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Was Rhein-Berg nach dem Desaster der Kreispolitik nun braucht

Ein Kommentar von
Lesezeit 2 Minuten
Ein Notfall-Infopunkt-Schild steht vor dem kreishaus in Bergisch Gladbach-Heidkamp.

Der Kreis hat durch die politischen Querelen gelitten. Jetzt bräuchte es dringen eines Brückenbauers.

Der Kreisdirektor geht, damit wachsen die Sorgen in Rhein-Berg aber noch deutlich, findet unser Autor. Ein Kommentar.

Nun sind gleich zwei auf dem Absprung: Kreisdirektor Dr. Erik Werdel (CDU), weil CDU und Grüne ihm den Stuhl vors Kreishaus setzen wollten, er sich anderweitig beworben und jetzt bei der Handwerkskammer Köln den attraktiven Posten des Hauptgeschäftsführers in Aussicht hat. Und Landrat Stephan Santelmann (CDU), der nicht ohne öffentlichen Druck erklärt hat, 2025 den Chefsessel im Kreishaus zu räumen.

Guido  Wagner

Guido Wagner

Leiter der Redaktion Rhein-Berg von „Kölner Stadt-Anzeiger“ und „Bergischer Landeszeitung/Kölnischer Rundschau“. Bereits während des Studiums hat er als freier Journalist gearbeitet und nach dem Exame...

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Zurück bleibt ein Schlachtfeld politischer Ränkespiele, die auch das Image der Kreises kräftig ramponiert haben, und eine kalt erwischte schwarz-grüne Kreistagsmehrheit, die mal wieder selbst zerschlagenes Porzellan zu kitten versucht. Aber dem noch vor wenigen Wochen am liebsten geschassten Kreisdirektor jetzt Krokodilstränen nachzuweinen und mit der Ausschreibung seiner Stelle zur Tagesordnung überzugehen, reicht nicht.

Es bräuchte eines Landrats, der die Menschen wieder zusammenführen kann

Was Kreis, Kreishaus und vor allem die über 280.000 Einwohner in Rhein-Berg jetzt brauchen, ist eine Perspektive. Und die zu entwickeln, nimmt man den politisch den Ton Angebenden im Kreistag aktuell nur schwer ab. Und weiteres politisches Geschacher um Einfluss und Posten wäre das, was Rhein-Berg nun am wenigsten gebrauchen kann. Stattdessen bräuchte es auch im Hinblick auf die Landratswahl im kommenden Jahr dringend jemanden, der Menschen wieder zusammenführt.

Ein Ding der Unmöglichkeit angesichts des anstehenden Kommunalwahlkampfs? Nicht unbedingt. Schon die vorige Kommunalwahl hat gezeigt, dass nach dem Abschied von den großen Volksparteienmehrheiten überall dort mehr erreicht wurde, wo man vor der Wahl keine taktischen Gräben aufgerissen hat, die man nachher hätte wieder überbrücken müssen, sondern wo man sich zu Bündnissen zusammengefunden hat.

Weitere selbst zu produzieren – damit muss endlich Schluss sein

Die meisten Bürgermeisterinnen und Bürgermeister im Kreis sind heute die, die keiner Partei angehören. Solch eine Kandidatin oder solch ein Kandidat täte auch dem Kreis gut. Ein Mensch, der im besten Fall Verwaltung kann, Land und Leute kennt und der – vor allem – Gräben überwinden kann, Wunden verbinden und dem Kreis wieder eine Perspektive geben kann: Nach vorne – und miteinander.

Probleme zu lösen gibt es genug. Weitere selbst zu produzieren – damit muss endlich Schluss sein.