Bislang verhindert ein Funkfeuer im Ortsteil Offermannsberg den Bau von Windkraftanlagen in Kürten.
Erneuerbare EnergieFunkfeuer am Offermannsberg in Kürten verhindert Windkraftanlagen
Wer vom Ort Kürten zum rund zwei Kilometer entfernten Weiler Offermannsberg kommt, wird das Entscheidende vielleicht gar nicht bemerken. Wo sich die beiden Fahrstraßen kreuzen, am höchsten Punkt mit guter Weitsicht nach Köln und einem Wegekreuz, liegt das Funkfeuer VYPER.
Ein paar Antennchen ragen aus der Wiese, die an dieser Stelle einen verdächtigen Buckel macht. Talwärts führt die Fahrstraße nach Petersberg, von Kürten aus geht es weiter ins Dorf Olpe. Viel verborgene Technik gibt es am Offermannsberg, die nur die Fachleute erkennen. Das Gelände ist abgezäunt, Zutritt für Neugierige nicht gestattet.
Das Funkfeuer dient den Flugzeugen bislang als Hilfe bei ihrer Navigation vom oder zum nahen Flughafen in der Wahner Heide. 15 Kilometer liegt der Airport Köln/Bonn entfernt, das ist für die Flugzeuge eine Kleinigkeit. Amplitude hebt und senkt sich Immerhin ist das Signal, das vom Funkfeuer ausgesendet wird, für alle 150 000 Flugbewegungen pro Jahr am Flughafen wichtig.
Offermannsberg: Hilfe bei der Navigation
Auch Maschinen, die den Offermannsberg einfach so in einer Höhe von 10.000 Metern oder mehr überfliegen, navigieren mithilfe der Anlage. Ausgesendet wird ein technisches Signal mit einer Amplitude, die sich alle zwei Sekunden hebt und senkt und mit Morsekennzeichen versehen ist.
So ein Signal ist vielleicht aus einem anderen Zusammenhang bekannt: Mit diesen Pling-Pling-Signalen hatten vor Jahren Experten gehofft, das im Indischen Ozean verschollene Flugzeug MH 370 zu finden. Das gelang allerdings nicht. Wichtig ist das Funkfeuer vom Offermannsberg auch für die Windkraftanlagen.
Weil die Technik derart empfindlich ist, darf sie von den robusten Windrädern nicht tangiert werden. Ein Funkfeuer gilt nach wie vor als Hindernis, um in der Umgebung Windkraftanlagen zu errichten.
Windkraft in Rhein-Berg: Am Pferdskopf vorstellbar
So wird es bislang auch in Kürten gehalten. Das Gemeindegebiet ist frei von Windkraftanlagen. Obwohl in der Umgebung von der kleinen Siedlung Delling mit ihrer Handvoll Häuschen, und zwar im Waldgebiet an der Erhebung Pferdskopf, Flächen für einige Windräder vorhanden wären.
Auch Lindlar und Wipperfürth sind bislang von dieser Tabuzone für Windräder betroffen. In den beiden Nachbargemeinden gehen interessierte Anlagenbauer allerdings davon aus, dass die Bedeutung des Offermannsberger Funkfeuers künftig abnehmen wird.
2025 könnte es sogar abgebaut werden, berichten die Interessenten. Das Unternehmen Abo-Wind aus Wiesbaden und Mitbewerber UKA („Umweltgerechte Klimaanlagen“) aus Meißen haben Windkraftpläne für Wipperfürth und Lindlar, bei einem Abbau des Funkfeuers würden alle Mindestabstände zur Bebauung eingehalten.
Windräder: 160 Meter Nabenhöhe
Auch die Energiegenossenschaft Bergisches Land, die mit der Gelsenwasser AG einen Windpark an der Autobahn A4 betreibt, hat Interesse an Projekten in den Nachbarkommunen signalisiert. Die Genossenschaftler sehen in der Kürtener Funkfeuer-Anlage kein Problem mehr. Windräder mit einer Nabenhöhe von bis zu 160 Metern könnten an geeigneten Stellen entstehen, heißt es bei den Kürtener Nachbarn.
In der Gemeinde Kürten ist das Thema Windkraft derzeit noch nicht wieder in den Beratungen angekommen. Eine Studie des Energieversorgers Belkaw hat im vergangenen Jahr den Pferdskopf als mögliches Gebiet benannt, schon vor etwa 15 Jahren hatte die Belkaw dieses Resultat erhalten.
Gemeinde Kürten: Bis zu fünf Windräder
Vier bis fünf Windräder wären hier wohl möglich. Das Gelände am östlichsten Zipfel von Kürten wäre das einzige Gebiet auf dem Gelände der Gemeinde Kürten, das eine lohnenswerte Windausbeute ermögliche, berichtete der Energieversorger. Auch andere Höhenflächen, von denen es in Kürten zahlreiche gibt, kamen laut Belkaw nicht in die engere Windkraftauswahl.
Die Planungen für mögliche Windräder müssten mit den Sicherheitsstandards für die Flugfeuer abgeglichen werden, betonten seinerzeit Verwaltung und Politik. Pläne privater Investoren für Windkraftanlagen in Kürten haben sich bislang nicht realisieren lassen.
Eine Vorrangfläche, die die Kommune vor Jahren im Ortsteil Herweg einzurichten gedachte, scheiterte an ihrer Größe. Windkraftbetreiber hätten an dieser Stelle keinen wirtschaftlichen Betrieb ihrer Anlagen erreichen können, die Fläche hatte nicht die erforderliche Größe. Zuletzt hat sich Bürgermeister Willi Heider aufgeschlossen gezeigt, auch mit Blick auf das Ziel der Kommune, spätestens 2045 klimaneutral zu sein.