Das Tierheim in Kürten schlägt Alarm. Wenn es keine Einigung mit den Kommunen bei den Tier-Pauschalen gibt, muss die Einrichtung schließen.
KürtenEinziges Tierheim in Rhein-Berg steht vor dem Aus
Der Vertrag ist gekündigt, und ob es eine Einigung gibt, ist offen. Zum 31. Dezember 2023 hat der Tierschutzverein Rhein-Berg fristgerecht den Fundtiere-Vertrag mit Rhein-Bergs Städten und Gemeinden gekündigt.
Gibt es keine Einigung, können die Kommunen ab 2024 keine Fundtiere mehr im Tierheim Kürten abgeben. Schlimmer noch: Die Schließung des Tierheims steht als Möglichkeit im Raum. Dies aber wollen Geschäftsführerin und Tierheim-Leiterin Heidi Ruge sowie die Kommunen verhindern.
Im Kern geht es ums Geld: Die Pauschalen, die Städte und Gemeinden für die Unterbringung „ihrer“ Tiere zahlen, sollen steigen. Sie seien seit 2010 nicht mehr verändert worden, sagen die Tierschützer. Die Inflation zwinge dazu, die Pauschalen zu erhöhen. Dem müssen die Kommunen zustimmen. Ohne Einigung ist das Tierheim-Aus besiegelt.
Kürten: Steigende Preise treffen Tierheim hart
Dass dass Kürtener Tierheim finanziell noch nie auf Rosen gebettet ist, ist bekannt. Jetzt aber kommt es knüppeldick: Steigende Preise für Energie, für Tierfutter und Medizin haben den Tierschutzverein Rhein-Berg als Träger in eine existenzbedrohende Situation gebracht. „Gelingt keine Einigung bei den Tier-Pauschalen, muss das Tierheim in Kürten-Weier geschlossen werden“, sagt Heidi Ruge.
Eine andere Wahl als diesen harten Schnitt gebe es nicht. Aus der Bergisch Gladbacher Verwaltung wird sogar von einer drohenden Insolvenz des Vereins gesprochen. Dies weist die Tierheimleiterin aber entschieden zurück. Sie hoffe, dass sich Kommunen und Vereine auf eine Lösung verständigten.
Das Tierheim ist Auffangstation für alle Fundhunde aus Bergisch Gladbach, Kürten, Overath, Rösrath und Odenthal. Ohne die Kürtener Einrichtung müssten die Hunde in andere Tierheime gebracht werden. Städte und Gemeinde zahlen der Einrichtung eine nach Einwohnerzahl gestaffelte Pauschale für die Hunde-Aufnahme.
„Es muss sich etwas bewegen“, so Ruge. Dreiviertel der Tiere, die im Tierheim seien, würden als Fundhunde von den Kommunen angegeben. Wobei der Begriff Fundhunde nicht ganz passe. Darunter seien auch viele Tiere, meist Hunde, die die Ordnungsämter den Eigentümern abnähmen, aus welchen Gründen auch immer, sagt Ruge.
Bei den Hunden seien immer auch einige darunter, die schwer vermittelbar seien, teils auch sogenannte gefährliche Hunde. Diese Tiere würden eine deutlich längere Zeit im Tierheim verbringen als üblich. Die Gespräche, die der Verein mit allen Kreis-Kommunen und dem Rheinisch-Bergischen Kreis führe, seien nach ihrer Auffassung auf einem positiven Weg, sagt die Tierheimleiterin.
Ohne eine Anpassung der Pro-Kopf-Pauschale könne das Tierheim aber nicht weiter arbeiten. „Die Energielage hat alles verschärft“, klagt sie. In den Gesprächen mit den Vertretern der Kommunen habe sie das Gefühl, dass alle dem Tierheim helfen wollten.
Mögliche höhere Ausgaben müssen die Kommunen in ihre Haushaltspläne für 2023 einarbeiten. In Bergisch Gladbach weist der entsprechende Posten bislang 37.000 Euro, angelehnt an die 2022er-Zahlen, für 2023 wird nun mit 70.000 Euro zusätzlich gerechnet. Bis zur Verabschiedung des Haushalts Ende März sollte eine Einigung erzielt werden, hofft Heidi Ruge. Für den Verein seien neben den Pauschalen aus den Kommunen auch die Mitgliedsbeiträge, Spendengelder und die Erlöse aus den regelmäßigen Trödeltagen wichtig. Ein falsches Signal an die Mitglieder dürfe von den Verhandlungen nicht ausgehen.
Der Tierschutzverein besteht seit fast 60 Jahren. Nach kleinen Anfängen entstand ein erstes Tierheim in Kürten-Petersberg. Das jetzige Tierheim wurde im November 2006 errichtet, entscheidend von der damaligen ehrenamtlichen Geschäftsführerin Hedi Rupp angestoßen. Das Kürtener Tierheim trägt sich nahezu ausschließlich aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden. Parteien wie die FDP Kürten spenden regelmäßig. Vereinzelt profitiert das Haus auch von Erbschaften.