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Lärm und VerschmutzungStadt Bergisch Gladbach sperrt einzigen Wohnmobilplatz

Lesezeit 4 Minuten

Per Aushang hat die Stadt ihren einzigen Wohnmobil-Stellplatz geschlossen, abgesperrt war er gestern nicht.

  1. Immer wieder hat es Beschwerden über Lärm und Müll auf dem Campingplatz in Paffrath gegeben
  2. Die Stadt hat den Platz deswegen nun geschlossen
  3. Die Camper sind überrascht, bisher fehlen Absperrungen – auch die Anlagen funktionieren noch

Bergisch Gladbach – Die Nachricht überraschte nicht nur die Wohnmobilisten: Am Freitagnachmittag verkündete die Gladbacher Stadtverwaltung per Pressemitteilung, dass der Stadtentwicklungsbetrieb den von ihm unterhaltenen Wohnmobil-Stellplatz nach nur vierjähriger Existenz wieder geschlossen habe. Der Grund: „Ständiger Missbrauch, Lärmbelästigung und Verschmutzung der Umgegend.“ Entsprechende Beschilderungen und Absperrungen seien bereits angebracht worden, so die Stadt.

Die Entsorgungsstation nutzen auch Bergisch Gladbacher Camper nach dem Urlaub gern. Am Samstag funktionierte sie noch.

Platz gerade erst wieder zur Saison eröffnet

Allein: Am Wochenende ist davon (noch) nichts zu sehen, folgen mehrere Camper der gewohnten Ausschilderung zu den Stellplätzen mit Stromanschluss, Ver- und Entsorgungseinrichtung am Rande des weitläufigen Parkplatzes am Kombibad Paffrath.

„Warum geschlossen? Der ist doch gerade erst wieder zur Saison geöffnet worden“, sagt ein Wohnmobilist, als er im Gespräch mit dieser Zeitung von der Sperrung erfährt. Der Camper deutet auf die schweren Holzstämme mit Reflektoren hin, die in den Beeten neben der Zufahrt zum Wohnmobilstellplatz liegen: „Die sperren in der Winterpause normal den Platz ab, sind aber doch eigentlich gerade vor drei Wochen zum Saisonbeginn weggeräumt worden.“

Die nächsten Stellplätze

Auch wenn die Beschilderung der Stadt Bergisch Gladbach am Wochenende Wohnmobilisten weiterhin zum eigentlich gesperrten Wohnmobilstellplatz am Kombibad leitete, verweist die Stadtverwaltung Wohnmobil-Touristen in ihrer Pressemitteilung vom Freitag auf die umliegenden Kommunen: „Abgesehen vom Campingplatz am Waldbad in Köln-Dünnwald gibt es Wohnmobil-Stellplätze mit Ver- und Entsorgungsmöglichkeit am Rheinufer in Köln-Riehl, in Kürten am Splash-Bad und in Overath am Freizeitbad Badino.“

16 Kilometer entfernt ist der Reisemobilhafen Köln-Riehl vom bisherigen Bergisch Gladbacher Wohnmobilplatz am Kombibad Paffrath.

20 Kilometer sind’s von Paffrath bis zum Wohnmobil-Stellplatz am Kürtener Splash-Bad.

22 Kilometer müssen in Paffrath gestrandete Wohnmobilisten bis zur nächsten Ver- und Entsorgungsmöglichkeit am Hallenbad Badino in der Nachbarstadt Overath fahren.

Allein ein Aushang im Schaukasten an der Zufahrt informiert darüber, dass der Stellplatz für Wohnmobile entsprechend einer Ordnungsverfügung der Stadt vom 17. April geschlossen sei. Wasserversorgung, Abwasserentsorgung und Stromanschlüsse stünden „dementsprechend nicht zur Verfügung“. Tatsächlich ist die Tür eines Stromverteilerkastens am Samstag geöffnet, die Kontrollleuchten indes leuchten – abgestellt zu sein scheint hier (noch) nichts.

Entsorgungsstation funktioniert noch immer

Ein weiteres Wohnmobil fährt auf den Platz. Jürgen Kohlgrüber aus Bergisch Gladbach-Hand steuert die Entsorgungsstation an. Er ist gerade aus dem Urlaub zurückgekehrt und möchte das Abwasser aus seinem Wohnmobil entsorgen und die Toilettenkassette reinigen. Die Entsorgungsstation funktioniert einwandfrei. Von der Sperrung weiß der Wohnmobilist nichts. Probleme rund um den Stellplatz in seinem Nachbarstadtteil habe es mal gegeben, erinnert er sich: „Aber das war doch im letzten Jahr.“

Ausgeschildert ist der Wohnmobilstellplatz am Kombibad noch.

Stadtsprecher Martin Rölen verweist unterdessen darauf, dass die einzige Bergisch Gladbacher Wohnmobil-Stellplatzanlage schon seit längerer Zeit ein „ständiger Quell des Ärgers“ sei: „Insbesondere eine größere Gruppe irischer Wanderarbeiter lässt sich dort in regelmäßigen Abständen mit ihren Fahrzeugen nieder“, so die Stadt in ihrer Mitteilung: „Sie belästigen die Nachbarschaft erheblich durch ungehemmte Lautstärke, lassen große Mengen an wildem Müll zurück, verschmutzen die Sanitäranlagen des angrenzenden Schwimmbades und stören dessen Betrieb. Auch um die maximale Verweildauer wird sich nicht geschert.“

Verbotsschilder blieben wirkungslos

Deutlich steht auf Schildern neben der Zufahrt zu lesen, dass Wohnmobilisten lediglich drei Nächte bleiben dürfen. Und: Dass es verboten ist, Wohnwagen auf dem Platz abzustellen. Genau das aber sollen einige Nutzer getan haben.

Der Stadtentwicklungsbetrieb als Betreiber habe versucht, durch mehrsprachige Verbotsschilder und mehrmalige Kontrollen am Tag der Lage Herr zu werden, was die Störer aber nicht davon abgehalten habe, „weiterhin den Platz aufzusuchen und die komfortable Ver- und Entsorgungs-Infrastruktur in Beschlag zu nehmen“, so die Stadt in ihrer schriftlichen Mitteilung. Andere Wohnmobilisten seien abgeschreckt worden und hätten sich bei der Stadt beschwert.

Schilder verhinderten offenbar nicht den Missbrauch der Anlage.

Die Wohnmobilisten, die am Wochenende auf dem Stellplatz stehen oder dort Station machen und zumeist in der Region zu Hause sind, wissen davon nichts. Wenn der Platz tatsächlich wie angekündigt komplett gesperrt und abgeriegelt würde, so befürchten sie, verlöre Bergisch Gladbach ein gutes Stück Infrastruktur, das auch Wohnmobilsten, die sich eigentlich Köln anschauen wollten, nach Bergisch Gladbach geführt habe.

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„Der Platz hier liegt ja sehr schön, hat das Kombibad gleich gegenüber und eine Busanbindung, so dass man auch gut wegkommt“, sagt Jürgen Kohlgrüber.

Stadt will keine 24-Stunden-Überwachung

Bei der Stadtverwaltung zeigen sich die Verantwortlichen unterdessen von der Sperrung des Platzes als einziger Lösungsmöglichkeit überzeugt: „Um den Platz weiterhin für alle Nutzerinnen und Nutzer im gleichen Maße zur Verfügung zu halten, wäre eine 24-Stunden-Überwachung notwendig,“ heißt es in der Mitteilung: „Das kann der Stadtentwicklungsbetrieb nicht leisten.“

Leidtragende, das räumt auch die Stadt ein, seien nun die „Wohnmobil-Touristen, die als Besucher unserer Stadt sich wieder einen Platz für die Nacht in »freier Wildbahn« oder in den umliegenden Kommunen suchen" müssten (siehe Kasten).