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Tunnel bis Quirlsberg?Kriegsbunker in der Bergisch Gladbacher Innenstadt freigelegt

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Bei Bauarbeiten in der Innenstadt wurde der Eingang zu einem Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg freigelegt.

Bergisch Gladbach – Als die Bomben fielen, kauerten hier die Menschen. Wieviele Gladbacher in den Jahren von 1942 bis 1945 Schutz suchten im Bunker hinter dem Gasthaus Paas ist nicht bekannt. Aber mehrere Dutzend könnten es gewesen sein. Als Kriechgang geht es an dieser Stelle weit hinab in die Erde. Die Vermutung liegt nahe, dass der Gang unter der Hauptstraße hindurchführt und am Quirlsberg endet.

Lange Jahre war die Anlage vergessen. Sie sieht eher aus als ein Provisorium, so als wäre sie in höchster Eile entstanden. Bänke gibt es nicht und Licht auch nicht. Die Menschen müssen hier bei völliger Dunkelheit ausgeharrt haben.

Gerade sind Handwerker dabei, die Statik des Eingangsbereichs zu sichern. An der Kalksteinwand hinter dem Gasthaus Paas, bekannt als „Geologischer Aufschluss“, windet sich der Weg in den Untergrund. Weil er mit einem Holzverschlag abgesperrt war und auch Gerümpel den Zutritt verhinderte, ist die Kenntnis über diesen Kriechgang bei den meisten Gladbacher verloren gegangen. Die Arbeiter, die seit ein paar Tagen dort tätig sind, müssen mit äußerster Vorsicht vorgehen.

„In den letzten 50 Jahren ist hier nichts eingestürzt. Trotzdem kann es jederzeit wieder passieren“, erklärt ein Vorarbeiter. In dem kleinen Vorraum sind mehrere Holzbohlen eingezogen worden, dicke Stämme, die die porös und locker wirkenden Steine sichern. Im Halbdunkel ist zu erkennen, dass sich der Gang wenige Meter weiter verschmälert. Jetzt geht es nur noch unter Lebensgefahr im Kriechen weiter. Vom Gestein abgefallene Schieferplatten liegen überall auf dem Boden, der Gang taucht in der Tiefe der Unterwelt ab. Wie die Arbeiter berichten, zieht sich die Öffnung in fünf bis sechs Metern Tiefe weiter. Einen Ausgang vermuten sie auf der anderen Seite der Straße, irgendwo am Quirlsberg.

Ungewöhnliche Felsformation

Neben dem Biergarten des Gasthauses ist die ungewöhnliche Felsformation gut zu erkennen. Sie ist gebildet aus Riffschutt und Kalkschlämmen sowie versteinerten Muscheln und Korallen. Experten rechnen diese geologische Besonderheit der „Paffrather Kalkmulde“ zu, sie ist weltweit bekannt. Nach 290 Millionen Jahren wirken die Felsen aber porös und zerbrechlich. Am Aufschluss am Paas ziehen sich armdicke Baumwurzeln durchs Gestein, der gesamte Hang ist mit Wurzelwerk durchzogen. Die Arbeiter haben den Auftrag, Rillen und Mulden zu sichern und die größten Risse zu schließen. Einige Ecken sind bereits mit Mauerwerk gesichert worden. Der Kriechgang, der sich unerwartet aufgetan hatte, wird mit Abschluss der Maßnahme wieder verschlossen.

In Nachbarschaft des Schutzgangs liegt auch der abgesperrte Bocker Bunker, eine Bunkeranlage, die vom Gasthaus Am Bock Richtung Marien-Krankenhaus führt. Hier fanden nach Meinung des Heimatforscher Willi Fritzen bis zu 800 Menschen Schutz vor Fliegerangriffen. Der Stollen-Bunker ist rund 30 Meter in den Berg gegraben.