Bürgermeisterwahl wird zum DuellDer Wettlauf hat begonnen
- Die CDU ist der Platzhirsch, die anderen Parteien müssen kämpfen.
- Bundespolitik spielte auf Versammlungen eine untergeordnete Rolle.
- Einer ganz außerordentlicher Kommunalwahlkampf hat in Gladbach begonnen. Und wie es aussieht, wird es spannend.
Bergisch Gladbach – Nach den Mitgliederversammlungen von CDU, SPD, Grüne und FDP steht fest, dass es bei der Bürgermeisterwahl zu einem Duell kommen wird: Auf der einen Seite Frank Stein, als Kandidat der Ampel (SPD, Grüne, FDP) und Christian Buchen für die CDU. Weitere Kandidaten gibt es im Augenblick nicht – und wer auch da noch kommen wird, es wird ein Zählkandidat ohne echte Chance sein.
Einblick ins Innenleben der Parteien
Dabei gaben die Mitgliederversammlungen einen Einblick in das Innenleben der Parteien. Schon ein Blick auf die Zahlen macht deutlich, wer in Bergisch Gladbach der Platzhirsch ist. Bei der CDU wählten 198 Mitglieder den Kandidaten, bei den Grünen waren es 44 Mitglieder, bei der FDP 36 und bei der SPD waren es 60 Mitglieder. Bei der CDU entschieden also mehr Mitglieder über den Kandidaten als bei den drei anderen Parteien zusammen.
Mitgliederzahlen sind nicht alles
Aber die reinen Mitgliederzahlen sind nicht alles. Bei der CDU ist der Altersdurchschnitt extrem hoch. Die Partei weiß das und hat gerade in der Vergangenheit viel versucht, um neue Mitglieder zu werben. Mit überschaubaren Erfolg. Sie hat aber mit Buchen einen relativ jungen Kandidaten (39 Jahre). Was den Altersmix angeht, sind die Grünen die mit Abstand am besten aufgestellte Partei. Die Senioren stellen dort klar die Minderheit.
Fußball und Politik
Dabei werden die absoluten Zahlen in allen Parteien wenn nicht als Katastrophe, dann doch als Menetekel empfunden. Mit einer Fußballmannschaft könnte bei SPD, Grünen und FDP eine Mitgliederversammlung wenn nicht komplett gekapert, dann aber doch entscheidend beeinflusst werden.
Wer als Kandidat für einen so wichtigen Posten wie den des Bürgermeisters für eine 110 000 Einwohner zählende Stadt aufgestellt wird, entscheiden letztlich nicht einmal 400 Menschen.
Bundespolitik spielte untergeordnete Rolle
Auffallend war in allen Versammlungen, dass die Bundespolitik eine untergeordnete Rolle spielte. Gladbach hat seine eigenen Themen und auch ein aus der politischen Farbenlehre herausfallendes Bündnis. Die Frage ist allerdings, ob diese Themen beim Bürger zu platzieren sind.
Frank Stein
Geboren wurde Frank Stein am 23. Mai 1963 in Bensberg. Er wuchs in Engelskirchen auf. Nach dem Abitur studierte er in Köln Jura, legte 1992 die zweite juristische Staatsprüfung ab. Er arbeitete als Anwalt beim TÜV Rheinland, bis er 1993 Finanzreferent beim Deutschen Städte- und Gemeindebund wurde. 2000 wurde er Beigeordneter in Leverkusen. Seit 2017 ist er Beigeordneter in Gladbach. Stein ist verheiratet, hat zwei Kinder und wohnt in Leverkusen. Er ist seit 1996 Mitglied der SPD. (nie)
Der Ampel-Kandidat Stein glaubt, durch den neuen Ansatz insgesamt mehr Menschen an die Wahlurne zu bringen. „Auf dieser Welle werden wir die Wahl gewinnen.“ Stein und seine Unterstützer wollen Aufbruchstimmung verbreiten. Auf den Mitgliederversammlungen von SPD, Grünen und FDP war das auch so. Gemeinsam gelte es den CDU-verursachten Stillstand aufzubrechen. Diese Stimmung gelte es an die Bevölkerung weiterzugeben.
Problem der Dreiteilung im Wahlkampf
Dabei haben die drei Parteien der Ampel das Problem, sich im Wahlkampf dreitteilen zu müssen: Sie müssen ihr Parteiprogramm in Konkurrenz zu allen anderen Parteien bewerben. Sie müssen gleichzeitig erklären, sich fest auf ein Bündnis geeinigt zu haben. Und sie müssen gemeinsam Stein als Bürgermeisterkandidaten unterstützen.
Außergewöhnlicher Wahlkampf
Die CDU ringt um ihre Reaktion auf diesen geschlossenen Angriff. Die Nacht-und-Nebelaktion, um mit einem Bündnis die Grünen aus der Ampel zu locken, zeigt die Angst, dass alte CDU-geprägte Strukturen in den Grundfesten erschüttert werden. Ohne die CDU, so das Selbstverständnis der Christdemokraten in Gladbach, geht in der Stadt nichts.
Christian Buchen
Geboren wurde Christian Buchen am 13. März 1980 in Aachen. Er lebt seit 1987 in Bergisch Gladbach. Er ist ledig. Abitur am Gymnasium Herkenrath. Studium der Wirtschaftsinformatik an der Uni Köln. Danach Anstellung bei OBI im IT Projektmanagement. Derzeit in gleicher Funktion bei einem Schweizer Unternehmen in Köln tätig. Buchen ist stellvertretender CDU-Fraktionsvorsitzender der Gladbacher Stadtratsfraktion und stellvertretender Vorsitzender des CDU-Kreisverbandes. (nie)
Der Kandidat Buchen wurde in der Mitgliederversammlung als ein Kandidat aus Gladbach für Gladbach vorgestellt – ein Lokalpatriot. Sein Gegner Stein ist durch die CDU-Brille der blasse Technokrat, der aus Leverkusen anreist, um eine ihm fremde Stadt und ihm fremde Menschen zu regieren.
Einer ganz außerordentlicher Kommunalwahlkampf hat in Gladbach begonnen. Und wie es aussieht, wird es spannend.