Planen ohne ObergrenzeKosten für Kürtener Gesamtschule steigen immer höher
- Die Kosten für die Sanierung der Kürtener Gesamtschule steigen und steigen.
- Wie soll die Gemeinde dies finanzieren und wohin geht die Reise am Ende? Diese Fragen beschäftigt vor allem die Kürtener Politik.
- Klar ist aber auch: Wird die Schule nicht modernisiert, droht eine Abwanderung der Schüler.
Kürten – Schulen bauen und Schulen sanieren, sind Investitionen in die Zukunft. Wo aber ist das Ende der Fahnenstange bei den vielen Millionen, die investiert werden müssen? Das wird jetzt in Kürten ein Thema.
An der Spitze der Projektmillionen im Schulbereich steht, etwas überraschend, die kleine Gemeinde im Bergischen. 60,4 Millionen Euro sollen Kernsanierung und Ausbau der in die Jahre gekommenen Gesamtschule kosten. Mit Sanierung der Sülztal-Sporthalle, mit dem Abbruch und dem Neubau einer Gymnastikhalle und dem Bau von drei großen Ausweichgebäuden für den Unterricht wird ein Megapaket geschnürt. Die rund fünfjährige Baustellenzeit für die 1100 Schüler soll Mitte 2021 beginnen. Derzeit liegt ein Vorentwurf auf dem Tisch. Die Sanierung ist das größte Projekt, das je in Kürten umgesetzt wird.
Sparpläne und Zeitplan
Sparideen: Fensterlüftung statt Umwälzlüftung für die Klassenräume, Holzbauweise für die Aufstockung einiger Gebäudeteile, Fensterausstattung.
Zeitplan: Die Sülztalhalle soll jetzt nicht 2022, sondern erst im Jahr 2023 für Schul- und Vereinssport und den Sitzungskarneval gesperrt werden. Verlängert sich die Bauzeit um ein Jahr, bleibt die Sülztalhalle auch 2024 geschlossen. Nur für den Schulsport könnte es währenddessen einen Notbetrieb geben. (cbt)
Damit ist die Sanierung allerdings wieder ein bisschen teurer geworden. 55 Millionen war die zuletzt genannte Orientierungsmarke. Dass Kürten die Sanierungskosten für die Otto-Hahn-Schulen (31,4 Mio.) und für das Nicolaus-Cusanus-Gymnasium (24,5 Mio.), beide in Bergisch Gladbach, kräftig überbietet, liegt zunächst in der Natur der Sache und ist projektbedingt.
Wer soll das bezahlen?
Dennoch sorgt die Summe jetzt in der Kürtener Politik für deutliche Bauchschmerzen: Wie soll die Gemeinde dies eigentlich finanzieren und wohin geht die Reise am Ende? Marc Beer, Fraktionsvize der CDU im Rat und Bürgermeisterkandidat, hat jetzt im Fachausschuss als Erster eine finanzielle Obergrenze ins Spiel gebracht. Viel teurer dürfe das Projekt nicht mehr werden.
Die Kostensteigerungen dürften nicht zu einem „Stadthaus Bergisch Gladbach“ führen, meinte Beer und spielte auf die Turbulenzen beim 63-Millionen-Euro-Projekt der Nachbarstadt an; dort ist es zuletzt sehr schnell immer teurer geworden. Von der Gladbacher Summe ist Kürten nur drei Millionen Euro entfernt. „Es darf nicht viel mehr obendrauf kommen“, sagte der CDU-Politiker, nannte aber keine konkrete Summe.
„Wo landen wir denn am Ende?“
Beer, beruflich Kämmerer der Stadt Lohmar im Rhein-Sieg-Kreis, erinnerte an die Abschreibungsdauer der Schulsanierungskosten: Auf 80 Jahre angelegt, also bis ins Jahr 2100, müsse die Gemeinde jedes Jahr 760.000 Euro für das Projekt aufbringen. Umgelegt auf die Grundsteuer B bedeute dies im 80-jährigen Abschreibungszeitraum eine Erhöhung um etwa 150 Prozentpunkte für die Bürger. Derzeit liegt die Grundsteuer bei 600 Prozentpunkten.
Dass Beer Unterstützer für seine Obergrenze finden könnte, deutet sich bereits an. Für die Freien Wähler, zweitstärkste Fraktion im Kürtener Rat, sagte Peter Brülls, er ist der Vorsitzende des Fachausschusses: „Wo landen wir denn am Ende?“ Er müsse diesen Betrag auch den Wählern gegenüber erklären. „Wie transportiere ich diese Summe nach draußen?“ Die Kosten der Schulsanierung könnten zum Wahlkampfthema werden.
Abwanderung der Schüler droht
Gründe für den Kostenanstieg gibt es. Planerin Claudia Pannhausen erklärt sie mit der langjährigen Vorplanungszeit, allgemeinen Kostensteigerungen, schwierigen Fundamenten und bislang nicht aufgenommenen Bauleistungen wie dem Neubau eines Fachraumgebäudes, der Kanalsanierung und der Außengestaltung des Grundschulgeländes. Im weiteren Planungsverfahren würden die Baukosten „wie ein Trichter“ immer genauer werden. Werde die Schule nicht modernisiert, wanderten die Schüler aus Kürten ab, warnte Schulleiter Klaus Schröder.
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Um das Großprojekt günstiger zu gestalten, könne an den Stellschrauben Kosten, Qualität und Termine gedreht werden, deutete die Fachplanerin an. Manches zum Klimaschutz, das Projekt gilt als „klimafreundliche Modellsanierung“, könne auf den Prüfstand. Anfang August soll es die nächste Sitzung geben, dann mit Sparvorschlägen. Eine Fertigstellung des Schulzentrums 2026 ist zurzeit Ziel der Planer. Ein Ausdehnen bis 2027 würde ebenfalls Kosten senken. Ob die Politik diesen Weg mitgehen will, entscheiden die nächsten Wochen.