Debatte über Gelbe TonneKürten für Säcke, Rösrath will auf die Tonne umsteigen
Rheinisch-Bergischer Kreis – Mit den Gelben Säcken ist es wie mit Asterix und den Römern: „Widerstand“ leistet aktuell nur ein kleines gallisches Dorf namens Rösrath.Die Rösrather Stadtwerke haben an die Dualen Systeme geschrieben und beantragt, komplett auf die Gelben Tonnen umzusteigen.
Die Sack-Nutzer, deutlich in der Überzahl in Rösrath, klagten permanent über die geringe Reißfestigkeit der Sammelbeutel und den oft in alle Winde zerstreuten Inhalt. „Wir haben auf die Beschwerden der Bürger reagiert“, sagt Stadtwerke-Sprecherin Swea Menser.
Geringe Möglichkeiten Einfluss zu nehmen
Allerdings habe man keinen Einfluss auf die Antwort, noch gebe es keine Reaktion. Der Verpackungsmüll werde bekanntlich privatwirtschaftlich über die Dualen Systeme (neun Anbieter deutschlandweit) gesammelt, da seien die Möglichkeiten der Kommunen gering.
In der Kreisstadt Bergisch Gladbach gibt es die Tonnen nur noch in 10 bis 15 Prozent der Haushalte, Restbestände aus den 80er- und 90er-Jahren. 7000 Stück, schätzt Betriebsleiter Willi Carl. Die große Mehrheit sammelt den Verpackungsmüll in Gelben Säcken. Eine Wahl haben die Gladbacher nicht.
Ist die Tonne einmal weg, kommt als Ersatz der Sack ins Haus. Auch Neubürger haben sich an die Säcke zu gewöhnen.
Für Bergisch Gladbach ist der Kölner Entsorger Zentek seit April zuständig, der seinerseits den Kürtener Entsorger Neuenhaus mit dem Einsammeln beauftragt hat. „Die Gladbacher sammeln gut“, heißt es dort bei den Fachleuten. 29 Kilogramm pro Jahr und Einwohner an Verpackungsmüll seien ein ordentlicher Wert für die Gladbacher.
Heißt: Es landet nicht allzuviel Falsches in den Säcken, was auf Kosten des Dualen Systems entsorgt werden muss (die Kosten der Verpackungsmüll-Entsorgung tragen die Hersteller). Mit dem Sacksystem merke der Müllwerker direkt, ob die Befüllung korrekt ist. „Säcke, die zu schwer sind, bleiben stehen. Das ist bei Gelben Tonnen nicht möglich.“
Derzeit verhandelt Bergisch Gladbach mit dem Gemeinsamen Vertreter der Dualen Systeme zu Gelben Säcken und Tonnen, auch zur Qualität der Säcke, sagt Willi Carl. Ein Konsens sei das Ziel, das Ergebnis der Gespräche müsse von 60 Prozent der Dualen Anbieter angenommen werden. Setze die Kommune ein bestimmtes Sammelsystem mit Verwaltungsakt gegen die Dualen Systeme durch, drohe jahrelanger Rechtsstreit. „Das kann keiner wollen.“
Kommt es zu übermäßig vielen Fehlwürfen, gehen bei den Dualen Systemen sofort die roten Lampen an. Im Nachbarort Kürten ist genau dies der Hebel gewesen für eine nicht bei allen Bürgern beliebte Änderung. Ab Januar 2020 haben die Dualen den Komplettumstieg vom bisherigen Mischsystem Gelbe Tonne/Gelbe Säcke ausschließlich auf Säcke erreicht.
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Der Altbestand von 1000 Gelben Tonnen wird nicht mehr abgeholt. Der für die Gemeinde zuständige Verwaltungsdienstleiter Bergische Wertstoffsammel-GmbH (Engelskirchen) berichtet von etwa 45 Kilo an Leichtverpackungsmüll, den es nach ersten Müll-Hochrechnung 2019 in Kürten geben könnte – das ist deutlich über dem Mittelwert und ein Hinweis, dass die Kürtener viele Fehlwürfe produzieren.
Vertragspartner für die Gemeinde ist das Unternehmen Redual, eine Tochter des Konzerns Reclay Holding aus dem hessischen Herborn. Diesem Dualen System-Anbieter war zusätzlich übel aufgefallen, dass es in Kürten nicht nur die 1000 „erlaubten“ Tonnen gab, sondern sogar 1600 – 1600 Möglichkeiten für Falschwürfe. Ein örtlicher Baumarkt, der Tonnen verkauft, könnte hier Ursache sein.
Den schärfsten Protest am Umstieg haben bislang die FDP-Vertreter geäußert. Sie sehen das Wiegesystem beim Kürtener Restmüll als Verursacher der Fehlwürfe. „Eine verfahrene Situation“ nennt dies Abfallberater Christoph Rösgen vom Bergischen Abfallwirtschaftsverband BAV.
Ärger über die Säcke groß
Niemand wisse, welche der 1600 Tonnen rechtens sei oder nicht. Deshalb habe es nur eine faire Möglichkeit gegeben: den Komplett-Ausstieg aus der Tonne. Die Reißfestigkeit der Säcke werde in Zukunft besser werden, meint Rösgen.
In Kürten scheint die Verärgerung einiger Bürger dennoch groß zu sein. In einem anonymen Schreiben an Bürgermeister Willi Heider, das der Redaktion vorliegt, wird sogar ein „Gelber-Tonnen-Krieg“ angekündigt, gegen den Bürgermeister und die Mitglieder des Beirates für Abfallentsorgung. Angedroht wird ein „Boykott“ des Dualen Systems. Gelbe Säcke werde man ab Januar nicht mehr an die Straße stellen.