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FuhrparkDas sind die Vorreiter beim Thema Elektroauto in Rhein-Berg

Lesezeit 4 Minuten

Blick in den Motorraum des Overather Elektro-Autos: Anders als die Nachbarn hat Gladbach noch kein solches Fahrzeug angeschafft.

Bergisch Gladbach – Die Bürgermeister von Overath und Kürten sind dem Gladbacher Bürgermeister voraus – dem Landrat übrigens auch, aber nicht mehr lange: Sie alle haben Elektro-Fahrzeuge angeschafft, der Landrat hat es zumindest vor.

Lediglich in der Kreisstadt tun sich die Akteure im Rathaus noch etwas schwer mit der Materie. Denn im viel größeren Fuhrpark der Kreisstadt fehlt bislang ein Elektrofahrzeug. Das überrascht. „Der Markt wird allerdings genau beobachtet“, teilt Pressesprecher Martin Rölen auf Nachfrage in den Abteilungen mit.

Im Fuhrpark von Kürtens Bürgermeister Willi Heider schnurrt seit dem Herbst ein Elektro-Auto, genauer: ein Renault Zoe. Die Kürtener sehen ihren Bürgermeister oft mit dem weißen Kleinwagen zu Terminen fahren. Auch außerorts ist Heider mit dem umweltfreundlichen Automobil schon aufgetaucht, etwa bei der Bezirksregierung in Köln, in Bonn und Gummersbach. Probleme: keine, Fahrtleistung insgesamt: 10 573 Kilometer. Der Schlüssel liegt im Vorzimmer des Bürgermeisters, für Dienstfahrten ist das Renault erste Wahl für die Mitarbeiter. Die Kürtener haben ihr E-Auto geleast, als Partner flankiert die Belkaw.

Ähnlich ist es in Overath. Die Stadt hat einen Renault Zoe für die Abteilung Gebäudemanagement als Leasingmodell angeschafft, der Strom fürs E-Auto wird im Blockheizkraftwerk am Schulzentrum vor Ort produziert. Bei einem Fahrradius von 140 Kilometern tourt das Modell in Overath nur innerorts. Und bei der Gladbacher Kreisverwaltung läuft aktuell eine Ausschreibung: Gleich drei Elektrofahrzeuge, alles Kleinwagen, ordert der Landrat. Die Zusatzkosten bei der Anschaffung deckt der Kreis über Förderprogramme. Bei 93 Elektroautos, die aktuell kreisweit gemeldet sind, ist die kommunale Quote erstaunlich hoch.

Anders als in Kürten und Overath käme für Bergisch Gladbach ein Kleintransporter am ehesten infrage. Interessant seien Pritschenwagen oder Transportfahrzeuge. Für Lkw oder Spezialfahrzeuge verlasse man sich auf Dieselantrieb, dieser sei alternativlos.

Anschaffung und Betrieb der Elektrofahrzeuge müssten „wirtschaftlich und sinnvoll“ sein, sagt Rölen. Es muss sich also rechnen. Dabei wäre das Gladbacher Stadtgebiet für einen kleinen Flitzer, wie ihn der Kürtener Bürgermeister fährt, sicher geeigneter als die Landgemeinde Kürten mit ihren großen Entfernungen.

Tankstellen

Auf lokaler Ebene ist Energieversorger Belkaw führend bei der Einrichtung von Stromtankstellen, E-Tanke genannt. Seit 2014 entstanden in Bergisch Gladbach am Firmensitz der Belkaw an der Hermann-Löns-Straße, an der Radstation am S-Bahnhof Bergisch Gladbach und am Kreishaus Am Rübezahlwald Ladestationen. Auch am Kürtener Karlheinz-Stockhausen-Platz gibt es Ladesäulen der Belkaw. Weitere Ladestationen befinden sich in Overath am Steinhofsplatz (Betreiber: Aggerenergie), in Rösrath am Haus der Stadtwerke in Venauen und in Kürten-Bechen am Autohaus Schellberg (Betreiber: Bergische Energie und Wasser BEW). Auch einige private Anbieter haben Ladesäulen eingerichtet, zum Beispiel der Aldi-Markt Bergisch Gladbach-Gronau sowie die Garten- und Baumschule Becker in Refrath. (cbt)

Eine weitere Hürde ist offenbar die Auswahl des passenden Modells. Die Auswahl sei noch sehr gering. „Wir haben aber mittlerweile sieben E-Bikes und Pedelecs angeschafft“, so Rölen. Zunehmend sollen kleinere Fahrten zwischen den Rathäusern und Dienststellen mit dem Dienstrad überbrückt werden. 2016 legten die Beamten so insgesamt knapp 3400 Kilometer zurück.

Bergisch Gladbach hat seit August ein Mobilitätskonzept. Dieses „Mobik“ soll den oft zähfließenden Verkehr verflüssigen und für saubere Luft sorgen. Im „Mobik“ spielt auch das Thema Elektromobilität eine Rolle. Aber nur eine untergeordnete. „Lieferverkehre modernisieren: Umstellung auf Elektromobilität.

System von Beschränkungen und Erleichterungen zur Durchsetzung. Gesamtes Stadtgebiet oder Pilotprojekt in einem Stadtteil“ heißt es dort vage. Konkrete Vorschläge für Erleichterungen werden nicht genannt. Möglich wären im Stadtgebiet Vorrangspuren für Elektroautos oder gesondert ausgewiesene Parkplätze. Beides sieht der Gesetzgeber vor, um die Elektroautos weiter zu fördern. Bergisch Gladbach hat einige solcher Busspuren, in Bensberg an der Steinstraße, auf der Bensberger Straße zwischen den Stadtteilen Heidkamp und Lückerath, am Konrad-Adenauer-Platz als Furt zur Hauptkreuzung Schnabelsmühle. Voraussetzung dafür wären die Beschlüsse der politischen Gremien, sagt Rölen.

Ohne Anstoß aus der Politik werde es stadtweit keine Sonderspuren geben. Das Mobilitätskonzept schweigt sich dazu aus, genannt werden nur sogenannte „Umweltspuren“: Busse und Räder, die sich eine gemeinsame Fahrbahn teilen. An der Schnabelsmühle in der Stadtmitte könnte im Frühjahr erstmals eine solche Bus- und Radspur eingerichtet werden.

Elektroautos dürfen sie nicht mitnutzen.