Ausstellung des „Zeichentreffs“Zeichnen öffnet in Kürten Türen und neue Perspektiven
Kürten – „Darf ich dich zeichnen?“, fragt Damhat und lächelt. Den Bleistift hat der junge Mann schon in der Hand. „Dauert nicht lange, nur zehn Minuten“, sagt er. Zeichnen ist für ihn und für die anderen aus dem Kunstprojekt „Zeichentreff Biesfeld“ ein wichtiger Teil der Integration geworden. Zuwanderer und Einheimische zeichnen seit drei Jahren gemeinsam, jeder kann mitmachen, es gibt keine Voraussetzungen, keine Hürden, niemand muss ein Künstler sein. Es geht um mehr: Miteinander, kennenlernen und einander verstehen.
Zeichentreff gilt als Erfolgsgeschichte der Verständigung
An einem Abend in der Woche traf sich die Gruppe vor der Corona-Zeit im Jugendheim Biesfeld, koordiniert vom Kürtener Peter Kup. Der „Zeichentreff“ ist Teil der Ehrenamtler-Initiative Fluchtpunkt Kürten und wichtiger Baustein: Zeichnen verbindet, Herkunft spielt keine Rolle. Jeder ist ein Künstler, zitiert Peter Kup einen legendären Satz von Joseph Beuys. Der „Zeichentreff“ gilt in Kürten als Erfolgsgeschichte der Verständigung.
„So seh ich dich. So siehst du mich“. Das ist der Titel der Kunst- und Kulturausstellung, die an diesem Sonntag, 7. November, um 17 Uhr in der Pfarrkirche St. Nikolaus in Dürscheid eröffnet wird. In der zweiwöchigen Ausstellungszeit (bis 21. November) begleitet ein ambitioniertes Veranstaltungsprogramm die Schau.
Ausgestellt werden in der Kirche Porträtzeichnungen, die zwischen 2017 und 2020 von den Teilnehmern des „Zeichentreffs“ angefertigt wurden. Nach Absprache traf sich die Gruppe dazu bei Kürtener Bürgern und bei Geflüchteten und zeichnete – das Projekt „Nach-Bar-Schaft“. Die Gastgeber saßen Modell, es entstanden Hunderte Porträtskizzen.
Termine des Rahmenprogramms zur Ausstellung
Sonntag, 7. November, 17 Uhr: Vernissage in St. Nikolaus Dürscheid mit Grußworten und Musik. Begrüßung Willi Broich, Grußwort Bürgermeister Willi Heider.
Montag, 8. November, 19.30 Uhr: „Was kann Kunst zur Integration beitragen“, Moderation Willi Broich, mit Peter Kup und Ahmed Gharib.Sonntag, 14. November, 17 Uhr: Eine Ode an die Freude. Noisten-Ensemble Wuppertal, Orgel: Robert Mäuser (Köln).
Donnerstag, 18. November, 19.30 Uhr: Porträtzeichnen für alle, 10-Minuten-Sitzungen.
Sonntag, 21. November, 17 Uhr: Finissage, Gesang Rebecca Kup, Ögunc Kardelen.
Eine Auswahl ist in der Ausstellung zu sehen, unter anderem Skizzen von Glasbildnerin Maria Schätzmüller-Lukas, von Willi Broich, dem Gemeindereferenten von St. Marien Kürten, von weiteren Fluchtpunkt-Akteuren wie Liesel Kohlgrüber, Stephan Baake, Evelyn Mathias, Christa Küppers und Birgit Oberkötter oder Norbert Broich vom Verein Bekik. Auch Daryaz, Hassan, Raz, Akam und Damhat wurden besucht und gezeichnet.
Das Erleben der Gastfreundschaft sei immer besonders gewesen, berichten die Teilnehmer. Sie erinnern sich an die Gespräche vor und nach den Porträtsitzungen, an die Stille des Zeichnens, an den intensiven Austausch. Diejenigen, die in Kürten ihre neue Heimat gefunden haben, hätten oft zum ersten Mal die Gastfreundschaft ihrer Kürtener Freunde erlebt. „Ich wusste nicht, wie es in einem Haus in Deutschland aussieht“, sagt Damhat. Die Schau hat auch Türen geöffnet, für die Geflüchteten und für die Kürtener. Vom Geben und Nehmen ist viel beim Pressetermin die Rede.
Zur Ausstellung ist in kleiner Auflage ein Katalog erschienen, 112 Seiten im Format DIN A4, gebunden und mit vielen der Bleistiftzeichnungen der Ausstellung. Jede der 21 Porträt-Serien wird mit einem Interview zur Person ergänzt. Das Katalogbuch ist während der Ausstellungszeit in der Pfarrkirche St. Nikolaus Dürscheid gegen eine Spende erhältlich. Auch ausgewählte Zeichnungen gibt es als Passepartouts zu erwerben. Der Erlös geht an das Flüchtlingsprojekt AnBe.
Ausstellung und begleitende Veranstaltungen in der Kirche St. Nikolaus Dürscheid, mit 3-G-Regel für Besucher (genesen, geimpft, getestet). Die Kirche ist täglich von 10 bis 16 Uhr geöffnet. Ausstellungsdauer bis 21. November.