Menschen im BergischenDie Zwei von der Eier-Tankstelle
- Ein Hinweisschild macht auf den unerwarteten Eier-Service am Wanderweg aufmerksam: „Hier gibt’s täglich frische Eier“.
- Marlene Johnen und Felix Korff bewirtschaften den Hof auf biologischer Basis.
- Damit halten sie bereits jetzt die Regularien des ab April 2020 geltenden Bio-Siegels ein.
Kürten-Herweg – Diese Eier-Tankstelle hat rund um die Uhr auf, 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche. Bio-Eier zum Mitnehmen gibt es, sie können in die bereitliegenden Eierkartons gelegt und daheim als Frühstücksei verspeist werden. 35 Cent kostet eines der Mitnehm-Eier, die im Selbstbedien-Kühlschrank auf Interessenten warten.
Heutzutage müsse man mit Besonderem aufwarten, findet Felix Korff (26), Landwirt in vierter Generation in Herweg. Mit Freundin Marlene Johnen bewirtschaftet er den Hof auf biologischer Basis. „Wir haben auf Bio umgestellt“, sagt der junge Mann. Das trifft, nach einer zweijährigen Umstellzeit, ab April 2020 auf das Fleisch der am Hof grasenden Limousin-Fleckvieh-Rinder zu. Die braunen Eier der rund 170 Lohmann’schen Legehennen sind schon seit längerem „bio“, auch einen Hahn im Korb gibt es.
Neugierige Wanderer
Ein Hinweisschild am nahen Wanderweg unterhalb des Gewerbegebietes macht auf den unerwarteten Eier-Service aufmerksam. „Hier gibt’s täglich frische Eier“ ist da neu zu lesen, der Korff-Hof liegt vom Wege-Abzweig nur 50 Meter entfernt. Neugierige Wanderer sollen abbiegen und schauen.
Diese Idee ist nicht neu, auch andere clevere Landwirte werben mit dieser Art der Eierabgabe. „Eiernotdienst“ heißt es dann zum Beispiel, andernorts gibt es Eier-Automaten zur Bedienung. Im Frühjahr hat der Jung-Bauer mit seiner Vermarktungsidee angefangen. „Das läuft gut seitdem“, findet die Freundin. So etwa 120 Eier sind es, die täglich im Mitnahme-Büdchen verkauft werden. Alles auf Vertrauensbasis. Die meisten Kunden hielten sich an den angeschlagenen Verkaufspreis, manche zahlten sogar mehr als verlangt. Dass jemand gar nichts zahle, komme wirklich nur selten vor.
Anders als im Supermarkt
Das Büdchen aus hellem Holz ist die Verkaufsstelle, Eier-Käufer gehen einfach hinein, bedienen sich und geben den kleinen Cent-Obolus in die Kasse. Mindestmengen gibt es nicht,ab einem Ei ist man dabei. Dass es nebenher noch Informationen zur Oktober-Schlachtung der Weiderinder gibt (mit Voranmeldung) und allerlei Infoblätter zum Bio-Hof ausliegen, ist der Mitnahmeeffekt, auf den Korff hofft. „Wanderer, ja die kommen“, sagt er.
Andere, die vorbeischauen, arbeiten im benachbarten Gewerbegebiet Herweg. Ganz so abseitig liegt der Hof nämlich nicht: In Herweg sind zahlreiche Unternehmen ansässig, von Radio Berg bis zum Entsorger Neuenhaus. „Es gibt Kunden, die sind schon ganz früh am Morgen hier“, sagt Felix Korff. Abends machen er und seine Freundin die Runde zu den Nestern und geben die tagesfrisch gelegten Eier in den kleinen Kühlschrank. Die Tür ist gläsern, wer will, kann sich also sein Lieblings-Ei vorab aussuchen. Dass nicht immer alle gleich aussehen, sei nun mal so. „Etwas anders als im Supermarkt“, erzählt er mit einem Lachen. Rund ein Viertel der Bio-Eier verkauft Korff an zwei Restaurants. Stolz ist der Landwirt, „dass die Jung-Küken im Alter von etwa 20 Wochen von einem Bio-Hof kommen, der auch die männlichen Küken aufzieht und nicht schreddert“.
Am Verkaufsbüdchen steht: „Zu den Hühnern“. Vorbei am Zaun und einige Schritte über eine Wiese ist der „Hühnerhof“ schnell erreicht. Freiraum satt gibt es auf 1000 Quadratmetern, und jedes Huhn hat seinen eigenen Platz fürs Picken, fürs Scharren und zum Schlafen.
Nebenan, in Sichtweite hinter dem nächsten Zaun, stehen die Rinder, viele mit Kälbern an ihrer Seite. Für Milchviehhaltung reiche die Wirtschaftsfläche nicht aus, deshalb die Umstellung auf die Fleisch-Rinder. Dennoch: Als Haupterwerb wäre es schwierig, den Hof zu führen, erklärt der Landwirt, der selbstständig im Gartenbaubereich arbeitet.