Vereins-DauerstreitHilfe für Partnerstadt wird in Bergisch Gladbach zum Politikum
Bergisch Gladbach – Vereinsgründungen sind in der Regel eine grundsätzlich positive Entwicklung, die von allen Seiten begrüßt wird. Menschen wollen sich engagieren, tun sich zusammen und wollen ihre Freizeit sinnvoll gestalten. In Bergisch Gladbach hat sich der „Verein Städtepartnerschaft Ganey Tikva – Bergisch Gladbach“ gegründet. Es existiert aber bereits der „Verein zur Förderung der Städtepartnerschaft Ganey Tikva - Bergisch Gladbach“. Und wer neu in dem Thema ist, der fragt natürlich: Was soll das?
Ex-Bürgermeister gründete „Konkurrenzverein“
In Bergisch Gladbach gärt seit Jahren ein Konflikt um die Partnerschaften nach Israel (zur Stadt Ganey Tikva) und Palästina (zur Stadt Beit Jala). Dem „Verein zur Förderung der Städtepartnerschaft Ganey Tikva“ wurde vom damaligen Bürgermeister Lutz Urbach die Aufgabe entzogen, sich im Namen der Stadt um die Städtepartnerschaft zu kümmern.
Tatsächlich wurde aus den Reihen des Ganey-Tikva-Partnerschaftsvereins dem Beit-Jala-Partnerschaftsverein eine anti-israelische und antisemitische Grundhaltung vorgeworfen. Was von dort vehement bestritten wurde. Der Streit wurde sehr persönlich geführt. Kurze Zeit später gründete sich ein „Freundeskreises Ganey Tikva an der Kirche zum Heilsbrunnen“ – mit dem der Bürgermeister zusammenarbeitete. Nun ist Urbach Vorsitzender des aus diesem Freundeskreis entstandenen neu gegründeten Vereins.
Auch Urbach-Nachfolger auf seiner Seite
Urbach sagte im Gespräch mit dieser Zeitung, dass ihm die Partnerschaften in den Nahen Osten eine „echte Herzensangelegenheit“ sind. In seiner Amtszeit als Bürgermeister knüpfte er Kontakte sowohl nach Israel als auch nach Palästina. Urbach ist auch Mitglied im Beit-Jala-Partnerschaftsverein.
Für ihn kein Problem: „Es geht mir immer um den Kontakt von Menschen.“ Der dem Ex-Bürgermeister gegenüber kritisch eingestellte Ganey-Tikva-Partnerschaftsverein sieht in dem neuen Verein eine weitere Fehlentwicklung: „Zum weiteren Schaden unserer Stadt, die in der deutsch-jüdischen Community durch diese Peinlichkeiten inzwischen überregional einige Bekanntheit erreicht hat“, heißt es schriftlich.
Und Axel Bolte, stellvertretender Vorsitzender des zuerst gegründeten Vereins: „Es ist der durchsichtige Versuch des Ex-Bürgermeisters, die antiisraelische Schlagseite der »nahöstlichen« Städtepartnerschaften mit einem Alibiverein zu zementieren.“
Urbachs Nachfolger, Frank Stein, hatte dem zuerst gegründeten israelischen Partnerschaftsverein bereits im März dieses Jahres eine deutliche Abfuhr erteilt. Der Verein hatte ihm die enge Zusammenarbeit angeboten. Stein antwortete schriftlich: „Die offizielle Betreuung der Städtepartnerschaft mit Ganey Tikva im Namen der Stadt Bergisch Gladbach wurde dem Ganey Tikva Verein durch meinen Vorgänger Lutz Urbach untersagt. Dies findet unverändert die Zustimmung der Fraktionen des Rates und auch ich selbst habe nicht vor, diese Entscheidung zu revidieren.“