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Drohnen über tierischer KinderstubeJäger in Rhein-Berg retten Rehkitze aus der Luft

Lesezeit 3 Minuten
Ein Mensch hält ein in Gras gepacktes Rehkitz mit Handschuhen in den Händen.

In Sicherheit: Robert Flocke hat allen Grund zur Freude, dieses Kitz konnte er für die Dauer der Mahd in Sicherheit bringen.

Warum man Rehkitze in Kisten neben Wiesen in Rhein-Berg derzeit unbedingt nicht anfassen sollte.

Die Situation ist vertrackt: Im Mai ist Hochbetrieb in den Kinderstuben der Wildtiere, gleichzeitig aber auch Mähsaison für die Landwirte. Das kann schnell zur lebensbedrohenden Gefahr für Bodenbrüter unter den Vögeln und insbesondere auch für Rehkitze werden, die gut getarnt und regungslos im hohen Gras auf die Rückkehr ihrer Mütter warten, um versorgt zu werden.

Bevor sich die Mähbalken der landwirtschaftlichen Maschinen durch das Gras arbeiten, suchen Jägerinnen und Jäger daher, gerne unterstützt von Freiwilligen, die Wiesen ab, um den Rehnachwuchs in Sicherheit zu bringen. „Hut ab vor jedem, der sich hierfür, ob mit Drohnen, klassisch mit Scheuchen oder in Suchteams mit und ohne Hund engagiert, damit kein Kitz unter die Messer gerät“, meint die Pressesprecherin der Kreisjägerschaft, Susanne Schröder.

Eine Drohne schwebt über einer ausgestreckten Hand.

Mit Hilfe solcher Drohnen spüren die Jägerinnen und Jäger die Rehkitze im hohen Gras auf.

Wie solch eine Rehkitzrettung funktioniert? Alle Retter tragen Handschuhe, packen die gefundenen Vierbeiner in große Grasbüschel und legen sie am Rand der Wiesen in ausbruchsicheren Kisten ab, aus denen die Jungtiere nach der Mahd wieder freigelassen werden.

Bei anhaftendem Menschengeruch nimmt die Ricke ihr Kitz nicht mehr an und es verhungert.
Stephanie Rahm, stellvertretende Vorsitzende der Kreisjägerschaft (KJS) RBK

„Ein dringender Appell an alle Spaziergänger: Lasst gefangene Kitze, wo sie sind!“, appelliert so Stephanie Rahm, stellvertretende Vorsitzende der Kreisjägerschaft (KJS) RBK. Unbedarfte Passanten, die ein gesichertes Kitz an einer Wiese finden, sollten das Kitz weder anfassen noch freilassen. „Bei anhaftendem Menschengeruch nimmt die Ricke ihr Kitz nicht mehr an und es verhungert“, erläutert Stephanie Rahm. „Wenn es zurück in bereits abgesuchte Wiesenschläge läuft, gerät es dort oft genug doch noch unter die Messer der Traktoren, und das möchte niemand.“

Wer einmal in die Augen eines Rehkitzes mit abgemähten Beinen gesehen habe, wisse, warum die Jägerinnen und Jäger diese „anstrengende Arbeit jederzeit und immer wieder machen“, so die Vize-Vorsitzende der Kreisjägerschaft. „Auf unserer und den Homepages verschiedener Hegeringe findet man Kontakt zu Kitzrettungs-Teams“, infomiert Stephanie Rahm. „Wir freuen uns immer über neue Interessenten zur Unterstützung der Kitzsuche.“

Kreisjägerschaft hat eine weitere Drohne für die Suche nach Rehkitzen angeschafft

Die Kreisjägerschaft hat für ihre Arbeit zu den vorhandenen, jetzt eine weitere Drohne zur Suche angeschafft und finanziert entsprechende Pilotenführerscheine.

Während man bei der Rettung von Rehkitzen verstärkt auf „Hilfe aus der Luft“ setzt, geht es bei der Fangjagd als einem weiteren Aufgabenfeld der Kreisjägerschaft, „eher bodenständig“ zu. Seit März ist die KJS im Besitz der Lehrgangszertifizierung durch das Ministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes NRW. Am 20. Mai fand die erste entsprechende Ausbildung für Jägerinnen und Jäger im RBK statt.

Menschen stehen mit Lebendfallen vor einem Fachwerkgebäude.

Die erfolgreichen Absolventinnen und Absolventen des Lehrgangs unterstützen nun bei der Fangjagd.

Nach streng tierschutzgerechten Bedingungen werden die erfolgreiche Absolventin und 14 Absolventen ihre Kenntnisse nun in den Jagdrevieren zum Beispiel zum Schutz von Bodenbrütern anwenden, insbesondere zur Bejagung von invasiven Arten, das heißt Tierarten wie Nutria und Waschbär, die eingewandert sind und heimische Arten verdrängen . Auch so manch wildernde Hauskatze kann über die Fallenjagd zur Verwahrung in Tierheime verbracht werden.

Nicht nur bei der Suche nach Rehkitzen, sondern auch hier hilft mittlerweile Technik. „Aufgestellte Fallen müssen entsprechend gesichert und täglich in bestimmten Abständen kontrolliert werden“, erläutert Pressesprecherin Schröder. „Hierbei muss nicht mehr jeder einzelne Standort, wie in früheren Zeiten, unbedingt zu Fuß aufgesucht werden. Löst ein Fangmechanismus aus, sendet er eine Meldung an ein zuständiges Mobiltelefon.“ Diese gesetzliche Vorschrift garantiert möglichst schnelles Auffinden gefangener Tiere.

Auch außerhalb der freien Natur ist die professionelle Fangjagd gefragt. „Wer einmal Besuch von Marder oder Waschbär im Haus, speziell auf seinem Dachboden hatte, weiß die Hilfe der Jägerschaft zu schätzen, die nun 15 neu zertifizierte Kräfte für die Fangjagd in ihren Reihen begrüßen darf“, so Schröder.