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ReichspogromnachtBergisch Gladbacher gedenken Nazi-Opfern

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Zum Gedenktag richtete unter anderem Bürgermeister Frank Stein (oben rechts) Worte an die Teilnehmenden.

Zum Gedenktag richtete unter anderem Bürgermeister Frank Stein (oben rechts) Worte an die Teilnehmenden.

Mit verschiedenen Aktionen und an unterschiedlichen Orten in der Stadt wurde an die Verbrechen erinnert.

Am Samstag, den 9. November, erinnerten Bürger der Stadt mit zwei Gedenkfeiern an die Gräueltaten der Reichspogromnacht von 1938.

An der Heidkamper Kirche St. Josef, direkt gegenüber den ehemaligen „Stella Werken“, versammelten sich vormittags etwa siebzig Menschen zur Mahnwache, die der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) seit 34 Jahren organisiert. Auf einer Gedenktafel ist zu der Geschichte des Ortes zu lesen: „Hier auf dem ehemaligen Gelände des Stellawerkes1 wurden 1933 durch die SA Kommunisten gefangen gehalten und misshandelt. Jüdische Bürger wurden 1941 hier zwangsinterniert und anschließend in Konzentrationslager deportiert.“

Wer politische und ethnische Säuberungen in unserem Land fordert, tritt unsere Verfassung mit Füßen
Damian Warias, Gewerkschaftssekretär der DGB-Region Köln-Bonn

Gila Matuszak von der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten – und die stellvertretende Bürgermeisterin Anna Maria Scheerer begrüßten die Anwesenden und freuten sich über die große Teilnahme. Damian Warias, Gewerkschaftssekretär der DGB-Region Köln-Bonn, sagte zum diesjährigen Treffen: „Wer politische und ethnische Säuberungen in unserem Land fordert, tritt unsere Verfassung mit Füßen.“ Er bezog sich auf ein Treffen von AfD-Politikern mit Rechtsextremisten und Unternehmern. Patrick Graf, Sprecher des DGB-Netzwerks Rhein-Berg, ergänzte: „Es ist unsere gemeinsame Aufgabe, uns gegen diese Entwicklungen zu stellen. “

Ein Saxophontrio spielte zwischen den Redebeiträgen aktuelle Liedtexte. Musik drückt Hoffnung aus, die in Worten oft utopisch klingt, wie in „Imagine“ von John Lennon: „Stell dir vor, alle Menschen leben ihr Leben in Frieden.“

Bergisch Gladbachs Bürgermeister richtet Worte an Teilnehmende

Um 17 Uhr versammelten sich etwa einhundert Menschen am Holocaust-Mahnmal im Park der Villa Zanders. „Es ist wichtig zu verstehen, wie der unvorstellbare Hass auf Juden, den es immer noch gibt, in die Welt kommt,“ sagte Willy F. Bartz vom Veranstalter, dem Städtepartnerschaft Ganey Tikva-Bergisch Gladbach. Angesichts der neuesten Gewaltausbrüche bei einem Freundschaftsspiel in Amsterdam forderte Bürgermeister Frank Stein: „Es ist unverzichtbar, diesem Hass jeden Tag entgegenzutreten!“

In einem Gedicht über die Entnazifizierung erinnerten Schülerinnen und Schüler des Literaturkurses der Integrierten Gesamtschule Paffrath (IGP) an die Schwierigkeiten: „Weißt du wie viel Nazis schwören, dass sie Hitler nie gekannt? Nur „Grüß Gott„ ist noch zu hören, um den Nachbarn zu betören, den man ins KZ verbannt. “ (erschienen im Hochland-Boten am 08.12.1945). Ein gemeinsames Lied, von jüngeren Schülern der IGP angestimmt, symbolisierte dann die Gemeinsamkeiten: „Hevenu Shalom Aleichem“ ist ein kraftvolles Lied mit einer einfachen, aber tiefgründigen Botschaft: Frieden ist möglich, und wir sollten alles tun, um ihn zu erreichen.

Die Teilnehmer konnten sich zum gemeinsamen Singen eine Kerze nehmen, die der Verein auf dem Mahnmal platziert hatte.