Dinner-Show im SpiegelzeltHinter den Kulissen beim Cirque Bouffon in Altenberg
Altenberg – Wie von Geisterhand gezogen richtet sich eine Stange an der höchsten Stelle des Zeltdachs im Scheinwerferkegel auf. Marco Ingaramo und Johannes Schauer spannen das „Chinese Pole“ genannte Akrobatik-Gerät mit Seilen am Rand der Manege ab. Sekunden später ist die Stange bis unters Dach des Spiegelzelts von Artisten erklommen. Proben für das Abschlussbild der Dinner-Show „Amuse Gueule“, die am Mittwochabend im Altenberger Spiegelzelt Premiere feiert. Weltpremiere. Frédéric Zipperlin, kreativer Kopf des Kölner Cirque Bouffon, hat das Stück eigens für das Altenberger Spiegelzelt geschrieben, Sergej Sweschinski die Musik dafür komponiert.
Französische, englische und spanische Sätze mischen sich in der Manege. Gerne verständigen sich die Artisten und Musiker auch kurzerhand mit Händen und Füßen. Mittendrin Frederic Zipperlin mit seinem Laptop. Der gebürtige Franzose, der seit 30 Jahren in Köln lebt, hat Musiker aus aller Welt für seine neue Produktion verpflichtet.
Internationales Ensemble von Artisten und Musikern
Jongleur Tom Lacoste kommt aus Frankreich, Akkordeonspieler Serhiy Lokashov aus Bulgarien, Percussionist Adam Tomaszewski aus Polen und Clown Mariano Carneiro ist mit Trapezkünstlerin Serena Mendez Gastaldo und Zauberer Ernesto Terri aus Argentinien angereist. Für die bis 9. Januar dauernde Spielzeit im Spiegelzelt am Altenberger Rösberg werden sie mit ihren Ensemble-Kollegen im Jugendhaus Altenberg wohnen. „Ein tolles Haus, und wir sind alle zusammen“, sagt Clown Mariano Carneiro strahlend. „Wie eine richtige Zirkusfamilie.“
„Wir sind eine verrückte, aber total glückliche Familie“, beschreibt Frédéric Zipperlin die Grundidee seines Stücks, mit dem die Künstler auch nach der Corona-Zwangspause neu starten wollen. Christopher Schlunk aus Tübingen und seine Handstand-Duo-Partnerin Iris Pelz aus Kassel hatten eigentlich ein anderes Engagement für den Winter, das aber coronabedingt abgesagt wurde. Nun sind sie glücklich, in Altenberg auftreten zu können.
Dinner-Shows im Altenberger Spiegelzelt
Premiere für die Dinner-Shows „Amuse Gueule“ (frz. Gaumenfreude) mit dem Cirque Bouffon im Altenberger Spiegelzelt war am Mittwoch, 17. November, 19 Uhr (Einlass: 18 Uhr).
Bis zum 9. Januar gibt es mittwochs bis samstags weitere Dinner-Shows mit Vier-Gänge-Menü jeweils um 19 Uhr (Einlass: 18 Uhr). Sonntags beginnt die Dinner-Show um 18 Uhr.
Kompakt-Shows ohne Menü gibt es an den Sonntagen, 12. Dezember, 19. Dezember, 2. Januar und 9. Januar jeweils um 14 Uhr. Spezielle Angebote an den Weihnachtsfeiertagen und Silvester.
Tickets für die Dinner-Shows (So/Mi/Do: 86 Euro, Fr/Sa: 96 Euro) sowie für die Kompaktshows (Erwachsene 42 Euro, Kinder 21 Euro) gibt es in den Verkaufsstellen und im Internet bei Kölnticket. Dort sind auch die Weihnachts- und Silvesterangebote erhältlich.
Es gilt die jeweils gültige Corona-Zugangsvoraussetzung, aktuell die 3G-Regel, ab Ende der Woche gibt’s zusätzlich eine Testmöglichkeit im Eingang des mit frischer geheizter Zuluft temperierten Spiegelzelts. (wg)
„Wir müssen die Kultur wieder neu starten lassen“, sagt der Altenberger Gastronom Markus Wißkirchen, der nach zehn Jahren die erneute Spiegelzelt-Spielzeit in Altenberg organisiert hat – und angesichts der aktuellen Corona-Entwicklung fast täglich umplant, um höchstmögliche Sicherheit zu gewährleisten.
Während die Artisten proben, macht er telefonisch kurzerhand eine eigene Corona-Teststation im Eingangsbereichs des Zelts ab Ende der Woche klar. „3G gilt aktuell ja sowieso, und auf alles weitere werden wir uns einstellen und entsprechend reagieren.“ Spricht’s und wendet sich wieder Frédéric Zipperlin zu, um mit ihm den Abstand der ersten Tische von der in der Zeltmitte platzierten fünf Meter durchmessenden Mittelbühne zu besprechen. „Selbst in den Séparées am Rand des Spiegelzelts ist man weniger als zehn Meter von der Bühne entfernt“, sagt Wißkirchen.
Für das Vier-Gänge-Menü, das zwischen den Show-Blöcken serviert wird, hat der Gastronom und Hotelier eine eigene Küche neben dem Zelt errichtet. Das Reich von Küchenchef Frank Deterling. Hier wird er mit seinem Team unter anderem gebeizten Lachs mit Kaffee und Zimt, Maronensalsa und Wildkräuter sowie Süppchen von Roonen mit Parmesanschaum und Rinderfilet vom Weidochsen an Paprikacaponata und Kartoffelbaumkuchen zubereiten.
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Zudem gibt’s das Vier-Gänge-Menü, zu dem als Dessert Schokoladenvariationen von der Bio-Schokolade serviert werden, auch noch einmal in einer vegetarischen Variante. „Durch die Tür geht’s dann direkt ins Zelt“, sagt Beate Küffler, die Wißkirchen als Restaurantchefin fürs Spiegelzelt engagiert hat.
Musik eigens für die Show in Altenberg gechrieben
„Bssst, sssst, roooooo.“ Johannes Schauer streicht auf seinem Kontrabass lautmalend die Bewegungen, die das Diabolo von Mariano Carneiro gerade im Scheinwerferkegel vollführt. Nach wenigen Übungsdurchgängen kommt’s dem Zuschauer so vor, als würde das Diabolo die Geräusche machen. Artist und Musiker verstehen sich blind. „Sind halt Profis“, sagt Wißkirchen staunend. „Und unsere Musik wird live gespielt“, setzt Romina Neu vom Cirque Bouffon hinzu.
Ein paar Meter weiter verschwindet Akkordeonspieler Serhiy Lukashov, den hier alle nur „Luko“ nennen, mit dem Kopf in einem Vogelkäfig, während Serena Mendez Gastaldo und Marco Ingaramo die Dramaturgie ihrer Show an der Vertikalstange „Chinese Pole“ noch einmal durchgehen und gleich daneben Tom Lacoste eins seiner Diabolos tanzen lässt.
Vorfreude auf die Premiere am Mittwoch
Das alles wird sich bis zur Premiere am morgigen Mittwoch, 19 Uhr, noch zu einer Show zusammenfinden, erläutert Frédéric Zipperlin. Ob er auch 22 Jahre nach der Gründung des Cirque Buffon, noch Lampenfieber vor der Premiere, noch dazu eines neuen Stücks hat? „Klar“, sagt Zipperlin, aber mindestens ebensogroß ist die Vorfreude auf die Premiere in diesem Spiegelzelt mit seinem historischen Ambiente. Das passt einfach prima zusammen.“