Jahresbilanz 2021Frauenberatung Rhein-Berg hilft mehr als 460 Betroffenen
Rhein-Berg – Demütigungen, Drohungen, Einschüchterungen oder Schläge – häusliche Gewalt zwischen Menschen, die in einer Partnerschaft zusammenleben, hat verschiedene Facetten. „Diese Form der Gewalt gegen Frauen kommt immer noch am häufigsten vor“, weiß Magdalene Holthausen aus ihrer alltäglichen Beratungsarbeit. So war die Frauenberatungsstelle für den Rheinisch-Bergischen Kreis, die die Sozialarbeiterin leitet, im vergangenen Jahr wieder für viele bedrohte Frauen eine wichtige Adresse, wo sie Rat und Hilfe suchten.
675 Beratungsgespräche mit 464 Klientinnen hat das Team der Frauenberatungsstelle in Bergisch Gladbach vom Verein Frauen helfen Frauen im vergangenen Jahr geführt. Darunter waren neben den Betroffenen selbst 27 Fachkräfte und 34 Vertrauenspersonen. In der Hälfte der Gespräche war das Thema Gewalt der Anlass. Und beim Thema Gewalt ging es in 75 Prozent der Fälle um häusliche gewalttätige Konflikte – so die Bilanz der Frauenberatung. „Bei diesen Fällen spielt auch das Leben unter Corona-Bedingungen eine Rolle“, erläutert Magdalene Holthausen.
Mehr als 500 Kinder mit betroffen
Gegenüber dem Vorjahr hätten sich die Zahlen kaum verändert: 461 Frauen sind in 2020 in 620 Gesprächen beraten worden. „42 Prozent der Frauen, die uns vergangenes Jahr aufsuchten, leben in Beziehungen mit Kindern. 18 Prozent der Klientinnen sind alleinerziehend“, nennt die Leiterin weitere Zahlen. Insgesamt seien 506 minderjährige Kinder mit betroffen. Das Team der Frauenberatung wird auch für Fälle aktiv, in denen bei häuslicher Gewalt die Polizei zur Hilfe gerufen wurde. 125 Fälle im Kreisgebiet sind der Beratungsstelle in 2021 durch die Polizei bekannt geworden, so Magdalene Holthausen.
Verdoppelt haben sich die Beratungsgespräche mit Ratsuchenden aus dem Nordkreis mit den Kommunen Burscheid, Leichlingen und Wermelskirchen. Fast 90 Frauen haben die Beratungsstelle kontaktiert, 45 Frauen waren es im Jahr 2020. „Wir führen dies auf unsere verstärkten Vernetzungsaktivitäten im Nordkreis zurück“, erklärt die Leiterin. Die Anfragen aus Bergisch Gladbach und den Städten im Südkreis hätten sich geringfügig verringert.
Mehr ältere Frauen suchen Rat
Auffällig sei, dass sich insgesamt die Zahl der ratsuchenden Frauen über 60 Jahre verdoppelt habe. In dieser Altersgruppe gebe es 35 Frauen. Dabei ging es ausschließlich um Gewalttaten in häuslichen Lebensgemeinschaften. Mit fast 250 Klientinnen mache die Gruppe der 26- bis 40-Jährigen den Hauptanteil aus. Anfragen zu Essstörungen haben sich gegenüber 2020 um fast 30 Prozent erhöht. 38 Fälle sind es laut Statistik der Frauenberatungsstelle.
„Die Komplexität der Beratungen hat sich insgesamt ausgeweitet“, stellt Magdalene Holthausen fest. Das heißt, in Gesprächen mit von Gewalt bedrohten Frauen ergeben sich oft mehrere Themen. So spielten gleichzeitig finanzielle Probleme oder Suchterkrankungen in den Beziehungen eine Rolle.
Infos zu Trennung und Scheidung
Kaum Resonanz fand das Angebot der Außensprechstunden in den Städten des Nord- und des Südkreises. „Von 80 angebotenen Terminen haben zwei stattgefunden. Das ist nahezu Null“, erklärt Magdalene Holthausen. Diese Entwicklung führt das Beraterinnenteam unter anderem auf die telefonische Beratung zurück. „So konnten wir bei Anfragen schnell eine Beratung anbieten, die Klientinnen mussten nicht bis zum nächsten Sprechstunde vor Ort warten. Ob das Angebot der Telefonberatung die Außensprechstunden ablösen wird, werden wir beobachten“, kündigt die Leiterin an.
Zehn Informationsabende zum Thema Trennung oder Scheidung – davon vier Veranstaltungen im Nordkreis – hat das Team der Frauenberatung auch dazu genutzt, sich mit Behörden und anderen Beratungsstellen besser zu vernetzen. Holthausen: „Besonders intensiv waren die Kooperationen mit den Gleichstellungsbeauftragten aus Bergisch Gladbach, Overath, dem Rheinisch-Bergischen Kreis, der Fachstelle gegen sexualisierte Gewalt, dem Kommunalen Integrationszentrum und dem Netzwerk Runder Tisch - keine Gewalt gegen Frauen.“
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Drei Sozialarbeiterinnen, beziehungsweise Sozialpädagoginnen, und eine Verwaltungskraft – alle in Teilzeit – sind in der Frauenberatung tätig. „Die Corona-Pandemie beeinflusste im zweiten Jahr nicht mehr so stark unsere Arbeit. Wir konnten effizienter agieren“, zieht Magdalene Holthausen Bilanz.
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