Fast alle Plätze sind belegt: Die Gemeinde Kürten sucht Plätze für Kriegsvertriebene aus der Ukraine und andere geflüchtete Menschen.
Plätze gesuchtWo die Gemeinde Kürten Geflüchtete unterbringen will
Händeringend sucht die Gemeinde Kürten derzeit nach Wohnraum für Kriegsvertriebene aus der Ukraine und für Geflüchtete aus anderen Kriegs- und Krisenregionen dieser Welt. Die von der Verwaltung angemieteten Wohnungen sind nahezu vollständig belegt, und eine schnelle Lösung scheint nicht in Sicht.
Zunächst soll es gelingen, eine Unterkunft im Gewerbegebiet Broich herzurichten (für perspektivisch 80 Personen) sowie das Gebäude Alte Schule in Eichhof für etwa 22 Personen zu nutzen. Ende November, so die aktuellsten Zahlen, waren 214 der 222 vorhandenen Plätze belegt.
Kürten: Alte Jugendherberge liegt brach
Als weitere Lösung kursiert im Rathaus die Idee, das Gelände der Alten Jugendherberge in Kürten als Aufstellplatz für Wohncontainer zu nutzen. Seit langem liegt diese Fläche brach, sie befindet sich im Eigentum der Kommune. Im Januar 2007 hatte die Verwaltung das Gebäude abgebrochen.
Seitdem wurden immer mal wieder Ideen geprüft, das freie Gelände oberhalb der Wipperfürther Straße zu erschließen. Es gab ein Seniorenprojekt Wohnen im Park und mehrere Anläufe, eine Wohnbebauung zu ermöglichen. Auch die kommunale Erschließungsgesellschaft wurde als Vermarkter häufig genannt. Passiert ist bislang nichts.
Aber das Gelände hat eine Vorgeschichte beim Thema Geflüchtete: Als „Wohnheim für Asylbewerber“ beziehungsweise „Übergangswohnheim Wiedenhof“ ist es von 1993 bis 2003 genutzt worden; das war in den Jahren des Balkankonflikts.
1928 als Wohlfahrtshaus des Landkreises Wipperfürth errichtet, übernahm der Deutsche Jugendherbergsverband das Haus schon zu Anfang der 1930er-Jahre. 1989 lief nach fast 60 Jahren der Herbergsbetrieb aus, es folgte eine kurzzeitige Umwidmung als „Begegnungsstätte Kürten-Center“.
Gemeinde Kürten kaufte die Jugendherberge 1992
1992 erwarb die Gemeinde Kürten das Haus für 643.000 Mark vom Kreis und richtete ein Wohnheim für Asylbewerber ein. 30 Personen wohnten noch 2003 in der ehemaligen Jugendherberge. In jenem Jahr schloss die Bauaufsicht des Kreises das Haus wegen Brandschutzmängel in der ersten Etage.
Bei einer Begehung war aufgefallen, dass ein Fluchtweg fehlte und keine feuersicheren Abschlusstüren vorhanden waren. „Der Gesamtzustand ergibt ein enormes Instandhaltungsdefizit“, fassten Fachleute damals in einer Mängelliste zusammen. Eine Weiternutzung sei nur noch eingeschränkt möglich, hieß es damals.
Der Kürtener Bürgermeister, damals Ulrich Michael Iwanow, berichtete der Politik, die Renovierung werde geschätzt 150.000 Mark kosten. Iwanow: „Einzige Möglichkeit ist der Abriss der Jugendherberge.“ Das freie Grundstück könne anschließend gewinnbringend an einen Investor verkauft werden. Jahre später nannte die Gemeinde Kosten von 1,6 Millionen Euro bei einer „Totalsanierung“.
Die Kommune hatte das Gebäude 1993 modernisiert, mit Einrichtung einer neuen, angepassten Elektroinstallation, mit Einbau von Brandschutztüren sowie Brandschutzverkleidungen an Decken und Dachdecken sowie an einigen Wänden. 1997 musste die defekte Ölheizkesselanlage ausgetauscht werden, fortan wurde mit Erdgas gearbeitet.
Ein Nebengebäude, errichtet in Holzbauweise und ebenfalls zur Unterbringung genutzt, befand sich laut Gemeinde in einem guten Zustand. Für die Sanierung des Gebäudes flossen damals rund 326.000 Mark an die Gemeinde.