bügeleisensammlung, einem Bienenhaus und einem historischen Ziehbrunnen mit mehr als 1500 Fundstücken, die im früheren Brunnenschacht gefunden worden waren. Um den originalen Eindruck nicht zu stören, verzichteten die Museumsmacher bewusst auf Vitrinen und Absperrungen. Immer wieder gab es jahreszeitlich wechselnde Sonderausstellungen. Auch aus dem Schullandheim im nahen Overath-Klefhaus besuchten zahlreiche Gruppen das private Museum. (wg)