Spaziergang über Zanders-GeländeBergisch Gladbacher sammeln Ideen für „ihre Altstadt“
Bergisch Gladbach – Es ist wie eine Stadt in einer Stadt, das Fabrikgelände Zanders – oder wie eine Gladbacherin treffend sagt: „Es ist die Altstadt von Bergisch Gladbach.“ Bei dem Spaziergang über das Werksgelände im Rahmen der Bürgerbeteiligung zur Entwicklung des Industrieareals machen sich die Teilnehmer ihre eigenen Gedanken über die Zukunft des Industrieareals. Die Stadt wird Mut brauchen, die Ideen umzusetzen, denn sie orientieren sich größtenteils nicht an den Zwängen der Ökonomie.
Wie groß das Areal tatsächlich ist, das hat niemand in der Besuchergruppe erwartet. Wie Puzzleteile verteilen sich die einzelne Elemente der Papierfabrik auf einer 37 Hektar großen Fläche und sollen zu etwas Neuem zusammengefügt werden: Werkstätten, Produktionsanlagen und Lagerhallen der Papierfabrik. So wird der Rundgang zu einer Reise in die Zukunft, wobei die Teilnehmer das komplette Gelände in ihre Visionen miteinbeziehen dürfen – auch wenn die Fabrik ihren Standort dort behält.
Idealer Treffpunkt für junge Leute
Dann müsste die Stadt allerdings um den Kernbereich der Fabrik herum planen. Ein dünner gelber Faden auf dem Boden markiert die Grenzlinie. Hier müsste ein Zaun errichtet werden. „Die Verhandlungen zur Verlängerung des Pachtvertrags laufen noch“, sagt Stephan Löhlein von der Projektgruppe zur städtebaulichen Entwicklung des Industrieareals zu Beginn.
In der intern als „Museum“ bezeichneten Fabrikhalle, die zuletzt als Lager für ausgediente Maschinen diente, sind alle sofort beeindruckt vom Charme der Industriearchitektur. Die 17-jährige Oberstufenschülerin Sophie Kubitz wünscht sich hierhin: „Einen offenen Lernort für Schüler und Studenten.“ Das sei ein idealer Treffpunkt für junge Leute und für ein Mach-mit Museum schwärmt Andrea Spenger. In Bergisch Gladbach fehlten solche Begegnungsorte „mit Herz und Seele“.
Belastend für Zanders-Mitarbeiter
Immer wieder lassen Löhlein und seine Kollegin Marie Zorn interessante historische Informationen einfließen: „1200 Tonnen Papier pro Jahr wurden hier in den Hochzeiten der 1980er Jahre produziert.“ Rund 400 Mitarbeiter sind es, die aktuell hier arbeiten und sich gerade große Sorgen um ihren Job machen. Bestimmt empfinden sie es belastend, dass Besucher über das Gelände geführt werden, um Pläne zu schmieden, bei denen ihre Arbeit keine Rolle mehr spielen wird.
Abschluss: Ideen werden vorgestellt
Zum Abschluss der Bürgerbeteiligung wird am heutigen Donnerstag , 19 Uhr, in einer ehemaligen Lagerhalle auf dem Zanders-Areal ein Resümee aller bisherigen Veranstaltungen gezogen. Der Eingang befindet sich durch ein Tor gegenüber des Driescher Kreisels. Alle Ideen sollen in ihrer Spannweite vorgestellt werden, heißt es in einer Mitteilung der Stadtverwaltung. Dabei soll es auch darum gehen, ob Projekte mit wenig Aufwand schon zeitnah umgesetzt werden können. Bereits seit September konnten Interessenten ihre Ideen für die Flächen der Papierfabrik digital auf der Projektseite einreichen. Um die corona-bedingte Rückverfolgung der Kontakte sicherstellen zu können, ist eine Anmeldung über die Projektwebsite erforderlich. (ub)
Dennoch ist die Gruppe sich in einem einig – ob mit oder ohne Zanders: Die Entwicklung des Fabrikgeländes bedeute „eine Riesen-Chance für Bergisch Gladbach“. Zum Beispiel, um der Stadt zu mehr Grün und damit zu mehr Aufenthaltsqualität zu verhelfen. „Die Strunde könnte offengelegt und ein See angelegt werden. Das wäre auch gut fürs Stadtklima“, schlägt ein Mann vor.
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Und immer wieder wird gesagt, die Jugend müsse einbezogen werden, für sie gebe es zu wenig Anlaufstellen. Deshalb schlägt Maxim Telle konkret einen Basketballplatz vor: „Meines Wissens gibt es keinen in der näheren Umgebung.“ Ziemlich auf verlorenen Posten steht Michael Kracht: „Hier sollten auch Gewerbeflächen hin, die dringend gebraucht werden“, sagt er.