Vorwürfe gegen StadtverwaltungGeschäftsleute am Forumpark von Bauarbeiten überrascht
Bergisch Gladbach – Sie haben die Baustelle direkt vor der Tür – schon wieder. Simone und Sonia Stefani sind von der Situation völlig überrumpelt worden: „Niemand hat mit uns gesprochen.“ Ihr Eiscafé De Fanti an der Hauptstraße gegenüber dem Forumpark ist hinter einem Baucontainer nicht mehr zu sehen, und das für Monate.
Auch die anderen Geschäftsleute an der Buchmühlenstraße sind sauer auf die Stadt. Sie fühlen sich schlecht oder gar nicht informiert. Lösungen, ihre Geschäfte für Kunden besser erreichbar zu machen, würden nicht ernsthaft verfolgt, lautet der Vorwurf.
Dabei hatten die Stefanis gedacht, sie hätten das Schlimmste hinter sich. 18 Monate lang litten sie unter Absperrungen, Dreck und Lärm, als die Kanalbauarbeiten im Forumpark liefen. Und jetzt frisst sich an der Ecke zur Buchmühlenstraße schon wieder ein riesiger Bohrer zehn Meter tief unter ohrenbetäubendem Lärm in den Boden. Zwischendurch schüttelt das Gerät unter Getöse das Erdreich ab, das in den Rillen klebt, so dass im Eiscafé die Gläser in den Regalen vibrieren. Gleichzeitig kurven zwei Bagger auf engstem Raum herum.
„Mir fällt dazu nichts mehr ein“, sagt Simone Stefani frustriert. „Das macht einen psychisch fertig.“ Eine Unterhaltung im Café ist wegen des Krachs selbst bei geschlossener Tür kaum möglich. „Niemand hat uns Bescheid gesagt“, das sei das Schlimmste, sagt seine Frau. Der offene Imbiss nebenan hat vorübergehend ganz geschlossen. Immer wieder steigt eine Wolke aus gelbem Staub auf – die Zubereitung von Pommes und Co ist unmöglich.
Und ein Ende des Albtraums ist nicht in Sicht. Wird der Container in zwei Wochen von der Baufirma nicht mehr als Materiallager gebraucht, wird stattdessen dort ein Betonsilo platziert. „Das geht leider nicht anders, die Nähe zu der Baugrube muss gegeben sein“, erklärt Daniela Reuscher, seitens der Stadtverwaltung zuständig für das Projekt Strunde hoch vier. Sie bedauert, dass Eisdiele und Imbiss nicht im Vorhinein informiert worden seien: „Wir hatten die Situation an dieser Stelle nicht richtig im Blick.“ Ob der Container kurzfristig auf die andere Straßenseite versetzt werden könne, werde zurzeit geprüft. Aber der Betonsilo müsse dann einige Monate stehenbleiben.
Mit ihren Sorgen sind die Eiscafébesitzer nicht allein. Anke Reisner-Korpilla, Inhaberin der Boutique „Missi Swan“, beklagt ebenfalls, dass die Laufkundschaft wegbleibe: „Wir sind hier komplett abgeriegelt.“ Ein Umleitungsschild und gelbe Linien auf dem Pflaster leiten die Fußgänger in die Passage am Schuhhaus Werheit in Richtung Buchmühlenstraße. „Wir haben darum gebeten, Werbebanner aufzuhängen, die auf unsere Geschäfte am Ende der Hauptstraße hinweisen. Nichts ist passiert.“ Die Umsatzeinbußen seien enorm.
Das bestätigt Rüdiger Menges, Inhaber des Café Laurentius: „Ich verstehe nicht, dass man auf uns keine Rücksicht nimmt.“ Statt Vollsperrung müsse ein schmaler Weg den Zugang zu den Läden an der Buchmühlenstraße gewährleisten. „Mit ein bisschen gutem Willen“ müsse dies seiner Meinung nach möglich sein. Den Geschäftsleuten ist bewusst, dass die Arbeiten erledigt werden müssen, das betonen sie alle. Schließlich bringen die Rohre einen besseren Hochwasserschutz. Aber warum sich niemand darum bemühe, die Situation für sie erträglicher zu gestalten, verstehe niemand. „Mir hat man lapidar gesagt, ich solle die Vasen besser nicht so nah an die Tischkanten stellen“, erzählt Floristin Petra Lepek. Nach Karneval seien die Geschäftsleute zwar zwecks Information ins Baustellenbüro eingeladen worden. „Aber das war um 16.30 Uhr. Ich konnte meinen Laden nicht einfach zusperren.“
Die Belastung für die Menschen sei enorm, weiß Daniela Reuscher. Die Stadt gebe sich die größte Mühe, Anwohner und Geschäftsleute über die aktuellen Entwicklungen zu informieren und ihnen ein Forum zu bieten, in dem sie ihre Bedenken äußern könnten. Dafür sei eigens das Baustellenbüro eingerichtet worden. „Wir sind für alles offen“, betont auch Martin Wagner, Leiter des Abwasserwerks. Das Mammutprojekt Strunde hoch vier sei eine logistische Herausforderung. Gebe es Probleme, müsse darüber geredet werden. Aber er fügt auch hinzu: „Wir werden es trotzdem nie allen recht machen können.“
Die fünfköpfige Familie Stefani hofft, dass sie die Bauarbeiten übersteht. Die Lage sei existenzbedrohend, sagt Simone Stefani. Zurzeit lebe seine Familie von seiner Altersvorsorge, weil die Umsatzeinbußen so groß seien. „Der Mensch muss schon hart im Nehmen sein“, sagt er. Und voller Hoffnung. Denn darauf bauen alle Anwohner und Geschäftsleute im Laurentiusviertel: auf ein Ende der Arbeiten und des Ausnahmezustandes in acht Monaten.
Baustelle vorgezogen
Die Kanalbarbeiten an der Kreuzung Hauptstraße/Buchmühlenstraße sind auf Beschluss des Stadtrates vorgezogen worden: Statt im Mai begannen sie bereits am 13. März. Für das Reisebüro und das Café an der Buchmühlenstraße kommen im Sommer noch erhebliche Einschränkungen zu. In Form von Stahlplatten, die wie eine Brücke über die Baugrube gelegt werden, soll der Zugang zu den Geschäften gewährleistet werden.