Ausstellung zu JudentumIn Kürten wird Geschichte erfahrbar
Kürten – Schlamassel. Natürlich ist dies ein Wort jüdischer Herkunft. Schmu - auch. Überall begegnet jüdisches Leben, jüdische Geschichte, jüdische Kultur. Juden hat es im Gebiet des heutigen Deutschlands immer schon gegeben, auch zu Zeiten der römischen Kaiser im Altertum. Historiker gehen bis zu einem Dekret Kaiser Konstantins aus dem Jahr 321 zurück, es erlaubte die Aufnahme von Juden in den Kölner Stadtrat.
Diese 1700 Jahre jüdische Geschichte sind Thema einer großen Wanderausstellung zum Jubiläum, die derzeit in der Gesamtschule Kürten zu sehen ist. Auf großformatigen Schautafeln geht es um Vergangenes und Gegenwärtiges, anschaulich wird erklärt, welch hohen Stellenwert die jüdischen Gemeinden im 19. Jahrhundert hatten, und dargestellt, wie es zu den Gräueltaten der Deutschen nur wenige Jahrzehnte später kommen konnte. Das macht auch die Gesamtschüler aus Kürten nachdenklich.
Kürten: Schüler unterrichten Schüler
Während des gesamten Schultags standen am Eröffnungstag der Wanderausstellung „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ die Schüler an den Tafeln und informierten sich. Viele auch mit Tablets, die zur Ausstellung gehören. Mittels digitaler Hilfe gehen Tabellendiagramme auf. Tondokumente können angeklickt werden, Informationen werden noch umfassender und tiefer. Leise sprechen die Schüler über die abgerufenen Inhalte. Kleine Schülergruppen wanderten von Infotafel zu Infotafel. Auch mehrere Leistungskurse, methodisch vorbereitet von Fachlehrerin Astrid Wallenfang und ihrem Lehrerteam, besuchten die Schau.
Stolpersteine
In NRW gibt es rund 15 000 Stolpersteine. Ein neues digitales Angebot des WDR „Stolpersteine NRW“ ist ab sofort als App für Smartphone digital zugänglich sowie für PC oder Laptops.
Die Geschichte erfahrbar machen. Das wollen auch Tim, 18, Felix, 17, Patrick, 18, und fünf weitere Schülerinnen und Schüler aus dem Geschichte-Leistungskurs der Jahrgangsstufe 12. Sie sind in einem Lehrgang ausgebildet worden, das Thema der Ausstellung an die Mitschüler weiterzugeben. Diese sogenannten „Peers“ berichten von der Exkursion zur Synagoge in Köln und über die Erfahrungen, die sie an diesem Tag gemacht haben. Von den Polizisten, die rund um die Uhr vor der Synagoge anwesend sein müssten. „In der fünften Klasse sind wir schon gewesen“, berichtet Tim vom ersten „Peers“-Einsatz der Gruppe. Weitere Klassen-Besuche sollen in den nächsten Tagen und Wochen folgen. „Während der Besuche ist kein Lehrer in der Klasse.“ Der Kontakt gehe von Schüler zu Schülern, berichtet er. Ein intensiver Austausch sei es gewesen, für beiden Seiten.
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Zur Eröffnung der Ausstellung informierten sich auch Bürgermeister Willi Heider, der Gemeindereferent von St. Marien Kürten, Willi Broich, und der Pfarrer der Evangelischen Gemeinde Delling und Kürten, Ralph Knapp, über die Ausstellung. Schulleiter Markus Hintze-Neumann führte die Gäste rund, erläuterte Hintergründe. Der Pädagoge hat katholische Religion studiert und führte mit tiefer Kenntnis durch die Schau. Die Ausstellung selbst versucht, auch das heutige Leben der Juden in Deutschland in den Blick zu nehmen. Sportler und Schauspieler geben sich als Juden zu erkennen und zeigen Wege für ein Miteinander auf.
Die schulinterne Ausstellung ist für Besucher ganztägig am Freitag, 18. Februar, geöffnet.