In den kommenden zehn Jahren geht in der Gladbacher Stadtverwaltung jeder vierte Beschäftigte in den Ruhestand.
PersonallückenStadt Bergisch Gladbach sucht Verwaltungsmitarbeiter
Kommunale Verwaltungen gleichen mittelgroßen Unternehmen, was die Anzahl der Mitarbeitenden angeht. Eine kleine Großstadt wie Bergisch Gladbach, rund 114 000 Einwohner, kommt auf über 1000 Beschäftigte. Derzeit sind es 1432, davon 448 Beamte. Für die übrigen gelten die tariflichen Entgelte.
Die Tendenz bei den Mitarbeitern ist kräftig steigend, mit dem Haushalt 2024/25 werden 48 neue Stellen eingerichtet. Immer neue Aufgaben bedingen ein Plus an Beschäftigten. Ältere und jüngere Mitarbeiter gibt es in der Gladbacher Verwaltung, und die Personalabteilung sucht mit Kampagnen stets nach neuen Kollegen.
Gegenseitige Konkurrenz
In den Rathäusern gibt es eine Art „Kannibalismus“: Man wirbt gegenseitig um neue Beschäftigte, weil ja bereits die Babyboomer-Jahrgänge in den Ruhestand wechseln. 2024 dürfen regulär alle 1958 Geborenen die Rente genießen, die Ruhestandswelle wird bis 2031 kräftig weiter anwachsen.
Aber Lücken drohen schon heute. Die Gladbacher Verwaltungsbeamten und -mitarbeiter gehören aber noch nicht alle zum alten Eisen. Das ist für Bürgermeister Frank Stein eine gute Nachricht. Das Durchschnittsalter zu 1. Januar 2024 liegt bei 44 Jahren, das ist ein mittlerer Wert. Andere Unternehmen müssen sich da mehr Sorgen machen.
Lücken beim Personal
Wer mit einem Schnitt von über 50 Jahren daherkommt und nichts unternimmt, womöglich den Nachwuchs nur befristet einstellt, dem drohen in den kommenden Jahren mächtige Lücken. Aber ganz so rosig ist es auch wieder nicht für die Gladbacher: In den Ratsstuben werden zwischen 2024 und 2028 150 Personen die Regelaltersgrenze erreichen und somit die Stadtverwaltung aus Altersgründen verlassen (30 pro Jahr).
Das sind immerhin etwa zehn Prozent aller Beschäftigten. In den fünf Jahren 2029 bis 2033 folgen weiter 237 Personen, geboren in den Babyboomerjahren bis 1966. Das macht zusammen 387 oder umgerechnet 27 Prozent. Jeder vierte Beschäftigte wird demzufolge in den kommenden zehn Jahren seinen Bürostuhl im Rathaus gegen das Rentnerdasein tauschen. Er wird sein Know-how mitnehmen und seine Kontakte.
Bergisch Gladbach: Kampagnen für neue Kolleginnen und Kollegen
Die Stadt will den Aderlass frühzeitig stoppen und sucht mit Imagekampagnen nach neuen Kollegen, in jeder E-Mail, in jedem Brief, der das Rathaus verlässt, wird auf den Arbeitgeber Stadt verwiesen. Andere Verwaltungen suchen auch und auch in den Unternehmen wird händeringend nach junge Leuten Ausschau gehalten.
Ob freibleibende Stellen in den kommenden Jahren zu einem Problem werden, wird sich in Bergisch Gladbach zeigen. Weil viele Kollegen früher als zur Regelzeit gehen werden, wird die Bugwelle der Babyboomer wohl noch höher und steiler werden. Diese Bugwelle ist im Übrigen schon vorhanden: 2023 verließen 33 Kollegen die Verwaltung aufgrund Versetzung in den Ruhestand (Beamte) oder Beginn der Altersrente (tarifliche Beschäftigte).
Zu anderen Behörden
Die „Kannibalisierung“, sprich: der Wechsel zu anderen Behörden des öffentlichen Dienstes einschließlich Abkehr auf eigenen Wunsch und Eigenkündigung des Arbeitnehmers, greift in der Verwaltung ebenfalls um sich. 38 Kolleginnen und Kollegen gingen 2023 aus freien Stücken weg.
Auch diese Stellen muss die Stadt ersetzen. Und es tut sich tatsächlich etwas. 2023 traten 206 Beschäftigte neu in den Gladbacher Dienst. Neben Azubis (33) und befristet Beschäftigten (37) fanden 136 Mitarbeitende den Weg ins Rathaus.
Die Gründe, um das Rathaus zu verlassen, sind aber vielschichtig. Neben Rente/Ruhestand und dem Wechsel zu anderen Ämtern kann eine Berufs- oder Erwerbsunfähigkeit dazu führen (2023 zwei Fälle), das Auslaufen eines Zeitvertrages (24 Fälle), das Ende der Ausbildung (4) und eine fristgerechte Kündigung, 2023 dreimal vorgekommen. 27 Arbeitsverhältnisse wurden 2023 einvernehmlich beendigt, auch das gibt es.