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Kreisverwaltung Rhein-BergDie Hälfte des Personals wird bis 2035 ausscheiden

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Das Kreishaus ist eingerüstet und eine Baustelle – drinnen wird an einer neuen Struktur fürs Personal gearbeitet.

Rhein-Berg – Die Ausgangslage ist schwierig: Seit Jahren übertragen Bund und Land den Kreisen mehr Aufgaben. Die Kreisverwaltung in Bergisch Gladbach hat derzeit aktuell die neuen Aufgaben für die nächsten Jahre identifiziert, die im Kreishaus erledigt werden müssten. Dafür würden bis 2021 rechnerisch weitere 100 Stellen gebraucht, zeigte Personaldezernentin Aggi Thieme im Ausschuss für Personal, Organisation und Gleichstellung auf.

Derzeit gelte die „Salami-Taktik“, so Thieme, werde für jede neue Aufgabe in den Fachausschüssen über neue Stellen entschieden. Das führte dazu, dass die Stellenzahl kontinuierlich nach oben ging. Das dürfe so nicht weitergehen.

Gesamtpaket für mehr Wirtschaftlichkeit

Über den Sommer wurde im Kreishaus intensiv nachgedacht, als Ergebnis setzt die Verwaltung auf das sogenannte Strategische Aufgabenmanagement (SAM). Gedacht ist es als Gesamtpaket für mehr Wirtschaftlichkeit, es soll als steter Prozess dafür sorgen, dass immer wieder Abläufe überprüft werden, über technische Unterstützung nachgedacht wird oder über Zusammenarbeit mit anderen Verwaltungen. Zudem soll der finanzielle Mehrbedarf festgeschrieben werden, „unabhängig davon, wie viele Stellen neu eingerichtet werden“.

Auch wenn der Ausschuss – weil einige Fraktionen noch nicht beraten haben – die Abstimmung verschob, gab es für Landrat Stephan Santelmann und die Verwaltung positive Signale. „Alle Fraktionen haben gesagt, dass wir auf einem guten Weg sind“, so CDU-Ausschusssprecher Wolfgang Büscher.

Stefanie Hilden (SPD) machte deutlich, dass es für den Kreis vor allem eine Herausforderung sei, ein attraktiver Arbeitgeber zu sein. „Gut, dass Dinge neu gedacht werden“, sagte Ursula Ehren (Grüne). Sie wolle das Ergebnis der Fraktionsberatung nicht vorwegnehmen, man stehe SAM aber positiv gegenüber. So äußerten sich auch die Freien Wähler, die „von dem Konzept überzeugt sind, da es zukunftsorientiert ist“, so Werner Conrad. Endgültig entscheidet der Kreistag am 6. Dezember.

„Wir verändern mit dem Strategischen Aufgabenmanagement unser Vorgehen entscheidend“, erklärte Landrat Santelmann. „Wir wollen die Aufgabe in den Mittelpunkt unserer Betrachtung nehmen und nicht mehr die Stelle.“ Einen weiteren Grund für SAM zeigte Dezernentin Thieme auf: die Demografie.

Bis 2035 werden 472 Mitarbeiter ausscheiden, rund die Hälfte des dezeitigen Personals (2019 hat der Kreis 764 Stellen). Es werde zudem „immer schwieriger, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden“, so Thieme. Die mit SAM verbundene „kontinuierliche Prozessoptimierung“ soll dazu führen, dass Aufgaben wirtschaftlicher und effizienter erledigt werden. Mit dem heutigen Personal seien die künftigen Aufgaben nicht zu stemmen, betonte Thieme. Rechnerisch würden die Personalkosten bis 2021 angesichts der neuen Aufgaben um 9,5 Millionen Euro steigen. Mit SAM sollen es lediglich 2,3 Millionen Euro zusätzlich werden. „Wir bieten Ihnen hier einen Kontrakt“, sagte Thieme zu den Ausschussmitgliedern. SAM soll dabei helfen, langfristig den Haushalt zu entlasten, was dann auch den Kommunen im Kreisgebiet zugute käme, die die Kreisumlage zahlen.