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VerkehrViel Kritik am Mobilitätskonzept für Bergisch Gladbach

Lesezeit 3 Minuten

Umstritten sind die Fahrradstreifen auf den Fahrbahnen – FDP und IHK wenden sich gegen die preiswerte Lösung, die den Platz für Autos verschmälert.

  1. Das Mobilitätskonzept für Bergisch Gladbach geht nach mehr als zwei Jahren in die Schlussrunde.
  2. Die FDP hat bereits erheblichen Nachbesserungsbedarf für das Konzept angemeldet.
  3. Auch von der Industrie- und Handelskammer (IHK) kommt Kritik.

Bergisch Gladbach – Das Mobilitätskonzept, kurz Mobik genannt, mit dem die Kreisstadt ihre Verkehrsprobleme wenn nicht lösen, so doch lindern möchte, geht nach mehr als zwei Jahren in die Schlussrunde.

In einer Sondersitzung am Dienstag wollen die Ausschüsse für Planung und für Verkehr gemeinsam über die Ergebnisse der dritten und letzten Bürgerbefragung sowie der Beteiligung der Nachbargemeinden und des Kreises beraten (Ratssaal Bensberg, 16 Uhr).

Die FDP hat allerdings bereits erheblichen Nachbesserungsbedarf für das Konzept angemeldet: Sie will eine Änderung der Strategie mit Schwerpunkt Verbesserung des fließenden Verkehrs, der ihr in dem Maßnahmenkatalog zu kurz kommt.

Auch von der Industrie- und Handelskammer (IHK) kommt Kritik, sie sorgt sich um den individuellen Kraftverkehr sorgt: Die IHK wendet sich gegen die geplanten Schutzstreifen für Fahrräder, also eigene Fahrradspuren, die relativ billig auf die Fahrbahn zu malen sind, aber Konsequenzen haben: Parken und selbst Anhalten sei dann am Fahrbahnrand etwa entlang der Kölner Straße nicht mehr möglich. Es fielen zahlreiche Parkmöglichkeiten in der Stadt weg.

Ein zweiter Haken bei den Schutzstreifen: Auf relativ schmalen Straßen wie der Buchholzstraße wäre die Fahrbahn so beengt, dass bei Gegenverkehr Fahrräder nicht mehr überholt werden könnten. Autoschlangen schlichen dann hinter den Fahrrädern her.

Für das Mobik zählt der Radverkehr zu einem der wichtigsten Bausteine zur Verlagerung des Verkehrs und zur Reduzierung der Kfz-Wege. Die Entwicklung eines Vorrangroutennetzes für den Radverkehr war Grundlage für konkreten Handlungsansätze, die nun von der IHK angezweifelt werden. Der Benennung der einzelnen Radwegerouten sollen aber noch Detailplanungen folgen, in denen jeder Streckenabschnitt auf Breite, Raumverfügbarkeit, Kreuzungspunkte und Gefahrenstellen hin untersucht wird. Nach dem Gesamtbeschluss für das Mobik müssen 56 Einzelmaßnahmen detailliert untersucht und im jeweiligen Ausschuss abgestimmt werden.

Andere Prioritäten

Die FDP beantragt, dass das Mobilitätskonzept komplett mit veränderten Zielen, Schwerpunkten und Prioritäten überarbeitet wird. Vorrang sollen die Verflüssigung des Kfz-Verkehrs und die Stärkung des ÖPNV haben, Prioritäten nach dem günstigsten Kosten-Nutzen-Faktor gesetzt werden.

Die Liberalen bemängeln, dass das Konzept nicht auf aktuellen Annahmen zur Bevölkerungsentwicklung mit zehnprozentigem Wachstum ausgehe. Es sei nach wie vor unerlässlich, eine zusätzliche Autobahnanbindung einzuplanen (wobei die FDP die Bahndammtrasse ablehnt und den Direktanschluss in Merheim favorisiert). „Die Planung solcher überregionaler Verbindungsachsen sollte Thema im Rahmen regionaler Konzepte sein“, fordert die FDP.

Bemängelt wird, dass die 25 000 Einpendler aus Köln und dem Iändlichen Umland vom Mobik ignoriert würden, weil sie bei den Haushaltsbefragungen nicht erfasst wurden. Das Ziel ,,Stadt der kurzen Wege“ widerspreche dem Einzelhandelskonzept, nach dem eine Konzentration auf Einkaufszentren erreicht werden soll.

Konträr zu diesem FDP-Antrag ist wiederum ein Vorstoß der Grünen, die das Mobik als mutlos und nicht weitreichend genug bezeichnen, weil es dem individuellen Autoverkehr eine zu große Rolle einräumt. Sie sehen zwar Grundsätze grüner Verkehrspolitik verwirklicht, fordern aber statt einer Verschiebung von acht Prozent der Verkehre weg vom Auto eine von 14 Prozent.

Die Geisterdebatte um den Bahndamm müsse abgebrochen werden: Die Grünen lehnen auch eine isolierte „Stadtautobahn“ über den Bahndamm, die nicht direkt an die A 4 anbindet, aber die Verbindung zwischen nördlichen und südlichen Stadtteilen verbessern soll, als „unsinnig“ strikt ab. „By-pass“-Routen durch Wohngebiete zur Verringerung des Staudrucks auf den Hauptstrecken werden ebenfalls zurückgewiesen.