Musikfestival in Rhein-BergKreis verschiebt Feiern zu Beethovens 250. Geburtstag
Rhein-Berg – Ludwig van Beethoven steht vor dem Altenberger Dom, die Hände lässig in den Hosentaschen versenkt, mit Gehrock, überlang gestauchter Hose und Löwenmähne. Er blickt von der Treppe des Bensberger Rathauses, posiert in der Villa Zanders, meditiert vor dem Stockhausen-Grabmal in Kürten, holt sich nasse Füße auf dem Brunnen am Bergisch Gladbacher Konrad-Adenauer-Platz. Schöne Illusion, die dennoch für kurze Zeit Wahrheit geworden ist. Denn die Mitarbeiter des Kulturamts im Kreis haben den Komponisten in Gestalt einer kleinen Skulptur in Szene gesetzt und fotografiert, um ihren Beitrag zum Beethoven-Jubiläum in ihrer Broschüre werbewirksam zu präsentieren.
Die knapp 50 Zentimeter hohe Figur ist übrigens vom süddeutschen Konzeptkünstler Ottmar Hörl entworfen worden. Es gibt sie mittlerweile in allen möglichen Farben, und nicht nur Beethoven stand Modell, sondern vom Erdmännchen bis Karl Marx so ziemlich alles, was irgendwie bekannt ist. Bei einer Kunstaktion zum Geburtstag des Komponisten tummelten sich letztes Jahr gleich Hunderte kleiner Ludwigs auf dem Bonner Münsterplatz. Viele stehen noch heute in der Stadt herum.
Organisation und Förderung
Das Programm des Festivals präsentierten die Organisatoren auf einer Pressekonferenz in Altenberg. Maßgeblich gefördert wird das Event von der Beethoven Jubiläums GmbH in Bonn. Insgesamt unterstützt die Gesellschaft 200 regionale Projekte mit 16 Millionen Euro, berichtete Geschäftsführer Ralf Birkner. Als „kulturpolitisches Statement“ bezeichnete er die Verlängerung des Förderzeitraums über das Jubiläumsjahr hinaus bis zum September 2021.
Landrat Stephan Santelmann wies auf die „Vielfalt unserer Musikszene“ hin und lobte die Vernetzung der regionalen Musiklandschaft, die beim Beethoven-Projekt besonders gut zur Geltung komme. Kreiskulturreferentin Charlotte Loesch berichtete über „die intensive Zeit des Neuplanens“, denn eigentlich sollte das Festival in diesem September stattfinden. Doch infolge der ständig veränderten Corona-Verordnungen verschoben sich immer wieder Konzerttermine. Deshalb, so Loesch, sei man im Kreis doppelt froh, das Beethoven-Jubiläum doch noch begehen zu können. (eck)
2020 wird weltweit der 250. Geburtstag Beethovens gefeiert, doch allerorten kam das Programm ins Stolpern durch den Corona-Lockdown, so dass sich der Veranstaltungszyklus in das nächste Jahr ausweiten wird. Auch im Rheinisch-Bergischen Kreis, der sich ebenfalls am Festival mit dem schnittigen Namen „BTHVN 2020“ beteiligt. Kulturschaffende aus Bergisch Gladbach, Kürten, Odenthal und Burscheid präsentieren ein Programm mit dem Titel „An die Freude“, das modern gegen den Strich gebürstet ist. Das Rezept: Man nehme eine Beethoven-Komposition und konfrontiere diese mit einem Klassiker der zeitgenössischen Musik. Da trifft eine Sonate auf „Eleanor Rigby“ von den Beatles oder einen Song von David Bowie, eine Melodie aus dem Liederzyklus auf „Helsinki Mood“ von Tom Waits. Auch Musik von Chick Corea, Miles Davis und Jimi Hendrix haben die beiden Musiker Eckart Runge (Violoncello) und Jacques Ammon (Klavier) für das Eröffnungskonzert am Sonntag, 4. Oktober, um 18 Uhr im Forum des Schulzentrums Odenthal teils neu arrangiert, damit alles zusammenpasst.
Abwechslungsreiches Programm im Frühjahr 2021
„Beethoven goes Jazz“ heißt es im Haus der Musik im März 2021, wenn Bernd Kämmerling (Klavier), Cliff Schmitt (Kontrabass) und Drori Mondlak (Schlagzeug) improvisieren. „Stockhoven – Beethausen“ signalisiert das Thema im Mai 2021, wenn Beethovens Messe in C-Dur auf den Zyklus „Licht“ des Kürtener Neutöners Karlheinz Stockhausen trifft. Einen ganzen Tag schließlich widmet Burscheid dem Musiker, dessen Werke die Musicalische Academie von 1812 – das Laienorchester des Städtchens – schon spielte, als diese noch zeitgenössisch waren. Künstler beteiligen sich ebenso an dem Aktionstag (19. Juni 2021), die Stadtbücherei, Schüler haben Beethoven im Warhol-Stil porträtiert, und ein kostümierter Beethoven-Darsteller führt die Besucher zu den Stationen. Den Abschluss des Jubiläumsprogramms bildet ein Konzert von Mitgliedern des Kölner Gürzenich-Orchesters in Odenthal, organisiert vom Kulturspiegel.
Es ist ein ambitioniertes Programm, das Referentin Charlotte Loesch und die Mitarbeiter des Kulturamts im Kreis fantasievoll zusammengestellt haben. Denn Ludwig van Beethoven hat nicht wirklich viel mit der Region zu tun.
Termine und Karten
Sonntag, 4. Oktober 2020: RollOver Beethoven/Revolution, Eckart Runge, Jacques Ammon (18 Uhr, Schulzentrum Odenthal; Vorverkauf Schreibwaren Braden, Altenberger-Dom-Laden)
Freitag, 12.März 2021: Beethoven Goes Jazz – Bernd Kämmerling, Cliff Schmitt, Drori Mondlak (20 Uhr, Kunstmuseum Villa Zanders; Vorverkauf Bergischer Löwe)
Sonntag, 16. Mai 2021: Stockhoven – Beethausen, Leitung Rolf Müller (14.30 Uhr, Altenberger Dom; Vorverkauf Dom-Laden)
Samstag, 19. Juni 2021: Burscheid trifft Beethoven (11-17 Uhr, Eintritt frei)
Sonntag, 12. September 2021: Musikalische Akademie (18 Uhr, Schulzentrum Odenthal, Vorverkauf Braden Schreibwaren, Altenberger-Dom-Laden)
https://www.rbk-direkt.de/bthvn-2020.aspx
Zwar verbrachte der Komponist seine Jugendjahre im Rheinland, in Bonn. Doch ist nur ein einziger Besuch des Knaben in Bensberg belegt, wie Charlotte Loesch und Gabriele Emrich recherchiert haben. Er reiste wohl 1781 mit seinem Vater und einem Hofmusiker über Siegburg und Hennef zum Schloss, wo die Reisegruppe untergebracht war, wie Heimatforscher Willy Daubenbüchel im „Rheinisch-Bergischen Kalender 1992“ beschreibt.
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