Jobcenter Rhein-BergCorona lässt Hartz-4-Zahlen explodieren
Rhein-Berg – Die Corona-Krise hat nicht nur bei der Kurzarbeit zu Verwerfungen geführt, die erst jetzt langsam sichtbar werden. Bei den zunächst verborgenen Schäden geht es laut Jobcenter-Chef Michael Schulte etwa um Solo-Selbstständige, um Studenten oder um Hausfrauen, die das Familienaufkommen aufbessern und nun wesentliche Einnahmen verloren hätten.
„Wir hatten bis jetzt nicht die große Welle, aber einen kontinuierlichen Zugang“, sagte der Chef der Hartz-IV-Behörde am Donnerstag im Ausschuss für Soziales und Gesundheit des Kreises. Vom 1. März bis Mitte Mai seien fast 1500 Anträge eingegangen. Das sei dreieinhalb Mal so viel wie in den Monaten Januar und Februar. Viele Menschen hätten sich zunächst nicht gemeldet in der Hoffnung, so über die Runden zu kommen.
Es sei aber zu befürchten, dass die wirtschaftliche Delle andauere. „Die Wirtschaft wird nicht mehr so sein wie bisher. Viele Aufgaben werden wegfallen.“ Betroffen seien wie immer in Krisen vor allem die wenig Qualifizierten. Zugleich bedeutet die Krise laut Schulte aber auch einen enormen Digitalisierungsschub. Dies gelte für die Kunden ebenso wie für die Jobcenter selbst, wo angesichts von bis zu zwei Millionen Anrufen in der Mittagszeit das bundesweite Telefonnetz zeitweise zusammengebrochen sei.
Aktuell gebe es im Jobcenter keinen persönlichen Beratungskontakt mehr, alles laufe über Telefonie und Emails. Schulte: „Damit haben wir an sieben Tagen 24 Stunden geöffnet.“ Ein Weniger an Service sei das nicht.
Innerhalb kürzester Zeit von viereinhalb Stellen auf 180 Mitarbeiter aufgestockt
Schulte wies auf weitere Probleme im Zusammenhang mit Corona hin: Bisher sei im Rheinisch-Bergischen Kreis 1500 Kindern das Essen in den Schulen gesponsert worden. „Das ist weggebrochen.“ Der Behördenchef resümierte die Corona-Krise mit den Worten: „Wir haben den ersten Aufschlag gut hinbekommen, aber wir befinden uns nicht in einem Sprint, sondern in einem Marathonlauf, von dem wir heute noch nicht wissen, wo er hinführt.“
Vor Schulte hatte Sozialdezernent Markus Fischer über die Anstrengungen des Gesundheitsamtes in Sachen Pandemie-Bekämpfung berichtet. Innerhalb kürzester Zeit seien die ursprünglich viereinhalb Stellen im Bereich des Infektionsschutzgesetzes auf 180 Mitarbeiter aufgestockt worden, die in einem Dreischichtsystem von 8 - 22 Uhr von montags bis sonntags gearbeitet hätten. Aktuell sein noch 50 Personen dort tätig. Fischer kündigte an, dass es personelle Aufstockungen, aber auch flexible Lösungen (Zeitarbeit) werde geben müssen. Sprecher mehrerer Kreistagsfraktionen dankten der Kreisverwaltung für ihr großes Engagement.