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Häusliche GewaltWeihnachten bleibt das Telefon im Bergisch Gladbacher Frauenhaus still

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Häusliche Gewalt wird während der Weihnachtszeit beim Frauenhaus wenig gemeldet.

Häusliche Gewalt wird während der Weihnachtszeit beim Frauenhaus wenig gemeldet.

Oft wird erst nach den Feiertagen deutlich, dass Weihnachten alles andere als friedlich war.

Neun Plätze, neun Zimmer, neun Frauen und ihre Kinder. Das Frauenhaus des Vereins Frauen stärken Frauen in Bergisch Gladbach ist voll. „Das Telefon klingelt eigentlich unentwegt. Oft müssen wir den Frauen absagen“, sagt Ruth Bernhardt, Leiterin des Frauenhauses.

Doch an Weihnachten und in den Schulferien sieht das anders aus. „An den Weihnachtsfeiertagen ist es oft etwas ruhiger“, erläutert Bernhardt. „Frauen verbringen dann vermehrt Zeit mit der Familie, mit dem Partner. Da haben sie nicht immer die Möglichkeit, bei uns anzurufen und um Hilfe zu bitten.“

Betroffene Frauen finden oft keine Wohnung

Dafür sei der Andrang nach den Feiertagen umso größer. Die Auslastung des Frauenhauses lag 2023 bei rund 98 Prozent. 2021 und 2022 sei es ähnlich gewesen, so Bernhardt. Das große Problem: Frauen, deren Situation sich verbessert hat und die ausziehen könnten, fänden keine Wohnung.

Der Wohnungsmarkt mache es ihnen nicht leicht. So bleiben die Plätze länger belegt als eigentlich nötig. Hinzu kommt, dass Frauen, die ins Frauenhaus aufgenommen werden könnten, nicht immer direkt aus ihrer aktuellen Wohnungssituation rauskönnen. „Das führt dazu, dass die Auslastung nicht bei 100 Prozent liegt, obwohl sie das eigentlich tun müsste“, sagt Bernhardt.

Das Geld reicht für den Grundbedarf aus
Ruth Bernhardt, Leiterin des Frauenhauses.

„Ganz grundsätzlich ist der Bedarf einfach sehr groß.“ Um die Frauen, die beim Frauenhaus anrufen, zu unterstützen, benötigt es vor allem eine sichere Finanzierung. In Bergisch Gladbach setzt diese sich hauptsächlich aus der Projektförderung des Landes NRW und Tagessätzen zusammen. Letztere zahlen die Frauen selbst, oder, wenn sie nicht über ein Einkommen verfügen, das Arbeitsamt. Die Projektförderung wird für ein oder vier Jahre beantragt. Der Großteil des Geldes wird für Personalkosten, einer Sachausgaben- und einer Platzpauschale verwendet.

„Das Geld reicht für den Grundbedarf aus“, sagt Bernhardt. Die Freizeitaktivitäten würden sich allerdings über Spenden von Privatpersonen, Firmen oder Vereinen finanzieren. „Die Kombination aus Projektförderung, den Tagessätzen und den Spenden ist eigentlich eine recht sichere Finanzierung. Jedenfalls hoffe ich, dass uns Kürzungen in nächster Zeit nicht bevorstehen. Das Frauenhaus braucht die Unterstützung.“