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Barrieren abbauenKürtener nähen Taschen mit Flüchtlingen – Ausstellung im Rathaus

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Leni Strunk (2.v.l.) mit Mitstreitern in der Nähstube von Kürten-Schanze.

Kürten – Die Taschen aus dieser Nähstube sind ein Gemeinschaftswerk. Im Wohnhaus in Kürten-Schanze leben Geflüchtete, meist junge Männer. Einmal in der Woche rattern in einem Räumchen im Obergeschoss des großen Hauses die Nähmaschinen. Dann hat die Nähstube wieder geöffnet.

In den Vitrinen im Foyer des Rathauses sind noch bis Mitte Januar die besonderen Taschen ausgestellt. Überwiegend Handtaschen sind es, die zu sehen sind. Alles Unikate, alles Handarbeit, Einzelstücke also. Die Taschen warten auf Abnehmer, auf Liebhaber. Ihr Verkauf ist ausdrücklich erwünscht. Die Einnahmen fließen zu 100 Prozent in die ehrenamtliche Arbeit des Fluchtpunkts Kürten.

Projekt ist ein Glücksgriff

Die Nähstube gibt es seit drei Jahren, und sie ist einer der Dauerbrenner bei der Unterstützung der Geflüchteten geworden, neben dem Rad-Pool in Bechen, dem Café International in Biesfeld und den Begegnungsnachmittagen in Kürten. Leni Strunk hatte die Idee zum Projekt. Die gelernte Schneiderin verfügt über ein großes Organisationsgeschick und schaffte es, aus vielerlei Quellen Nähstoffe zu bekommen. Auch Gardinen zum Zuschneiden landeten auf dem Nähtisch. Schnell gelang es, auch Nähmaschinen zu bekommen.

Das Projekt erwies sich als Glücksgriff, sind es doch sehr oft die Männer, die sich an die Nähmaschinen setzen. In den Heimatländern zahlreicher Geflüchteter sind sie es, die in Nähfabriken arbeiten. Mit Bianca Hüpgen und Marion Esser-Köster hat Leni Strunk mittlerweile zwei Unterstützerinnen gefunden, die einmal in der Woche gemeinsam die Nähstube von Schanze öffnen. Immer an den Donnerstagnachmittagen wird vier Stunden lang zugeschnitten und genäht.

Ausstellung bis zum 15. Januar

Den Bewohnern des Hauses brachte das Angebot zunächst Abwechslung vom Alltag. Der Nutzen des Angebots stellte sich direkt ein. Die Bewohner können Bekleidung passend geschneidert bekommen, Reißverschlüsse werden ausgetauscht, in Hosen und Jacken Löcher gestopft. Andrang in der Nähstube ist immer, und auch in den anderen Unterkünften der Gemeinde hat sich das Angebot seit langem herumgesprochen. Berührungsängste gibt es nicht, das gemeinsame Tun hilft, Barrieren (so weit vorhanden) abzubauen.

Die Taschen werden oft aus Stoffresten genäht. Jede ist deshalb ein Einzelstück. Im Kürtener Rathaus sind einige Stücke zu sehen.

Die Taschen sind aber der absolute Renner der Nähstube. Die festen Stoffe sind meist bunt und sorgen für ein Erscheinungsbild, das auffällt. Oft sind es Stoffreste, die kaum anders zu verwenden sind. Dem Endprodukt schadet das nicht. Statt in irgendwelchen Schränken landen die Sache auf dem Nähtisch. Auch Restmeter von Markisenstoffen sind darunter, zur Verfügung gestellt von einem in Bergisch Gladbach ansässigen Unternehmen.

Im Rathaus von Kürten können sich die Besucher jetzt bis 15. Januar einen Eindruck machen vom Geschick der nähenden Flüchtlinge.