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Zanders' Zukunft in Bergisch GladbachRunder Tisch erarbeitet neue Verträge

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Verschlossene Türen in einem Zanders-Gebäude aus dem Jahr 1894. Im Jahr 2021 geht es um Zukunft der gesamten Papierfabrik im Herzen der Stadt.

Bergisch Gladbach – Bei den Verhandlungen um die Zukunft von Zanders zeichnet sich eine erstaunliche Wende ab. In stundenlangen Videokonferenzen haben Zanders-Geschäftsführung, Zanders-Betriebsrat und der Insolvenzverwalter nach Informationen dieser Zeitung eine gemeinsame Lösung erarbeitet.

Wohlgemerkt ohne die Stadt, die an den Verhandlungen des „Runden Tischs“ unter der Moderation von Ingo Wolf (FDP) dem ehemaligen NRW-Innenminister, nicht mehr teilnimmt. Zu Redaktionsschluss lag das Papier noch nicht vor.

Solvenz muss nachgewiesen werden

Die Stadt hatte noch am Montag kategorisch erklärt, dass ausschließlich ein Verlängerung des Pachtvertrages mit dem Insolvenzverwalter in Frage kommt. Also das jahrelange Dreiecksverhältnis – Zanders zahlt an Insolvenzverwalter und Insolvenzverwalter zahlt an Stadt – fortgesetzt wird.

Der Insolvenzverwalter Marc d’Avoine hatte demgegenüber festgestellt, dass er als Zwischenstation nicht mehr zur Verfügung steht. Damit wäre das Ende der Papierfabrik beschlossene Sache.

Nach Informationen dieser Zeitung wurde anschließend nach Wegen gesucht, wie der Insolvenzverwalter doch wieder ins Spiel gebracht werden könnte. Die grundsätzliche Bereitschaft soll vom Insolvenzverwalter auch signalisiert worden sein. Aber angesichts der Risiken wurde dieser Weg letztlich verworfen.

Solvenz-Nachweis des Haupteigentümers fehlt

Am „Runden Tisch“ wurde weiter nach Wegen gesucht, wie die Forderungen der Stadt noch erfüllt werden könnten. Und das ist der Knackpunkt. Die Stadt verlangt für eine kurzfristigen Pachtvertrag, Laufzeit bis Ende Juni 2021, den Nachweis über die Solvenz von Zanders und eine Erklärungen des Insolvenzverwalters, dass er auch weiterhin die Maschinen der Papierfabrik zur Verfügung stellt. Letzteres soll nun in Verträgen gesichert worden sein. Völlig unklar ist noch, wie die Solvenz des Investors nachgewiesen wird.

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Die Stadt sieht bei diesem Nachweis der Solvenz null Spielraum. Wie jeder Vermieter müsse sie darauf achten, einen solventen Mieter zu bekommen. Nach Darstellung der Stadt hat der Haupteigentümer von Zanders, die schwedische Jool-Gruppe, bislang keinen Nachweis der Solvenz erbracht.

Von Seiten des Investors hieß es, man habe bereits Millionen investiert aber inzwischen den Glauben verloren, dass die Stadt wirklich an einer Zukunft der Papierfabrik interessiert sei.

Bürgermeister muss den Vorschlag prüfen

Gestern Abend war noch nicht klar, mit welchen Garantien der „Runde Tisch“ die Stadt überzeugen will. Sollte sich die Jool-Gruppe unter ihrem Chef Tom Olander substanziell bewegt haben und die Verwaltung das auch so sehen, wäre der Weg tatsächlich für einen Mietvertrag – wenn auch erst einmal ein kurzfristiger – frei.

Denkbar, dass Bürgermeister Frank Stein das Papier vom „Runden Tisch“ prüft und zu dem Ergebnis kommt, es der Politik vorlegen zu müssen. Denkbar auch, dass er das Papier prüft und zu dem Ergebnis kommt, dass sich nichts substanziell verändert hat und Zanders weiter auf Zeit spielt. Dann bliebe es dabei, dass der Insolvenzverwalter aufgefordert ist, das Zanders-Gelände räumen zu lassen.

Mitteilungen der Stadt im Wortlaut

Bürgermeister Frank Stein zeigt sich gemeinsam mit den Fraktionsvorsitzenden der Ratsfraktionen sehr besorgt darüber, dass die Vorgaben, an die die Stadt den Abschluss eines weiteren befristeten Pachtvertrages geknüpft hat, bis zum heutigen Tag nicht erfüllt worden sind. Im Kern verlangt die Stadt, dass ein Nachweis über die Solvenz des Vertragspartners erbracht wird und der Insolvenzverwalter erklärt, dass er das angekündigte neue Konzept zur Fortführung von Zanders mitträgt. Weder der Insolvenzverwalter noch die Investorenseite haben auf diese mehrfach schriftlich erläuterte Position der Stadt reagiert.

(7.12.2020)

Der Rat ist einem interfraktionellen Antrag einstimmig gefolgt. Er will eine unbefristete vertragslose Nutzung der Produktionsflächen auf dem Zanders-Gelände nicht über das Jahresende hinaus dulden. Er fordert die Investoren abermals und letztmalig auf, die durch die Stadt formulierten Bedingungen für den Abschluss eines Zwischenpachtvertrages bis Ende Juni 2021 noch in diesem Monat zu erfüllen. Für den Fall, dass die Investoren diese Frist verstreichen lassen, hat der R at vorsorglich die weitere Vorgehensweise festgelegt: „Die Stadtverwaltung ist dann ermächtigt unverzüglich alle rechtlich notwendigen Schritte einzuleiten, um die nachvertragliche Nutzung der Betriebsgrundstücke durch die Insolvenzmasse zu beenden.“ Wenn notwendig sei dies auch im Wege der Zwangsvollstreckung durchzusetzen. (22.12.2020)

Da der Insolvenzverwalter der Stadt Bergisch Gladbach nicht bis zum Ablauf des gestrigen Tages mitgeteilt hat, dass die Masse bereit ist, das Pachtverhältnis über das Zanders-Areal bis zum 30. Juni 2021 fortzusetzen, nimmt Bürgermeister Frank Stein nicht mehr am „Runden Tisch“ teil. (19.01.2021)