Vom Marihuana der Ehefrau wusste der Kürtener nichts. Doch dann kam die Polizei und drehte die Wohnung auf links – aber seinetwegen.
ProzessPolizei durchsucht in Kürten Wohnung wegen Waffenbesitzes und findet Marihuana der Ehefrau
Wenn Eheleute kleine Geheimnisse voreinander haben, kann das dumm enden. Zum Beispiel dann, wenn die Polizei zu einer Hausdurchsuchung wegen illegalen Waffenbesitzes bei ihm erscheint und zusätzlich bei ihr reichlich Marihuana findet.
So hatte sich das die mit ihrem Ehemann Karl-Heinz in Kürten lebende Annika P. (Namen geändert), eine niederländische Staatsbürgerin, nicht gedacht. Aus ihrer alten Heimat hatte sie ein dort nicht strafbares Laster mitgebracht, den Marihuana-Konsum. Um die Droge nicht teuer auf dem Schwarzmarkt kaufen zu müssen, baute die 52-jährige Großmutter sie gleich selbst an. Die Ernte bewahrte sie in Tupperdosen in der Wohnstube auf.
Am Anfang stand eine Telefonüberwachung
Vermutlich hätte sich niemals ein Polizist in Annikas Wohnzimmer verirrt – wenn nicht Ehemann Karl-Heinz auf Abwege gekommen wäre. Karl-Heinz hatte sich, wofür auch immer, in dunklen Kanälen eine Schusswaffe besorgt, eine Sig Sauer Mosquito, und dazu mehr als 100 Schuss Munition.
Wegen der Sache musste sich der Kürtener schon vor einiger Zeit bei Amtsrichterin Birgit Brandes verantworten und kassierte ein Jahr und vier Monaten Haft auf Bewährung. Aufgeflogen war Karl-Heinz, weil die Waffe traditionsbewusst über Telefon statt online bestellt hatte und die Polizei den Anschluss seines Lieferanten in Hagen überwachte.
Das war der Grund dafür, dass die Polizei in Kürten anrückte und Schusswaffe und Munition sowie als Beifang auch Tupperdosen-Marihuana sicherstellte.
Beim Prozess gegen seine bessere Hälfte saß Karl-Heinz wieder im Zuschauerraum von Saal 106. Den Saal kannte er ja schon. „Ich hatte mir ja eigentlich vorgenommen, dass Sie mich nie wieder sehen“, sagte er zu Richterin Brandes, nachdem die ihn begrüßt hatte, „aber ich konnte meine Frau ja nicht allein gehen lassen“.
Angeklagte aus Kürten hatte keinen grünen Daumen
Und so saß Mosquito-Karl-Heinz als moralische Unterstützung für seine Frau im Zuschauerraum. Annika P. legte ein umfassendes Geständnis ab, was sie im Übrigen auch schon vor den Ermittlungsbeamten der Polizei getan hatte. „Sie hat sich selbst ans Messer geliefert“, sagte Richterin Brandes. Die Richterin und der Ankläger hielten der 52-Jährigen außerdem zugute, dass sie wohl nicht gerade einen „grünen Daumen“ gehabt habe und ihr Marihuana von derart schlechter Qualität gewesen sei, dass es nur zum Eigenkonsum getaugt habe.
Auf diese Weise kam das Gericht trotz der beachtlichen Gesamtmenge von 216 Gramm noch auf einen minder schweren Fall des Drogenbesitzes, wodurch die ansonsten unbescholtene junge Oma nicht zu einer Freiheitsstrafe verdonnert wurde, sondern zu einer Geldstrafe: Mit 1200 Euro, 120 Tagessätzen zu jeweils zehn Euro, ist sie dabei.