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Ständig Ärger bei AnwohnernWelche Straßennamen sich in Bergisch Gladbach häufig doppeln

Lesezeit 4 Minuten
Auf einem Schild steht Klutstein.

In Bergisch Gladbach heißen viele Straßen ähnlich

In Bergisch Gladbach doppeln sich zahlreiche Straßennamen. Für Anwohner ist das ein Ärgernis. Und besonders kreativ sind die Straßennamen auch nicht.

Ständig landen Pakete vor der Türe der Wübkens, die sie nicht bestellt haben. Oder Lieferdienste klingeln an ihrer Haustüre und wollen ihnen Essen zustellen, von dem sie an der Türe das erste Mal hören. Diese Verwechselungen haben einen banalen Grund: Die Wübkens wohnen in der Straße Klutstein in Schildgen. Allerdings liegt nur 150 Meter entfernt die Straße Am Klutstein.

Das verwirre nicht nur Lieferanten, sondern auch Gäste. „Die verfahren sich andauernd. Und weil die andere Straße so nah an unserer liegt, kann ich ihnen nicht einmal sagen, dass das die Straße vor oder hinter dem Berg ist“, sagt Eva Wübken. Und die Pakete, die vor ihrer Haustür landen, müssten sie ständig in die andere Straße schleppen. „Das ist echt nervig“, findet sie.

Die Verwechslungen können auch schwerwiegende Folgen haben: „Einmal hat sich schon ein Krankenwagen verfahren“, schildert sie. In Situationen, in denen jede Sekunde zählt, könne es lebensgefährlich werden, wenn ein Krankenwagen oder die Feuerwehr erst einmal die richtige Straße finden muss.

Diese Probleme kennen viele Bergisch Gladbacher

Doch nicht nur in den Straßen Klutstein/Am Klutstein treten diese Probleme auf. Auch Anwohnende der Häuser Dombach berichten, dass ständig Pizzen oder Pakete falsch geliefert werden. Denn die Nachbarstraßen heißen unter anderem Alte Dombach und Neue Dombach. Das sei besonders für Essenslieferanten ärgerlich, weil sie sowieso schon unter Zeitdruck stehen und dann noch das richtige Haus suchen müssen.

Ähnliche Situationen dürften die Anwohnenden rund um Gierath kennen. Denn unmittelbar um die Straße herum liegen die Gierather Straße, der Gierather Wald, die Gierather Wiese und der Gierather Mühlenweg.

Auch Bürgerinnen und Bürger, die am Welscher Busch wohnen, haben sich bestimmt schon einmal über eine Pizza gewundert, die sie selbst nicht bestellt haben. Auch dort liegen gleich mehrere Straßen nebeneinander, deren Namen leicht zu verwechseln sind: So grenzt der Welscher Busch an die Welscher Heide, welche von der Straße Welscher Wiese gekreuzt wird, die parallel zum Welscher Forst verläuft.

Bergisch Gladbachs Straßennamen sind nicht besonders kreativ

Ein Blick in das Straßenverzeichnis Bergisch Gladbachs verrät: Es gibt einige solcher Beispiele - besonders kreativ sind die Straßennamen nicht vergeben worden.

Eva Wübken ist dafür, dass Straßennamen, die sich zu ähnlich sind, umbenannt werden. „Es gibt so vieles, nach dem man Straßen benennen kann. Dann müssen doch nicht so viele gleich heißen“, meint sie. Eine Umbenennung bringe zwar bürokratischen Aufwand mit sich, weil die Anwohnenden unter anderem bei Banken, Versicherungen und dem Einwohnermeldeamt die neue Adresse angeben müssten, „aber dann ist das einmal erledigt und diese Situationen kommen nicht mehr vor“, findet sie. Bei der Stadt habe sie auch schon nachgefragt, ob eine der beiden Straßen nicht einen neuen Namen bekommen könnte. Das war aber erfolglos: „Die Umbenennung sei zu kompliziert“.

Tatsächlich hat die Gladbacher Stadtverwaltung in der Vergangenheit bei Wünschen zur Umbennung immer wieder abgewinkt: Zu kompliziert und mit hohen Kosten verbunden.

Umbenennung ist unwahrscheinlich

Aber Eva Wübken hat die Hoffnung, dass sich da doch noch etwas ändert, wenn sich möglichst viele Menschen melden. Dass die Stadt den Aufwand betreibt, wegen einiger Verwechselungen mehrere Straßen umzubenennen, bleibt aber unwahrscheinlich.

In der Vergangenheit hingen Umbenennungen mit viel Aufwand und Diskussionen zusammen. In den Fokus der Öffentlichkeit sind die ersten Umbenennungen besonders wegen einer veränderten Denkweise gerückt.

Viele Straßen haben andere Namen bekommen, weil sie diskriminierende Strukturen reproduzieren – wie etwa Straßen, die das rassistisch konnotierte und aus der Kolonialzeit stammende Wort „Mohr“ enthalten. Verwechselungsgefahr für Postboten und Rettungswagen war da kein Argument.

Eine Mohrenstraße in Köln soll im kommenden Jahr beispielsweise umbenannt werden - übrigens gegen den Willen vieler Anwohnenden.

Auf der Webseite der Stadt Bergisch Gladbach gibt es schon eine Liste mit Straßennamen, die positiv beziehungsweise negativ besetzt sind. Besonders umstritten ist der Gladbacher Hindenburgplatz (wir berichteten). Auch die Agnes-Miegel-Straße wird kritisch betrachtet: Sie war freie Schriftstellerin und in ihren Texten kommt eine deutliche Affinität zur völkischen Blut- und Bodenliteratur zum Ausdruck, die mit ihrer Sympathie für den Nationalsozialismus in Einklang steht.